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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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selbst in dieses neue Geschäft einzusteigen, wurde ihm klar, dass das eine ziemlich geschlossene Gesellschaft war – was ganz schön nervte, besonders als die Gangs sich dann Edinburgh vornahmen.
    Es war eine kleine Großstadt, keine halbe Million Einwohner. Nicht groß genug, um die Oberligaspieler anzuziehen, was bedeutete, dass ein ziemlicher Brocken des verfügbaren Territoriums Chib gehörte. Er hatte Absprachen mit einem Großteil der örtlichen Bar- und Klubbesitzer. In den letzten Jahren war nie ein Revierkrieg nötig geworden. Chib hatte seine Lehrzeit in solchen Kriegen abgeleistet und sich dabei einen soliden Ruf als Soldat aufgebaut. Er hatte für Billy McGeehan als Türsteher vor dessen Billardhalle und ein paar seiner Pubs in Leith gearbeitet – nur der übliche Samstagabendkram: Stammgäste, die zu fortgeschrittener Stunde zum Randalieren tendierten, Auswärtige, die den Einheimischen blöd kamen. Als Junge hatte sich Chib für einen ganz brauchbaren Fußballer gehalten, aber sein Probetraining bei den Hearts war ein Reinfall gewesen. Er wurde als zu groß, zu ungelenkig abgelehnt.
    »Sattel auf Rugby um, mein Sohn«, hatte ihm der Talentscout geraten.
    Rugby! Von wegen …
    Er hatte es mit Boxen probiert als eine gute Möglichkeit, in Form zu bleiben, aber er konnte sich irgendwie nicht beherrschen. Kaum war er im Ring, wäre er am liebsten mit Füßen, Knien und Ellbogen auf den Gegner losgegangen, hätte ihn zu Boden geprügelt und dann weiter auf ihn eingedroschen.
    »Sattel auf Ringen um, mein Sohn«, hatte der Ratschlag diesmal gelautet. Aber dann war Billy McGeehan mit einem anderen Vorschlag gekommen, einem, der Chib zusagte: Er konnte sich arbeitslos melden, behaupten, er sei auf der Suche nach einem Job, und am Wochenende ein bisschen was für bar auf die Kralle tun – genug, um über die Runden zu kommen, bis das nächste Geld von der Stütze kam. Nach und nach hatte ihn Billy ins Vertrauen gezogen, so dass Chib, als er die Seiten wechselte und anfing, für Lenny Corkery zu arbeiten, einen ordentlichen Fundus an Insiderkenntnissen mitbrachte. Während des folgenden Krieges hatte Billy beschlossen, seine Billardhallen und Pubs abzustoßen und nach Florida auszuwandern, wodurch Lenny Corkery als alleiniger Boss und Chib als dessen getreuer Leutnant übrig geblieben waren.
    Doch dann war Lenny auf dem elften Fairway in Muirfield tot umgefallen, und Chib sah seine Stunde gekommen. Er hatte sowieso schon seit einer Weile mit dem Gedanken gespielt, ohne dass Lennys Männer Einwände erhoben hätten – jedenfalls keine hörbaren.
    »Ein reibungsloser Übergang ist immer das Beste fürs Geschäft«, hatte einer der Klubbesitzer gemeint.
    Reibungslos in den ersten paar Jahren jedenfalls …
    Seit einer Weile lief aber so manches schief. War nicht seine Schuld, nicht ausschließlich: Die Bullen hatten eine Lieferung Koks und Ecstasy abgefangen, direkt nach der Geldübergabe, was für Chib als den Käufer einen doppelten Verlust bedeutete. Das war weniger gut, besonders weil er noch wegen einer Lieferung Gras, die auf einem norwegischen Trawler ins Land gekommen war, in der Kreide stand. Die Lieferanten, ein Chapter von Hell’s Angels aus einer Stadt mit einem unaussprechlichen Namen, hatten ihm eine Zahlungsfrist von neunzig Tagen eingeräumt.
    Das war vor hundertzwanzig Tagen gewesen.
    Und es wurden täglich mehr.
    Er hätte nach Glasgow fahren, sich bei einem der dortigen Schwergewichte ein Darlehen besorgen können, aber das hätte Gerede verursacht und einen Gesichtsverlust bedeutet. Das kleinste Anzeichen von Schwäche, und schon würden die Geier über ihm kreisen … und schlimmer.
    Er hatte diese zwei Tassen italienischen Kaffee hinuntergekippt, ohne was zu schmecken, aber sein Herzklopfen verriet ihm, dass sie extrastark gewesen waren. Er hatte sich mit Johnno und Glenn, seinen Begleitern, in eine Nische am Fenster gequetscht, während sich gut aussehende Frauen an den anderen Tischen niederließen und sie keines Blickes würdigten. Eingebildete Schlampen. Er kannte die Sorte: shoppen bei Harvey Nicks, später Cocktails im Shining Star und dazwischen ein Salatblatt, um nicht aus den Pantinen zu kippen. Ihre Männer und Freunde waren wahrscheinlich Banker oder Anwälte – Blutsauger, mit anderen Worten. Protzige Häuser im Grange, Skiurlaub, Dinnerpartys. Das war ein Edinburgh, von dem er früher kaum etwas mitbekommen hatte. Für ihn als jungen Mann bedeuteten die Samstage Fußball

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