Der Lustmolch
'nem Eimer Gips. Selbst wenn es ein Schwindel ist, will ich ihn zumindest dokumentieren.«
Theo war auf dem Weg zum Pick-up, doch er machte kehrt, als er im Schuppen ein Handy klingeln hörte. Er ging hinein, fand das Handy und schaute auf dem Display nach der Nummer des Anrufers. Es war Sheriff Burtons Privatnummer. Er zog seine Magnum .357 und zerschoß das Telefon in tausend Einzelteile. Als er wieder aus dem Schuppen herauskam, sah er, daß sich Gabe hinter dem Kotflügel des roten Pick-up versteckte und Skinner zusammengekauert auf der Ladefläche lag.
»Was zum Teufel soll das heißen, du hast eine Verabredung?«
-21-
GABE UND THEO
»Hier habe ich die Ratten gefunden, die nicht mit den anderen mitgezogen sind«, sagte Gabe, als sie in den Fly Rod Trailer Park einbogen.
»Das ist ja hübsch«, sagte Theo, der nur mit halbem Ohr zugehört hatte.
»Hab ich dir erzählt, daß Stanford mir die Resultate von der Analyse der Hirnchemie geschickt hat? Ziemlich interessant, aber ich bin nicht sicher, ob sich dadurch das Verhalten erklären läßt.«
»Bitte, nicht jetzt, Gabe.« Theo stieg auf die Bremsen, und der Wagen kam mit einem Ruck zum Stehen. »Was zum Teufel?« In Molly Michons Trailer brannte kein Licht, doch auf dem leeren Stellplatz nebenan standen mehrere gutgekleidete Erwachsene mit Kerzen in den Händen im Kreis herum.
»Gottesdienst?« schlug Gabe vor. »Es ist Sonntag abend.«
»Das letzte Mal, als ich hier war, stand da ein Trailer«, sagte Theo. »Genauso einer wie der auf der Ranch.«
»Ich weiß. Auf dem Standplatz habe ich die Ratten mit dem niedrigen Serotoninspiegel gefunden.«
Theo stellte den Motor ab, zog die Handbremse und kletterte aus dem Wagen. Dann schaute er noch einmal zurück zu Gabe. »Du hast deine Ratten hier gefunden?«
»Die sechs, die ich finden konnte. Aber das ist auch die Stelle, wo die anderen zuletzt registriert wurden, bevor sie verschwunden sind. Ich kann's dir nachher auf der Grafik zeigen.«
»Das wäre gut.«
Theo zog sein Flanellhemd über die Pistolen in seinem Hosenbund und ging auf die Leute zu, die immer noch im Kreis herumstanden. Skinner sprang aus dem Wagen und rannte voraus; Gabe folgte ohne große Begeisterung. Es machte in der Tat den Eindruck, als würden die Leute beten. Sie hielten ihre Köpfe gesenkt, während eine Frau in einem puderblauen Kostüm mit einem Pillbox-Hut auf dem Kopf vorbetete: »Gib uns deinen Segen, o Herr, denn wir haben in unserem Innersten gespürt, wie deine Macht uns angerührt hat, und sind deinem Ruf folgend zu diesem heiligen Ort gekommen, um an diesem Abend ...«
Skinner stieß der Dame seine Nase in den Schritt, und sie quiekte wie ein Pudel nach einem Wespenstich. Alle in der Gruppe hoben die Köpfe und schauten sich um.
»Entschuldigen Sie«, sagte Theo. »Ich wollte Sie nicht unterbrechen, aber was machen Sie hier?« Einige der Männer schauten irritiert und traten hinter die puderblaue Dame, um ihr den Rücken zu stärken.
Die Frau hielt Skinners Schnauze von ihrem Kleid weg, während sie gleichzeitig bemüht war, mit der Kerzenflamme nicht zu nahe an ihre haarspraystarrende Frisur zu kommen. »Constable Crowe? Hab ich recht?«
»Ja, Ma'am«, sagte Theo. Die Frau war zwar mindestens fünf Jahre jünger als er und recht hübsch, wenn man texanische Maßstäbe anlegte und auf wallende Mähnen stand, doch angesichts ihres Kostüms und der Art, wie sie redete, fühlte sich Theo wie ein Erstkläßler, der von seiner Lehrerin beim Essen von Kleister erwischt worden war.
»Wir sind hierhergerufen worden, Constable«, erklärte die Frau. Sie streckte den Arm nach hinten aus, packte eine Frau an der Schulter, die aussah, als wäre sie ihr Klon in Pink, und zog sie nach vorne. Skinner führte auch hier seinen Feuchte-Hundenase-Test durch und verpaßte dem pinkfarbenen Rock einen Stempel. »Margie und ich haben es zuerst gespürt, doch als wir nach der Kirche heute nachmittag davon erzählt haben, meinten die anderen ebenfalls, daß sie sich zu diesem Ort hingezogen fühlten. Der Heilige Geist hat uns hierherbeordert.«
»Frag sie, ob sie irgendwelche Ratten gesehen haben«, sagte Gabe.
»Ruf deinen Hund zurück«, blaffte Theo über seine Schulter hinweg.
Gabe rief nach Skinner, und der Labrador schaute sich um. Ich finde, sie riechen ganz gut, Futter-Typ. Wenn du mich fragst, fick sie, dachte Skinner. Doch alles, was er als Antwort erhielt, war eine kleine Strafpredigt.
»Der Heilige Geist hat Sie
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