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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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spürte, wie ihn die anderen anstarrten, während er sprach: nicht nur Laura, Westie und Alice – selbst Allison beugte sich vor, stemmte sich gegen seine Fesseln, um besser sehen zu können. Und auch der inzwischen vollständig behandschuhte Hate schaute interessiert zu.
    »Du solltest aber Angst haben«, sagte der Gangster.
    »Ich weiß«, pflichtete ihm Mike mit einem durch die Fesseln leicht behinderten Achselzucken bei. »Aber irgendwie haut das nicht so hin. Vielleicht liegt’s an dem Haufen Geld, den du unbedingt brauchst und den nur ich dir besorgen kann.«
    »Ich kann auch ohne deine Hilfe jede Menge Kohle beischaffen!«, brüllte Calloway, aber der Ausbruch schien nicht einmal Hate zu überzeugen.
    »Lass sie frei«, sagte Mike ruhig. »Sobald sie den Raum verlassen haben, kann ich dir die ganze Geschichte erzählen.«
    »Kommt nicht in Frage«, knurrte Hate.
    »Und was soll ich überhaupt mit der ›ganzen Geschichte* anfangen?«, fügte Calloway hinzu. »Ich weiß, dass man mich gelinkt hat, und das ist alles, was ich zu wissen brauche.« Er richtete sich auf und begann, die Schultern zu rollen, um sich für die anstehende Aufgabe aufzuwärmen. »Welchen wollen Sie als Ersten töten, Hate?«
    »Den Stärksten«, antwortete er. »Den Schwächsten sollte man sich immer bis zuletzt aufsparen.«
    »Weise Worte«, räumte Calloway ein. »Das heißt wahrscheinlich, dass wir mit Westies Giftfotze den Anfang machen sollten.«
    »Versuch’s nur!«, sagte Alice zähnefletschend.
    »Mit Vergnügen, Süße.«
    Mike begriff, dass er sofort anfangen musste, die Geschichte zu erzählen – es war das Einzige, womit er ihrer aller Ende vielleicht noch hinausschieben konnte.
    »Du bist nicht der Einzige, der gelinkt worden ist«, sagte er hastig zu Calloway. »Das sind wir alle – schlicht in dem Sinn, dass wir wie die Idioten in unser Verderben rennen sollten. Gissing hat mich auf die Idee gebracht, die Bilder auszutauschen. Der Plan war so gut durchdacht, dass er ihn schon sehr lange mit sich herumgetragen haben musste. Er hat es sogar selbst zugegeben. Aber plötzlich ergab sich für ihn die Notwendigkeit, ihn möglichst schnell in die Tat umzusetzen, und das bedeutete, Komplizen zu finden – Komplizen, die anschließend den Kopf für ihn hinhalten würden.«
    »Du und dein Spastifreund Cruikshank? Bild dir übrigens nicht ein, ich hätt den vergessen.«
    Mike nickte und bereute es augenblicklich. Der Schlag, den Glenn ihm verpasst hatte, war nicht von schlechten Eltern gewesen.
    »Ich und Allan«, fuhr er fort und würgte die Übelkeit hinunter. »Für die Rolle des Fälschers hatte Gissing schon Westie im Auge. Aber dass du mitmischen solltest, schmeckte ihm gar nicht – wohl, weil es das Risiko erhöhte. Aber dann änderte er schnell seine Meinung. Damals hat es mich gewundert, wie leicht er umzustimmen gewesen war, aber inzwischen verstehe ich seine Überlegung: Du warst von uns allen der mit Abstand beste Sündenbock – jemand, auf den sich die Polizei mit wahrer Begeisterung stürzen würde. Aber dann bist du dahergekommen und wolltest ebenfalls ein Gemälde haben … Tja, in seinen Augen warst du bloßer Unterschichtabschaum. Er konnte nicht zulassen, dass du ein kostbares Original bekommst – das wäre in seinen Augen ein Sakrileg gewesen. Da er sich außerdem sicher war, dass du eine Fälschung nie als solche erkennen würdest, beauftragte er Westie, eine zusätzliche Kopie anzufertigen, ohne uns anderen etwas davon zu sagen.«
    Westie nickte. Er setzte die Erzählung fort. »Der Professor ist zu mir gekommen. Er meinte, er bräuchte noch eine zusätzliche Kopie vom Utterson, und keiner dürfte was davon erfahren. Ich hab ihn gefragt, warum, und er meinte, ich solle besser ›in meiner seligen Unwissenheit verharren*. Das hat mir gestunken – ich wusste, dass er mich schon immer für einen ungebildeten Proll gehalten hatte.«
    »Also haben Sie dem fertigen Produkt noch eines ihrer kleinen geheimen Erkennungszeichen hinzugefügt?«, sagte Mike.
    Wieder nickte Westie. »Den Austausch haben wir ganz am Ende durchgezogen, während Sie und Allan wieder im Lager waren, um den letzten Check zu machen. Der Professor hat den echten Utterson hinten in den Keilrahmen eines der Bilder gesteckt, die er für sich ausgesucht hatte – passte wie angegossen.« Dann, zu Calloway gewandt: »Ehrlich, Mr. Calloway, wenn ich gewusst hätte, dass das für Sie gedacht war, hätt ich niemals mitgemacht.«
    Wieder tätschelte

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