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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Experten auf seinem Gebiet zu werden.
    »Wach auf, Blödmann«, sagte Calloway zu Mike. »Zeit für eine Tracht Prügel.«
    Hate hatte sich eine der Roten gegriffen und kam jetzt langsam auf die Stuhlreihe zu. Während er ging, warf er die Kugel immer wieder in die Luft und fing sie jedes Mal mit einem Aufklatschen in der hohlen Pranke auf.
    »Gibt’n Haufen Leichen zu entsorgen«, sagte er nachdenklich.
    »Gibt mehr als genug letzte Ruhestätten«, versicherte ihm Calloway. »Wir haben die Nordsee und die Pentland Hills, ganz zu schweigen von den ganzen Baustellen in Granton …« Dann zu Mike: »Von Freund Westie hier hab ich schon eine ausführliche Entschuldigung zu hören bekommen.« Er machte Anstalten, dem jungen Mann die Wange zu tätscheln, worauf der in Erwartung von etwas Schlimmerem zusammenzuckte und die Augen zukniff. Als er das bemerkte, schmunzelte Calloway und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Mike. »Was Erklärungen angeht, hatte er allerdings nicht viel zu bieten.«
    »Du erwartest von mir, dass ich dich ins Bild setze?«
    »Bevor wir dich ins Grab legen«, knurrte Hate.
    »Ich hoffe, die witzig sein sollenden dämlichen Bemerkungen werden nicht extra berechnet«, entgegnete Mike. Hate schloss die Finger um die Snookerkugel und holte mit der Faust aus.
    »Ich hab’s Ihnen gesagt, Hate – er gehört mir!«, bellte Calloway mit einem drohend ausgestreckten Finger.
    »Sie haben mir nichts zu befehlen«, erklärte Hate dem Gangster.
    »Meine Stadt, meine Gesetze«, zischte Calloway zurück. Man meinte, zwei eingesperrte Raubtiere zu sehen, die blutrünstig und mörderisch ihr Revier verteidigten.
    Hate spuckte auf den Fußboden und ließ dann einen Teil seiner angestauten Wut an der Kugel aus, die er gegen die Wand hinter der Stuhlreihe schleuderte. Als sie – außerhalb von Mikes Gesichtsfeld – auf dem Boden landete, rollte sie nicht weiter, woraus Mike schloss, dass sie entzweigebrochen war.
    Calloway beugte sich so weit hinunter, dass er mit Mike auf Augenhöhe war.
    »Meine Jungs meinten, du hättest dich vor deiner Lady wie der Ritter in strahlender Rüstung aufgeführt … Aber war’s nicht saublöd, in die verdammte Wohnung zurückzukommen?«
    »Ungefähr so saublöd, wie Bilder im Wert von einer Viertelmillion Pfund zu zertreten und zu zerschlitzen, anstatt sie mitzunehmen.«
    »Ich hab wohl ein bisschen rotgesehen«, erklärte Calloway. »Abgesehen davon, was hab ich mit den Scheißbildern am Hut?« Er richtete sich zu voller Größe auf und ging die Stuhlreihe ab, bis er wieder vor Westie stand.
    »Lass ihn ja in Ruhe!«, keifte Alice. »Rühr ihn noch einmal an, und ich reiß dir die Eier ab!«
    Calloway lachte laut auf, und selbst Hate verzog bewundernd den Mund zu einem schiefen Grinsen.
    »Die ist ein verdammt zähes Suppenhuhn, was, Westie?«, fragte Calloway. »Da sieht man gleich, wer bei euch zu Haus die Klöten in der Hose hat …« Dann, zu Mike gewandt: »Westie behauptet, es wär Gissings Idee gewesen, mein Bild auszutauschen. Er scheint nicht zu glauben, dass du irgendwas von der Sache wusstest.«
    »Bist du zu Gissings Haus rausgefahren?« Mike wartete, bis der Gangster nickte. »Dann hast du’s ja wohl selbst gesehen. Ich vermute mal, dass er gestern die Stadt verlassen hat. Vielleicht sogar schon vorher – würde erklären, warum er die ganze Zeit telefonisch nicht erreichbar war. Ich dachte, er hält bloß den Kopf aus der Schusslinie, aber ›abgetaucht‹ trifft die Sache wohl eher. Sein Haus muss schon seit Wochen zum Verkauf gestanden haben, was bedeutet, dass er ganz genau wusste, was er tat.«
    »Und was genau tat er, Mikey?«
    »Lass die anderen laufen, und ich sag’s dir.«
    »Niemand läuft hier irgendwohin«, warf Hate ein und reckte einen Finger in Mikes Richtung. Der Finger steckte in glattem schwarzem Leder. Autofahrerhandschuh. Hate war inzwischen dabei, den zweiten überzustreifen. Mike wusste, was das bedeutete: Gleich würde es an die Arbeit gehen – manuelle Arbeit. Und alles ohne Fingerabdrücke. Er konzentrierte sich wieder auf Calloway.
    »Eines solltest du – solltet ihr beide – wissen. Ich hab keine Angst vor euch. Früher hatte ich vielleicht Angst, ja, aber jetzt nicht mehr.«
    Und das war keineswegs bloße Aufschneiderei – so gut wie das Einzige, was er anscheinend tatsächlich noch hatte, war eine plötzliche irrationale Furchtlosigkeit. Der Schulhofschläger hatte sich direkt vor ihm aufgebaut, aber Mike kniff nicht. Er

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