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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Sie stieß ihn von sich weg, stand auf, zog sich den Rock herunter und marschierte davon. Er wurschtelte sich in seine Hose und schaute sich nach dem Hemd um, das zerfetzt hinter dem Sofa lag. Seine Sonnenbräune endete am Hals und unterhalb der Schultern an den Oberarmen; der Rest seines Körpers war käseweiß. Aus dem Zwischenraum zwischen dem Sofa und dem Couchtisch schaute er mit flehenden Augen zu ihr auf wie aus einem Sarg, in dem er nun lebendig begraben werden würde.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Er schaute ihr nicht in die Augen, und Val bemerkte mit einem Mal, daß er seine Worte an ihre nackten Brüste richtete. Sie zog ihre Bluse zu, und eine wahre Kanonade wüster Beschimpfungen kam ihr in den Sinn, doch was hätte es ihr genützt, diese Bosheiten abzufeuern, außer, daß sie sich beide hinterher geschämt hätten? Er war nun mal, wie er war - ehr-lich und aufrichtig -, und sie wußte, daß er sie nicht hatte verletzen wollen. Also weinte sie und dachte: Na prima, die Heulerei hat mir den Schlamassel hier überhaupt erst eingebrockt!
    Sie ließ sich auf die Couch fallen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Gabe rückte näher und legte seinen Arm um sie. »Es tut mir wirklich leid. Ich bin, was das angeht, ziemlich dämlich.«
    »Du bist prima. Es ist einfach nur zuviel.«
    »Ich gehe vielleicht besser.« Er machte Anstalten aufzustehen.
    Sie packte seinen Arm. »Wenn du jetzt gehst, komm ich dir hinterher und mach dich kalt wie einen tollwütigen Hund.«
    »Ich bleibe.«
    »Nein, geh«, sagte sie. »Ich versteh schon.«
    »Okay, dann gehe ich.«
    »Wag es bloß nicht.« Sie schlang ihre Arme um ihn, küßte ihn heftig und zog ihn auf die Couch hinunter. Ein paar Sekunden später waren sie wieder völlig ineinander verschlungen.
    Jetzt ist aber Schluß mit der Heulerei, dachte sie. Daran liegt's nämlich. Dieser Kerl wird geil, wenn er mich leiden sieht.
    Doch bald darauf waren sie nur noch ein keuchendes, schwitzendes Häufchen auf dem Boden, und der Gedanke an Tränen war Lichtjahre entfernt.
    Und dieses Mal sagte Gabe: »Das war wundervoll.«
    Val bemerkte ein umgekipptes Weinglas neben ihrem Kopf und eine blutrote Lache Cabernet, die sich auf dem Teppich ausbreitete. »Was war's noch mal - Salz oder Mineralwasser?«
    Gabe rückte soweit von ihr ab, daß er ihre Augen sehen konnte, und bemerkte, daß sie auf den Fleck auf dem Teppich gerichtet waren. »Salz und kaltes Wasser, glaube ich. Oder ist das Blut?« Ein Schweißtropfen perlte von seiner Stirn auf ihre Lippen.
    Sie schaute ihn an. »Diesmal hast du aber nicht an dieses Wesen gedacht, das gar nicht existiert, oder?«
    »Nur an dich.«
    Sie lächelte. »Wirklich?«
    »Und an einen Rasentrimmer, seltsamerweise.«
    »Du machst Witze.«
    »Ähm, ja, genau. Ich hab nur an dich gedacht.«
    »Du hältst mich also nicht für ein elendes Miststück wegen dem, was ich getan habe?«
    »Du hast nur versucht das zu tun, was du für richtig gehalten hast. Was kann daran elend sein?«
    »Ich fühl mich elend.«
    »Es ist lange her. Ich bin ein bißchen aus der Übung.«
    »Nein, nicht deswegen. Wegen meiner Patienten. Glaubst du wirklich, daß irgendein Wesen sich auf die Jagd nach ihnen machen könnte?«
    »Das war nur eine Theorie. Vielleicht gibt es so ein Wesen ja überhaupt nicht.«
    »Und wenn doch? Sollten wir nicht die Nationalgarde alarmieren oder so was?«
    »Ich hab mir überlegt, ob ich Theo anrufen soll.«
    »Theo ist doch überhaupt kein richtiger Polizist.«
    »Er hat aber ein Recht darauf, Bescheid zu wissen.«
    Schweigend lagen sie ein paar Minuten lang da und schauten zu, wie sich der Rotweinfleck auf dem Teppich immer weiter ausbreitete, während sie spürten, wie der Schweiß an ihren Rippen heruntertroff, und sie dem Herzschlag des anderen lauschten.
    »Gabe?« flüsterte Val.
    »Ja?«
    »Vielleicht sollten wir zu einer Partnerberatung gehen.«
    »Sollten wir uns vorher nicht lieber erst anziehen?«
    »Das mit dem Rasentrimmer war dein Ernst, oder?« »Ich weiß auch nicht, woher das Bild aufgetaucht ist.« »In San Junipero gibt es angeblich einen guten Partnertherapeuten, außer du würdest lieber zu einer Frau gehen.«
    »Ich dachte, wir wollten die Nationalgarde alarmieren.« »Nur, wenn sich's nicht vermeiden läßt«, sagte Val und dachte. Wenn wir die ganze Geschichte einem Therapeuten erzählen, lasse ich den Teil mit dem umgekippten Weinglas aber aus.
    THEO
    Gibt es irgendwas Nervigeres als Leute, die gerade gevögelt

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