Der Lustmolch
Ohne den Kopf zu heben, erklärte Beer: »Als meine Frau weg ist, hat sie eine Urkunde mitgenommen, wonach ihr die Hälfte der Ranch gehört. Sie wollte sie einklagen. Wo sonst sollte ich drei Millionen Dollar auftreiben?«
Gabe ließ seinen Blick von Jim zu Theo wandern, als wollte er sagen: »Was zum Teufel soll denn das nun wieder?«
»Ich erklär's dir später, Gabe. Ich muß dir sowieso noch was zeigen.« Theo schob Jim Beers Stetson zurück, damit er dem Rancher ins Gesicht sehen konnte. »Also hat Burton Ihnen das Geld gegeben, damit er auf Ihrem Land seine Küche aufstellen konnte.«
»Sheriff Burton?« fragte Gabe, der nun gar nicht mehr durchblickte.
»Halt die Klappe, Gabe«, blaffte Theo.
»Nicht alles auf einmal, sondern in Raten. Zum Teufel, was sollte ich denn machen? Mein Großvater hat diese Ranch aufgebaut. Ich konnte doch nicht die Hälfte davon einfach abschreiben.«
»Also sind Sie ins Drogengeschäft eingestiegen?«
»Ich hab die Drogenküche, von der Sie da reden, noch nie gesehen. Und meine Leute auch nicht. Dieser Teil der Ranch ist Sperrgebiet. Burton hat gesagt, er hätte Sie in die Hütte gesetzt, um zu verhindern, daß jemand durch das hintere Tor auf die Ranch kommt. Ich kümmere mich nur um mein Vieh und meine eigenen Angelegenheiten. Ich habe Burton nicht mal gefragt, was er hier draußen treibt.«
»Drei Millionen Dollar! Was zum Teufel haben Sie denn geglaubt, daß er macht? Karnickel züchten?«
Jim Beer gab keine Antwort. Er starrte nur auf den Boden zwischen seinen Beinen. Gabe hielt ihn an der Schulter fest, damit er nicht umkippte, und schaute zu Theo. »Vielleicht können wir das später regeln, Theo?«
Theo drehte sich um und ging in einem engen Kreis umher, wobei er mit den Händen in der Luft herumfuchtelte, als wollte er ein paar nervende Plagegeister verscheuchen.
»Ist mit dir alles in Ordnung?« fragte Gabe.
»Was zum Teufel mache ich jetzt? Heilige Scheiße? Was mache ich? Was sollte ich machen?«
»Dich abregen?« schlug Gabe vor.
»Scheiß drauf! Ich hab hier diverse Morde, Drogenherstellung, irgend so ein verdammtes Riesenvieh von einem Tier, eine ganze Stadt, die durchdreht, mein Wagen ist nur noch Schrott, und ich bin verknallt in eine Frau, die verrückt ist - so was kam in meiner Ausbildung nicht vor! So was kommt in keiner beschissenen Ausbildung vor!«
»Dich abregen ist also zumindest derzeit keine Alternative?« sagte Gabe. »Ich verstehe.«
Theo unterbrach sein panisches Kreisläufertum und wirbelte auf Gabe zu. »Und außerdem hab ich schon seit einer Woche kein Gras mehr geraucht, Gabe.«
»Herzlichen Glückwunsch.«
»Ich bin davon verrückt geworden. Es hat mein Leben ruiniert.«
»Ach, komm schon, Theo. Du hast doch noch nie ein Leben gehabt.« Kaum, daß er es gesagt hatte, fiel Gabe auf, daß er vielleicht die falsche Taktik gewählt hatte, um seinem Freund Trost zu spenden.
»Genau, da war ja noch was.« Theo ging mit großen Schritten auf den roten Pick-up zu und versetzte dem Kotflügel einen Schlag. »Aua! Verdammt noch mal!« Er wandte sich wieder an Gabe. »Und außerdem hab ich mir, glaub ich, gerade die Hand gebrochen.«
»Der Rinderwahnsinn macht mir echt Sorgen«, sagte Jim Beer, der am Boden zerstört dem Stupor anheimgefallen war.
»Halt die Klappe, Jim«, sagte Gabe. »Theo hat 'ne Pistole.«
»Pistolen!« rief Theo.
»Kann's sein, daß ich mich irre«, sagte Gabe, »oder hast du ein riesiges Tier erwähnt?«
Theo massierte sich die Schläfen, als ob er versuchte, auf diese Weise einen zusammenhängenden Gedanken aus seinem Kopf zu quetschen. Nach ein paar Minuten ging er zu der Stelle, wo Jim Beer auf dem Boden saß, und kniete sich vor ihn hin. »Jim, Sie müssen sich mal einen Moment lang zusammenreißen.«
Der Rancher schaute Theo an. Die Falten auf seinen Wangen waren feucht von Tränen.
»Jim, das hier ist alles nie passiert, okay? Sie haben weder mich gesehen, noch haben Sie irgendwas von diesem Ende der Ranch gehört, okay? Wenn Burton Sie anruft, ist alles wie üblich. Sie haben nicht die geringste Ahnung von irgendwas, ist das klar?«
»Nein, mir ist gar nichts klar. Wandere ich ins Gefängnis?«
»Das weiß ich nicht, Jim. Aber ich weiß, daß Burton, wenn er von dem hier erfährt, uns allen einen Heidenärger machen wird. Ich brauche ein bißchen Zeit, um ein paar Sachen herauszufinden. Wenn Sie mir helfen, werde ich tun, was ich kann, um Sie nach Möglichkeit rauszuhalten. Ich verspreche es
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