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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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für sich?«
    »Könnte man so sagen.«
    Westie spürte, wie seine Anspannung ein wenig nachließ. »Klar, Mr. Calloway, gar kein Problem. Schließlich, was ist das für ein Unterschied, ob man sich eine Fälschung an die Wand hängt oder das Original?«
    »Wenn die Fälschung perfekt ist, überhaupt kein Unterschied.« Calloway half Westie wieder auf die Füße und klopfte ihm imaginären Staub von den Schultern.
    »Hatten Sie an was Bestimmtes gedacht?«, fragte Westie. »Muss ja nicht was aus dem Lager sein – ich kann Ihnen auch eine Mona Lisa machen, wenn Sie möchten.«
    »Nein, Westie, nicht die Mona Lisa. Das müssen Bilder sein, die unter Verschluss gehalten werden, die die Öffentlichkeit nie zu sehen kriegt.«
    »Von wie vielen reden wir?«
    »Paar Dutzend müssten reichen.«
    Westie blies die Backen auf. »Das ist ein Haufen Arbeit.«
    Calloways Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Du vergisst was – du hast eine Menge wiedergutzumachen nach dem kleinen Scherz, den sich Alice geleistet hat.«
    Westie hob beschwichtigend die Hände. »Kein Problem«, sagte er. »Für Sie kein Problem, Mr. Calloway. Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie mir das zutrauen.« Als er sah, wie sich die Miene des Gangsters wieder entspannte, riskierte er eine Frage. »Ach übrigens, welches Bild haben Sie denn aus dem Lager bekommen?«
    »Utterson heißt der Typ – Abenddämmerung im Rannoch Moor. Und du?«
    »Einen DeRasse«, bekam Westie trotz der plötzlichen Übelkeit heraus.
    »Nie von dem gehört.« Calloways Hände ruhten nach wie vor auf Westies Schultern. »Taugt der was?«
    Westie räusperte sich. »Ist nicht schlecht. Experimentell … stilistisch an Jasper Johns angelehnt, aber ein Stück hipper … Möchten Sie tauschen?«
    Der Gangster lachte, als hätte Westie einen Witz gemacht. Um ihm die Illusion nicht zu nehmen, versuchte Westie ebenfalls zu lächeln, während sein Gehirn verzweifelt aufschrie: Der Utterson! Warum musste es ausgerechnet der verdammte Utterson sein?!
     
    26
     
    Allan Cruikshank saß in seinem Büro in der Zentrale der First Caledonian Bank, Ecke George Street und St. Andrew’s Square. Im Gebäude wurde es allmählich zu eng, aber da es unter Denkmalschutz stand, gab es kaum Möglichkeiten, es gegenwartstauglich zu machen. Allans Büro hatte, nachdem eine Zwischenwand eingezogen worden war, nur noch die halbe Größe des ursprünglichen Raums. Die einzige Aussicht, die ihm das eine verbliebene Fenster bot, war ein schauderhafter Büroblock aus den Siebzigern. Wie alle anderen in seiner Gehaltsstufe auch, arbeitete Allan auf monatliche Zielvorgaben hin. Das Engagement seiner »High Net Worth«-Kunden ließ in letzter Zeit zu wünschen übrig, und er hätte eigentlich ein paar Anrufe machen sollen, vielleicht die eine oder andere Verabredung zum Lunch oder zu Feierabenddrinks arrangieren, um die Kunden dazu beschwatzen zu können, noch etwas mehr von ihrem Geld der Bank anzuvertrauen. Er wusste, dass Mike, wenn er ihn darum gebeten hätte, bestimmt als Kunde eingestiegen wäre, aber dann hätten sie aufgehört, einfach nur Freunde zu sein.
    Aber wem glaubte Allan da was vorzumachen? Sie waren nicht mehr »einfach nur Freunde«, jetzt nach dem gemeinsam durchgezogenen Coup. Und Allan besaß etwas, was er schon immer hatte haben wollen – zumindest theoretisch. Er besaß zwei Gemälde, die die First Caledonian trotz ihrer immensen Finanzkraft, ihres schon vorhandenen umfangreichen Kunstportfolios und ihres eigenen Kurators niemals hätte bekommen können.
    Und diese Tatsache bereitete ihm Albträume. Er glaubte nicht, dass es nur Feigheit gewesen war, Mike die Bilder zur Verwahrung zu überlassen. Es war einfach so, dass die Coultons ihm nichts bedeuteten. Er begriff, dass er mit Westies Kopien genauso glücklich gewesen wäre. Und wenigstens hätte er die offen aufhängen können … Seine Finger glitten über einen Schnitt an seinem Kinn. Er war heute Morgen beim Rasieren nicht ganz bei der Sache gewesen, und viel geschlafen hatte er seit Samstag auch nicht mehr. Er wälzte sich nur im Bett herum und stellte sich vor, wie er in einer Polizeizelle, im Gerichtssaal oder im Gefängnis saß.
    »Du bist ein Idiot gewesen, Allan«, sagte er laut. Nicht dass das Ganze auf seinem Mist gewachsen wäre. Gissing hatte den Einfall gehabt, und Mike hatte ihn realisiert. Ohne Mike und seine Verbindung zu Chib Calloway hätten sie das wahrscheinlich nie durchgezogen. Allans Rolle war zweitrangig, völlig

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