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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Musik.
    Gissing streckte die Hand nach dem Keks aus und tunkte ihn in seinen Whisky. Als er daran lutschte, leuchteten seine Augen belustigt.
    »Ich geh dann wohl besser«, sagte Allan und machte Anstalten aufzustehen. Sie saßen in derselben Nische wie eine Woche zuvor. Die Kellnerin war auch dieselbe, schien sich allerdings nicht an sie zu erinnern.
    Gissing verstand Allans zarten Wink. »Es ist eigentlich ganz einfach«, begann er, wobei ihm ein paar Krümel aus dem Mund fielen. »Aber zischen Sie ruhig ab, wenn Sie möchten, Allan, während ich Mike erzähle, wie man ein Bild stiehlt, ohne einen Finger krumm zu machen.«
    Allan entschied, dass ein paar Minuten noch drin waren. Nachdem er den Keks aufgegessen hatte, führte Gissing das Glas an die Lippen und leerte es mit einem zufriedenen Schmatzen.
    »Wir hören«, sagte Mike zum Professor.
    »Die Galerien und Museen dieser unserer lieblichen Stadt …«, Gissing stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor, »… die haben nicht einmal genug Platz, um auch nur ein Zehntel ihrer Sammlungen auszustellen. Nicht einmal ein Zehntel.« Er schwieg kurz, um das sacken zu lassen.
    »So weit kann ich folgen«, kommentierte Mike trocken.
    »Und diese ungeliebten Kunsterzeugnisse stehen traurig im Dunkeln … jahrelang , Michael, und keiner bekommt sie je zu Gesicht.« Gissing fing an, an den Fingern abzuzählen: »Gemälde, Zeichnungen, Radierungen, Schmuck, Plastiken, Porzellan, Keramik, Teppiche, Bücher – angefangen bei der Bronzezeit. Hunderttausende von Objekten.«
    »Und Sie behaupten, wir könnten ein paar davon mitgehen lassen?«
    Gissing senkte die Stimme noch weiter. »Die sind alle in einem riesigen Lagerhaus in Granton untergebracht, direkt am Wasser. Ich bin schon zu mehreren Gelegenheiten dort gewesen, und das ist ein veritables gottverdammtes Schatzhaus!«
    »Ein inventarisiertes und katalogisiertes Schatzhaus, vermute ich mal?«, meinte Allan.
    »Kommt immer wieder vor, dass Sachen im falschen Regal landen – und dann kann es Monate dauern, ein bestimmtes Objekt ausfindig zu machen.«
    »Und es ist ein Lagerhaus?« Als Gissing nickte, fuhr Mike fort: »Mit Wachen, Überwachungskameras, vielleicht ein paar Deutschen Schäferhunden und ein bisschen NATO-Draht hier und da …?«
    »Ist durchaus ordentlich gesichert«, räumte Gissing ein.
    Mike lächelte – das Spielchen machte ihm Spaß. Auch der alte Mann schien sich zu amüsieren, und selbst Allan sah mittlerweile neugierig aus.
    »Also, wie stellen wir’s an?«, fragte Allan. »Schlüpfen in Springerstiefel, setzen schwarze Mützen auf und stürmen mit Hurra das Gelände?«
    Jetzt war es Gissing, der sich ein Lächeln gestattete. »Ich glaube, ein Spürchen diskreter könnten wir schon vorgehen, Allan, lieber Junge.«
    Mike lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Also schön, Sie kennen sich dort aus – wie würde man da reinkommen? Und angenommen, man käme tatsächlich hinein und anschließend auch wieder heraus – wieso würde nicht auffallen, dass wir etwas mitgenommen haben?«
    »Zwei ausgezeichnete Fragen«, erklärte Gissing. »Um die erste zu beantworten – man käme durch die Tür hinein. Mehr noch, man wäre eingeladen.«
    »Und die zweite?«
    Gissing breitete die Hände aus. »Es würde nichts fehlen.«
    »Also, was mir bei der ganzen Geschichte zu fehlen scheint, ist ein erkennbarer Bezug zur Realität«, beschwerte sich Allan. Gissing sah ihn an.
    »Sagen Sie mir eins, Allan, nimmt die First Caledonian teil am Tag der offenen Tür?«
    »Sicher doch.«
    »Und was können Sie mir darüber berichten?«
    Allan zuckte die Achseln. »Es ist genau das, wonach es klingt: An einem Tag im Jahr öffnen viele Institutionen ihre Türen für die Öffentlichkeit, damit die sich ein bisschen umsehen kann. Letztes Jahr war ich im Observatorium … das Jahr davor, glaube ich, in der Freimaurerloge.«
    »Sehr gut«, sagte Gissing, wie zu einem Musterschüler. Dann, zu Mike gewandt: »Sie haben ebenfalls davon gehört?«
    »Vage«, räumte Mike ein.
    »Nun, das Lagerhaus in Granton nimmt ebenfalls daran teil – ich bin sicher, dass es Ende dieses Monats wieder seine Tore öffnen und den Massen Einlass gewähren wird …«
    »Okay«, sagte Mike, »dann können wir also schlicht als Teil der Öffentlichkeit hineinspazieren. Wieder rauszukommen könnte allerdings ein Problem darstellen.«
    »Richtig«, pflichtete Gissing ihm bei. »Und ich muss gestehen, dass Wachstuben,

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