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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Name ist Arne Bodrum. Stammt aus Kopenhagen, hält sich aber meist anderswo auf. Hat zwei Jahre wegen etwas abgesessen, was wir hierzulande wahrscheinlich ›schwere Körperverletzung* nennen würden. Ist früher mit den Hell’s Angels gefahren und gilt jetzt als Eintreiber für besagten Verein, konkret für ein Chapter mit Hauptquartier in Haugesund, Norwegen. Man vermutet, dass die ihre Kohle mit Drogenschmuggel verdienen – nach Deutschland und Frankreich und natürlich Großbritannien.«
    »So viel weiß ich schon, Donny. Was haben Sie sonst noch zu bieten?«
    »Noch einiges mehr von der Sorte, außerdem die erkennungsdienstlichen Fotos des Knaben. Der ganze Krempel liegt in drei Stunden auf Ihrem Schreibtisch.« Donny schwieg kurz. »Kann ich jetzt wieder in die Falle?«
    »Träumen Sie was Schönes, Donny.«
    Ransome beendete die Verbindung und legte das Handy auf die Fensterbank. Hate fungierte als Mittelsmann. Nein … mehr als das … er war Eintreiber. Von Glenn wusste er, dass Calloway Schulden im Zusammenhang mit einem Drogendeal hatte, und die Gläubiger waren ein ausländisches Hell’s Angels Chapter. Das bedeutete, dass Chib am Schwitzen war, ganz dringend eine größere Geldspritze brauchte. Und wer besaß, wie sie beide wussten, Geld? Vortreten, Mike Mackenzie. Oder übrigens auch die First Caly – und damit Allan Cruikshank. Ransome schätzte, dass er jetzt genug beisammen hatte, um zum Chief zu gehen und wieder eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung und vielleicht auch ein paar Durchsuchungsbefehle zu beantragen. Hendricks kam er damit nicht ins Gehege – es bestand ja keine Notwendigkeit, den Kunstraub zu erwähnen –, also würde der Chief auch keinen Grund haben, seine Anträge abzulehnen. Und sollte das Geld für die nötigen Überstunden fehlen, würde Ransome die ganze Sache allein durchziehen, gratis und für umsonst.
    Er brauchte lediglich den Segen von oben.
    Er hatte sich abgewandt und ein paar Schritte vom Fenster entfernt, deswegen dauerte es einen Augenblick, bis er merkte, dass sein Handy vibrierte. Ein Anruf: musste Donny mit weiteren Infos sein, vielleicht sogar etwas Wichtigem. Aber die Fensterbank war schmal, und das Handy fiel, gerade als Ransome danach griff, auf den Fußboden. Deckel, Akku und SIM-Karte schlitterten in verschiedene Richtungen davon, so dass das Gerät den Geist aufgab. Leise fluchend setzte Ransome es wieder zusammen und musste es anschließend neu einschalten. Das Glasscheibchen wies eine Fraktur auf, aber das LCD-Display dahinter war noch lesbar. Keine Nachricht. Er ging auf »letzte Kontakte«, die Nummer sagte ihm nichts, aber andererseits kannte er Donnys Mobilfunknummer ja nicht. Er drückte auf »zurückrufen« und hielt sich das Handy ans Ohr.
    »Danke für den Rückruf, Inspector. Ich glaube, wir wurden unterbrochen …«
    Das war nicht Donnys Stimme. Ransome konnte sie überhaupt nicht unterbringen. »Entschuldigung, wer spricht da?«
    Schweigen am anderen Ende, und dann ein Räuspern, und als der Name kam, konnte ihn Ransome augenblicklich mit einem Gesicht versehen. Hatte er schließlich nicht gerade erst an den Mann gedacht? War es möglich, dass das wirklich gerade passierte? Oder war er eingedöst und das alles nur ein bizarrer Wunscherfüllungstraum? Erst Arne Bodrum und jetzt das … Ransome setzte sich und gurrte geradezu seine ersten Worte ins Mikrofon.
    »Sie scheinen etwas auf dem Herzen zu haben, Mr. Cruikshank. Warum erzählen Sie mir nicht einfach alles …?«
     
    * * *
     
    »Nett, dass du vorbeischaust«, sagte Chib Calloway.
    Sobald er die Augen öffnete, wusste Mike, wo er sich befand: in der verlassenen Snookerhalle. Chib stand vor ihm. Ein Stück weiter weg studierte Hate gerade die Anordnung der Kugeln auf einem der Tische. Fünf Stühle standen nebeneinander aufgereiht, und Mike saß auf dem am rechten Ende, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, die Fußknöchel mit Klebstreifen an den Stuhlbeinen fixiert. Er schaute nach links und sah Laura, ähnlich verschnürt, neben sich sitzen. Er stöhnte eine leise Entschuldigung in ihre Richtung, die sie mit einem langsamen Augenaufschlag quittierte. Als Nächster in der Reihe kam Westie, die Augen in Tränen schwimmend, dann Alice, deren auf Calloway gehefteter Blick pures, mörderisches Gift war. Am anderen Ende der kurzen, traurigen Reihe saß mit benommener, resignierter Miene der arme Kurator, Jimmy Allison, dessen einziges Verbrechen darin bestanden hatte, zu einem anerkannten

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