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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Beer lebte allein in einem Haus mit vierzehn Zimmern, das vor Einsamkeit knarrte und das Lachen seiner Rancharbeiter aufzusaugen schien, denen Jim jeden Morgen in seiner riesigen Küche ein Frühstück zubereitete. Nach Jim würde keiner mehr kommen, der noch aus dem gleichen Schrot und Korn war, und wenn er zurückdachte, womit sein Untergang begonnen hatte, dann kam er immer wieder zu dem Ergebnis, daß es die Affäre mit der Hexe gewesen war, die früher in Theos Hütte am Rande der Ranch gelebt hatte. Seitdem lastete ein Fluch auf ihm, oder zumindest glaubte er das. Und wäre die Hexe nicht schon vor zehn Jahren mit dem Eigentümer des Lebensmittelladens zusammen abgehauen, so hätte er jetzt steif und fest behauptet, daß die Verstümmelung seines Viehs auf ihr Konto ging.
    Gabe schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, Jim. Ich kann ein paar Proben nehmen und ein paar Tests durchführen, aber ich weiß nicht, was wir hier vor uns haben.«
    »Glauben Sie, es waren Kinder? Vandalen?«
    »Kinder kippen Kühe manchmal um, Jim. Aber die hier sehen aus, als wären sie aus zehntausend Meter Höhe runtergefallen.« Gabe wußte, was allem Anschein nach passiert war, aber er war einfach nicht bereit, es zuzugeben. Ein Lebewesen, das zu so etwas in der Lage gewesen wäre, existierte gar nicht. Es mußte eine andere Erklärung geben.
    »Sie sagen also, es waren Außerirdische?«
    »Nein, ich sage definitiv nicht, es waren Außerirdische. Ich sage nicht Außerirdische.«
    »Irgendwas war hier. Sehen Sie mal da die Spuren. Ein Satanskult?«
    »Verdammt noch mal, Jim, wenn Sie nicht auf der Titelseite von Total bescheuert auftauchen wollen, dann hören Sie lieber auf, so daherzureden. Ich kann Ihnen nicht sagen, was für das hier verantwortlich ist, aber ich kann sagen, was es garantiert nicht war. Es waren keine Außerirdischen, keine Satanisten und auch nicht der Bigfoot im Vollrausch. Ich kann ein paar Proben nehmen und einige Tests machen, und dann kann ich Ihnen, vielleicht - vielleicht, wohlgemerkt - sagen, was es war, das das hier getan hat. In der Zwischenzeit rufen Sie besser die Typen vom Landwirtschaftsministerium an, damit die sich das mal ansehen.«
    »Das kann ich nicht, Gabe.«
    »Warum nicht?«
    »Ich kann nicht zulassen, daß Fremde auf meinem Land rumlaufen. Ich will nicht, daß das hier nach außen dringt. Deswegen habe ich ja Sie angerufen.«
    »Was ist das?« Gabe hielt den Finger in die Höhe, um konversationstechnisch am Ball zu bleiben, und schaute zu den Hügeln: ein Motorengeräusch. Einen Augenblick später tauchte auf dem Hügelkamm ein roter vierradgetriebener Pick-up auf und kam auf sie zu.
    »Es ist besser, wenn Sie gehen«, sagte Jim Beer.
    »Warum?«
    »Es wäre einfach besser. An diesem Ende der Ranch soll sich außer mir niemand rumtreiben. Deswegen sollten Sie jetzt wirklich verschwinden.«
    »Das ist doch Ihr Land?«
    »Mein Junge, wir springen jetzt in Ihren Wagen und verduften.«
    Gabe kniff die Augen zusammen, um den Pick-up besser sehen zu können, und fing plötzlich an zu winken. »Das ist Theo Crowe«, sagte er. »Was macht der denn in so 'nem Ding?«
    »Au Scheiße«, sagte Jim Beer.
    Theo steuerte den Pick-up neben Gabes Wagen, würgte den Motor ab und kletterte heraus. Gabe hatte den Eindruck, daß der Constable aussah, als sei er stinksauer, doch er war sich nicht ganz sicher, weil er diesen Gesichtsausdruck bei Theo noch nie gesehen hatte. »Tag, Gabe. Jim.«
    Jim Beer starrte auf seine Stiefelspitzen. »Constable.«
    Gabe bemerkte, daß Theo zwei Pistolen in seiner Jeans stecken hatte und auf der einen Seite ganz voller Staub war. »Hallo, Theo. Hübscher Wagen. Jim hat mich angerufen, damit ich rauskomme und mal einen Blick auf ...«
    »Ich weiß, was das ist«, sagte Theo und zuckte mit dem Kopf in Richtung der zermanschten Kuh. »Zumindest glaube ich das.« Er schlenderte auf Jim Beer zu, der den Anschein erweckte, er hätte sich am liebsten ein Loch in den Bauch gestarrt, um darin zu verschwinden.
    »Jim, Sie haben da hinten eine Speed-Küche, die genug Stoff produziert, um ganz Los Angeles unter Strom zu setzen. Wollen Sie mir darüber vielleicht was erzählen?«
    Es schien, als hätte jemand den Stöpsel gezogen, und mit einem Mal strömte sämtliche Lebensenergie aus Jim Beer heraus Er kippte nach hinten und blieb mit gespreizten Beinen auf dem Boden sitzen. Gabe hatte ihn gerade noch rechtzeitig am Arm gepackt, um zu verhindern, daß er sich das Steißbein brach.

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