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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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(wenn die Hearts ein Heimspiel hatten und eine Schlägerei mit den auswärtigen Fans im Bereich des Möglichen lag) oder Pub. Vielleicht auf der Rose Street Weiber aufreißen oder im St. James Centre Baggersprüche ausprobieren. Die George Street, die ganzen Boutiquen und Juwelierschaufenster ohne Preisschilder, waren ihm vollkommen fremd – und waren es nach wie vor. Was ihn nicht davon abhielt hierherzukommen: Warum auch nicht? Seine Knete war auch nicht schlechter als die der anderen. Er trug Polohemden von Nicole Farhi und Mäntel von DKNY, Schuhe von Kurt Geiger, Socken von Paul Smith … Er war genauso viel wert wie jeder dieser Scheißer. Mehr als die meisten von ihnen. Er lebte in der realen Welt.
    »Versiffte Scheiße.«
    »Was ist, Boss?«, fragte Glenn, woran Chib merkte, dass er die letzten Worte laut ausgesprochen hatte. Ohne auf ihn zu achten, bat Chib eine gerade vorbeikommende Kellnerin um die Rechnung und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf seine zwei Fußsoldaten. Glenn hatte sich schon draußen umgesehen und gemeldet, dass sich niemand Verdächtiges in der Nähe herumtrieb.
    »Wie steht’s mit Bürofenstern?«, hatte Chib gefragt.
    »Gecheckt.«
    »Vielleicht jemand in einem dieser Läden?«
    »Ich hab’s schon gesagt«, war Glenns pampige Antwort, »wenn da draußen jemand ist, dann ist er besser als gut.«
    »Er braucht nicht besser als gut zu sein«, hatte Chib scharf zurückgegeben. »Nur besser als du.« Dann hatte er wieder angefangen, an seiner Unterlippe zu nagen, so wie er das manchmal tat, wenn er nachdachte. Bis er, nachdem er die Rechnung bezahlt hatte, zu einer Entscheidung gekommen war.
    »Also schön … ihr könnt euch verpissen.«
    »Boss?«, fragte Johnno diesmal, unsicher, ob er sich nicht verhört hatte.
    Chib sagte nichts, aber so wie er die Sache sah, würden die Angels – wenn sie es waren oder jemand ihres Kalibers – eher einen Vorstoß wagen, wenn er niemanden dabeihatte. Und wenn es die Bullen waren … tja, da konnte er sich nicht so sicher sein. Aber wenigstens würde er dann Bescheid wissen, so oder so. Es war ein Plan, wenigstens etwas.
    Der Ausdruck in Glenns Gesicht verriet ihm allerdings, dass es deswegen nicht unbedingt besser als nichts war …
    Chib hatte vor, im Gedränge der Kauflustigen auf der Princes Street unterzutauchen. Autos durften in die Straße nicht rein, also würde ihm ein etwaiger Beschatter zu Fuß folgen müssen. Dann konnte er die steile Treppe neben dem Mound nehmen und zu den ruhigeren Straßen der Old Town hinaufsteigen, Straßen, auf denen Fußgänger leicht auszumachen waren.
    Es war ein Plan.
    Aber nicht viel besser als nichts, wie er bald herausfand. Er hatte Glenn und Johnno befohlen, beim Auto zu bleiben, er würde sie schon rufen, wenn er sie brauchte. Dann war er die Frederick Street entlanggegangen und hinüber auf die weniger bevölkerte Seite der Princes Street – die Seite ohne Geschäfte. Edinburgh Castle ragte hoch über ihm empor. Er konnte die winzigen Gestalten der Touristen ausmachen, die sich über die Mauer lehnten. Er war seit Jahren nicht mehr auf der Burg gewesen; meinte, sich an einen Schulausflug dorthin zu erinnern, aber er hatte sich nach zwanzig Minuten verdrückt und war runter in die Stadt. Vor ein paar Jahren hatte sich jemand, den er kannte, in einer Bar an ihn rangemacht und ihm seinen sorgfältig durchdachten Plan anvertraut, wie sich die schottischen Kronjuwelen stehlen ließen. Doch Chib hatte ihm zum Dank lediglich eine gescheuert.
    »Die Burg ist nicht bloß für die Touris da«, hatte er dem Mann erklärt. »Da sitzt eine richtige Garnison drin. Wie willst du die Juwelen an der Bande vorbeischmuggeln, hä?«
    Er überquerte das untere Ende des Mound an der Ampel und ging weiter zur Treppe. Blieb immer wieder stehen, guckte sich verstohlen um – niemand zu sehen. Aber verdammte Scheiße … als er die Steigung hinaufschaute, wurde ihm erst bewusst, wie steil die Treppe wirklich war. Er hatte keine Übung im Laufen, und die Shopper und Touristen auf der Princes Street hatten seinem Blutdruck auch nicht gerade gutgetan. Allein vom Überqueren der Straße und dem Stress, den Bussen ausweichen zu müssen, war er richtig ins Schwitzen geraten. Was hatte es für einen Sinn, die Straße für Autos zu sperren, wenn sie dafür zu einer Rennbahn für Taxis und Doppeldecker wurde? Er wusste, dass er diese Treppe nie hochkommen würde, also blieb er noch ein bisschen stehen und wägte seine Optionen ab.

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