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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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der Gangster Westie die Wange. Mike dachte währenddessen an all die anderen Indizien, Kleinigkeiten, die ihm gleich hätten auffallen sollen: die Grundrisse, die Gissing so sorgfältig und detailliert und sichtlich geübt gezeichnet hatte, und dann die Bemerkung des Professors, als Mike sagte, der Plan sei perfekt – Das gilt für die meisten Pläne, wenn man noch nicht weiter über sie nachgedacht hat … Ja, Gissing hatte den Plan schon sehr lange mit sich herumgetragen, aber nicht mit der Absicht, mal eben ein paar Bilder zu klauen – das tat er nämlich schon seit Jahren, ohne dass jemand was gemerkt hätte. Immer wieder mal, wenn er »zu Recherchezwecken« das Lager aufgesucht hatte, war das eine oder andere Kunstwerk mitgegangen. Dann aber musste er von der bevorstehenden Inventur erfahren haben – einer vollständigen Überprüfung der gesamten Lagerbestände –, der ersten seit Jahren. Da hatte er begriffen, dass das Fehlen der Bilder bestimmt nicht unentdeckt bleiben würde. Also hatte er, ohne jemandem außerhalb des College etwas davon zu sagen, seine vorzeitige Pensionierung beantragt. Er hatte sein Haus zum Verkauf angeboten und sich dann auf die Suche nach möglichen Komplizen gemacht. Der Anfang war gewesen, Mike mit dem Monboddo und Allan mit den kostbaren Coultons zu ködern – ihre Besitzgier zu kitzeln … Wären bei der Inventur erst die Unstimmigkeiten zutage getreten, hätte die Polizei sich sehr schnell auf diese Trottel eingeschossen – hatten sie schließlich nicht gerade erst einen Raubüberfall inszeniert? Da lag doch die Vermutung nahe, dass sie die fehlenden Gemälde mitgenommen hatten –, während Gissing selbst irgendwo schön versteckt in Sicherheit saß. Irgendwo im Ausland, vermutete Mike. Und ganz bestimmt an keinem der Orte, die der Professor ihnen gegenüber erwähnt hatte; an irgendeinem geheimen, ihm besonders lieben Ort. Er hatte mal Spanien erwähnt, dann scheinbar seine Meinung geändert und von der Westküste Schottlands gesprochen – einer seiner wenigen Patzer, und Mike hätte schon da begreifen müssen, was das bedeutete.
    »Das wird allmählich langweilig«, sagte Hate in die Stille hinein. »Jetzt wird ein bisschen gestorben.«
    »Gissing ist der Mann, den du suchst«, betonte Mike und starrte dabei Calloway in die Augen. »Versprich mir, dass du daran denkst, wenn du mit mir fertig bist.«
    »Ich werd’s nicht vergessen«, sagte der Gangster großmütig. »Aber momentan wäre ich geneigt, Mr. Hate recht zu geben – es ist weit mehr als genug geschwatzt worden.«
    »Wurde auch langsam Zeit«, erklärte Hate und schlug mit der Faust in die andere Hand. Mike wandte sich zu Laura. Sie saßen so nah beieinander, dass er ihr fast einen Abschiedskuss hätte geben können.
    »Tut mir leid, dass ich dich hier mit reingezogen habe.«
    »Das will ich auch hoffen.« Es war noch jede Menge Stahl in ihrer Stimme. »Und deswegen kann ich jetzt wenigstens von dir verlangen, dass du die Sache ausbügelst.«
    Er konnte die Augen nicht von den ihren losreißen, und schließlich nickte er, was einen pochenden Schmerz in seinem Kopf auslöste. Das Nicken wirkte selbstsicher, und der Blickkontakt war gut. Alle seine Sinne waren geschärft, so wie damals unmittelbar nach dem Coup, und er saß neben der Frau, die er liebte. Das heißt leben!, dachte er. Alles Übrige – auf den Müll damit … bügel die Sache aus, hatte Laura verlangt. Wie hätte er ihr das abschlagen können?
    Das Einzige, was er jetzt noch brauchte, war ein Plan.
    Irgendein Plan.
     
    35
     
    Johnno und Glenn standen draußen vor der Snookerhalle Schmiere. Johnno rauchte und wirkte irgendwie zappelig.
    »Was gibt’s?«, fragte Glenn.
    »Warum müssen wir hier draußen rumstehen?«
    »Könnte besser für uns sein – da kann man uns nicht als Zeugen aufrufen.«
    »Glaubst du, Chib macht die alle kalt?« Johnnos Augen waren ein bisschen größer geworden, aber nur ein kleines bisschen.
    »Anzunehmen.«
    »Und was, zum Teufel, hat Hate hier zu suchen? Dem schulde ich sowieso noch was für das, was er mit meinem Arm angestellt hat!«
    »Aus manchen Kriegen hält man sich am besten raus, Johnno.«
    Johnno starrte ihn an. »Raushalten?«
    Glenn zuckte die Schultern. »Egal, wie hoch da drin am Ende die Scheiße steht – was meinst du, wer wird wohl schippen dürfen?«
    »Wir«, bestätigte Johnno und schnippte den Rest seiner Zigarette auf die Fahrbahn. »Um was geht’s bei der ganzen Sache eigentlich? Hast du

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