Der Mackenzie Coup
gern meinen Erfolg unter die Nase.«
Allan sah so aus, als hätte er mehr zu dem Thema zu sagen, aber seine angeborene Vorsicht gewann die Oberhand, und er nickte nur. Ihre Aufmerksamkeit wurde von plötzlicher Musik abgelenkt, die aus einem Auto hämmerte, das langsam auf sie zugefahren kam. Es war ein lackschwarzer BMW, sah wie ein M5 aus. Aus den Boxen Thin Lizzy – »The Boys Are Back in Town« – und auf dem Beifahrersitz der mitgrölende Chib Calloway. Das Fenster war offen, und sein Blick begegnete wieder dem von Mike. Er mimte mit Faust und ausgestrecktem Zeigefinger eine Pistole, zielte auf die zwei Raucher, und sein Daumen schnappte wie ein Hahn herunter. Und dann war er weg.
»Meinst du immer noch, wir hätten sie mit links erledigen können?«, fragte Mike.
»Problemlos«, erwiderte Allan und schnippte die nicht aufgerauchte Hälfte seiner Zigarette auf die Fahrbahn.
An dem Abend aß Mike allein.
Gissing hatte vorgeschlagen, zusammen zu speisen, doch Allan erklärte, dass zu Hause Arbeit auf ihn warte. Auch Mike hatte eine Ausrede parat gehabt und anschließend gehofft, er würde dem Professor nicht später in irgendeinem Restaurant über den Weg laufen, denn er aß lieber allein. Er hatte sich noch eine Zeitung besorgt und auf dem Weg Richtung Haymarket für einen Inder entschieden. Restaurants waren selten auf Leser eingestellt – die Beleuchtung war meist zu schummrig aber er schaffte es, einen Tisch mit einer Wandlampe dahinter zu finden. In der Zeitung las er, dass es eine kritische Zeit für indische Restaurants war: Reisknappheit trieb die Preise in die Höhe, und schärfere Einreisebestimmungen hatten zur Folge, dass weniger Köche ins Land kamen. Als er das dem Kellner gegenüber erwähnte, lächelte der junge Mann nur und zuckte mit den Achseln.
Das Restaurant war ziemlich voll, und Mikes Tisch befand sich nah an einer Gruppe von fünf betrunkenen Männern.
Sie hatten ihre Anzugjacken über die Stuhllehnen gehängt, die Schlipse gelockert oder gleich ganz abgenommen. Arbeitskollegen, vermutete Mike, die nach Büroschluss einen draufmachten, vielleicht zur Feier eines erfolgreichen Deals. Er wusste, wie solche Abende enden konnten. Mitarbeiter hatten gemeint, er schaffe es nie, richtig betrunken zu werden, scheine sich nie richtig zu freuen, wenn ein größeres Geschäft abgeschlossen war. Er hätte ihnen sagen können: Ich verliere nicht gern die Kontrolle, und als PS: Neuerdings. Als sein Essen kam, waren die Männer schon bei Kaffee und Brandy angelangt, was bedeutete, dass sie, als er die Rechnung verlangte, gerade gehen wollten. Einer der Männer verlor beim Versuch, die Arme in seinen Mantel zu bekommen, das Gleichgewicht und drohte, rückwärts gegen Mikes Tisch zu torkeln. Mike streckte eine Hand aus, um ihn zu stützen. Der Besoffene drehte sich um.
»Willste was?«, nuschelte der Mann.
»Nur, dass Sie nicht umfallen.«
Ein anderer aus der Gruppe beschloss einzuschreiten. »Haben Sie ihn angefasst?«, fragte er Mike. Dann, an seinen Freund gewandt: »Hat er dich angetatscht, Rab?«
Aber Rab war vollauf damit beschäftigt, nicht umzukippen, und hatte nichts weiter zum Thema beizutragen.
»Ich wollte ihm nur helfen«, sagte Mike. Die Männer bildeten einen Halbkreis um ihn. Er wusste, wie leicht solche Sachen ausarten konnten – fünf gegen den Rest der Welt.
»Na, dann tu dir jetzt selbst einen Gefallen und verpiss dich«, kläffte Rabs Freund.
»Bevor du eine Flasche im Gesicht hast«, steuerte einer der anderen bei. Die Kellner machten besorgte Gesichter. Einer hatte die Schwingtür geöffnet, um die Küche zu warnen.
»Schön.« Die Hände beschwichtigend erhoben, ging Mike zum Ausgang. Draußen entfernte er sich mit schnellem Schritt und warf immer wieder einen Blick über die Schulter zurück. Sollten sie ihm folgen, wollte er ein bisschen Vorsprung haben. Er war schon fünfzig Meter weiter, als die Männer herauskamen. Sie gingen untergehakt und deuteten über die Straße auf ihr nächstes Ziel: ein Pub.
Haben dich wahrscheinlich längst vergessen, sagte Mike zu sich. Er wusste, dass er die Begegnung im Restaurant nicht vergessen würde. Im Lauf der nächsten Wochen und Monate würde er immer wieder Flashbacks haben und sich dann alternative Szenarien ausmalen, in denen er zuletzt als Einziger aufrecht stand, während die Betrunkenen, alle viere von sich gestreckt, zu seinen Füßen lagen. Mit dreizehn hatte er sich einmal mit einem Jungen aus seiner Klasse
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