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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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versucht, Laura zu erreichen, um zu hören, ob sie nach der Arbeit vielleicht Zeit haben würde. Bislang hatte er drei Nachrichten auf dem AB hinterlassen. Er saß an seinem Schreibtisch in der CID-Abteilung der Wache am Torphichen Place und bekam keine Luft, so, als wäre der ganze Sauerstoff aus dem Raum gepumpt worden. Er ging auf die Toilette, spritzte sich Wasser ins Gesicht. Zu viel Kaffee, sagte er sich. Zu viel Stress. Seine Frau Sandra nahm neuerdings an einem Abendkochkurs teil – thailändisch, chinesisch, kaschmirisch, international. Die allabendlichen Attacken ihm bislang unbekannter überwürzter Mahlzeiten übten eine verheerende Wirkung auf Ransomes Verdauungstrakt aus. Natürlich konnte er Sandra gegenüber nichts sagen. Er bewahrte in seiner Schreibtischschublade einen Vorrat Rennie auf, aber gegen die plötzlichen Schweißausbrüche konnten die Tabletten nichts ausrichten.
    Hätte er bloß ein Fenster aufmachen können …
    Seinem Antrag auf eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung Calloways waren seine Vorgesetzten mit höhnischem Gelächter begegnet. Es wurde überall gekürzt – wo sollte das Geld für die Überstunden wohl herkommen? Das CID war ohnehin schon unterbesetzt. Ransome hatte es mit Fassung getragen und den Raum noch im Vollbesitz seines Stolzes verlassen. Eines Nachts war er sogar zur relativ neuen Siedlung rausgefahren, in der Calloway wohnte. Auto in der Auffahrt; Licht im Wohnzimmer; von Johnno und Glenn weit und breit keine Spur.
    Glenn … noch so einer, der ihm eine SMS, einen Anruf, eine Nachricht schuldete.
    Glenn der Gutgläubige, mit dem das CID leichtes Spiel haben würde, wenn Calloway erst hinter Gittern saß. Natürlich immer vorausgesetzt, Johnno würde ihm den Thron ihres ehemaligen Bosses widerstandslos überlassen. Glenn mochte der Gescheitere sein, aber Johnno konnte sich einer wiederholt unter Beweis gestellten Gemeingefährlichkeit rühmen. War Calloway erst einmal weg, würde er sich mit Sicherheit eigene Chancen ausrechnen. Wem würde Chibs ehemaliges Team eher zu folgen bereit sein – dem Grips oder der Gewalt? War Ransome ziemlich egal. So oder so würde die ganze Organisation bald in sich zusammenbrechen.
    Als Feierabend war, schlug Brewster ein schnelles Helles vor. Aber ein schnelles Helles war selten schnell erledigt. Zunächst einmal konnten sie unmöglich in der näheren Umgebung der Wache was trinken gehen – das Risiko war einfach zu groß, den Schankraum mit Leuten zu teilen, denen sie lieber nicht begegnen wollten: frisch entlassene Kriminelle mit finsterem Blick und entsprechendem Hass. Das bedeutete also, dass man eine Spritztour unternehmen musste, und Ransome war nicht gerade nach einer solchen mit seinem Kollegen zumute.
    »Am Wochenende was vor?«, fragte er also stattdessen, bemüht, so zu klingen, als ob es ihn wirklich interessierte.
    »Morgen ist offene Tür – ich gehe mit den Mädchen zum St. Bernard’s Well.«
    »Und was ist das, für einfache Leute übersetzt?«
    »So ’ne Art Tempelchen am Water of Leith … War mal so ’ne Art Heilbad. Ist heutzutage meist dicht.«
    »Ich meinte: Was ist »offene Tür‹?«
    »Der Tag der offenen Tür. Da kann man alle möglichen Gebäude besichtigen, die normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen sind. Freimaurerlogen und Banken und weiß der Geier was. Ich glaube, die Wache in Leith macht auch ihre Pforten auf.«
    »Klingt ja rasend spannend.«
    »Es macht Spaß. Ellie meint auch, dass es für die Mädchen gut sein würde.«
    »Na, dann viel Vergnügen.« Ransome wusste, dass Brewster zwei Töchter kurz vor der Pubertät hatte und dazu eine Frau, die, wie Sandra, immer ihren Willen durchsetzte. Die Mädchen gingen auf eine Privatschule, weswegen für anderes nicht viel Geld übrig blieb. Ein hervorragender Grund, nie Kinder zu kriegen … nicht dass Sandra je großes Interesse in der Richtung bekundet hätte. Ransome blieb an seinem Schreibtisch sitzen, bis das Büro sich geleert hatte. Er mochte den CID-Raum, wenn er menschenleer und still war. Aber wie er so auf seinen Bildschirm starrte, wurde ihm bewusst, dass ihm beim besten Willen nichts einfiel, was er jetzt hätte tun mögen. Da war der ganze Papierkram, den er aufarbeiten musste, aber der konnte warten. Vielleicht würde er morgen kurz ins Büro kommen, oder am Sonntag – ein paar Stunden würden wohl reichen, um den Aktenberg abzubauen und Brewster am Montagmorgen was zum Staunen zu bieten.
    Anderthalb Stunden später war

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