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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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bei Alice darüber beschwert, dass es im Kühlschrank nichts zu essen und im Schrank nichts zu trinken gab. Sie hatte ihn daran erinnert, dass es zum nächsten Laden gerade mal zwei Minuten Fußweg waren.
    »Seh ich so aus, als könnte ich mir zwei Minuten frei nehmen?«, hatte er sie angebrüllt.
    »Wenn du aufhören würdest, dir jede Viertelstunde einen Joint zu drehen, könntest du dir den ganzen Scheißnachmittag freinehmen«, hatte sie zurückgeschnauzt.
    »Das tu ich alles nur für dich , vergiss das nicht.«
    »Ja, klar …«
    Woraufhin sie aus dem Atelier gerauscht war und dabei eine leere Pizzaschachtel aus dem Weg gekickt hatte. Aber in der Schachtel hatte es geklappert, was bedeutete, dass sie nicht ganz leer war. Zwei vertrocknete Randstücke mit je einer Spur Tomatenmark darauf – unter den gegebenen Umständen ein lukullisches Mahl. Westie arbeitete mit Hintergrundmusik – Bob Marley, John Zorn, Jacques Brel, PJ Harvey. Die Brel-Scheibe war während einer schon eine Weile zurückliegenden Party zum Glasuntersetzer umfunktioniert worden, mit dem Resultat, dass sie bei manchen Stücken sprang; aber das machte Westie nichts aus – er verstand sowieso kein Französisch. Worauf es ihm ankam, war die Leidenschaft des Sängers. Leidenschaft, Eleganz und Hingabe.
    »Gleiche Wellenlänge«, gluckste er vergnügt, nahm einen neuen Pinsel in die Hand und rieb die verkrusteten Borsten an der Kante der Palette, um sie wieder voneinander zu lösen. Dann lächelte er in sich hinein, als er sich an sein kleines Geheimnis erinnerte. Wenn er genau hinguckte, sah er, wie es zurückstarrte. Westie legte sich einen Finger an die Lippen.
    »Schhh«, sagte er.
    Und mit einem leisen Kichern steckte er sich den verbleibenden Bissen Pizzarinde in den Mund, zündete den Stummel des zuletzt gerauchten Joints an und war wieder voll da.
     
    * * *
     
    Ransome musste an die alte abgedroschene Phrase denken: Es war ruhig; zu ruhig.
    Er hatte versucht, den Mann namens Hate aufzuspüren, aber ohne den geringsten Erfolg. Glenn hatte auch nicht mehr Glück gehabt, obwohl jeder Kleinganove in der Stadt in die Suche einbezogen worden war. Hate wohnte offenbar irgendwo außerhalb von Edinburgh, weswegen Ransome das Netz auf West und East Lothian ausgeweitet und sogar über die Forth Bridge bis nach Fife ausgeworfen hatte – alles ohne Resultat.
    Campingplätze und Wohnwagenparks gab es in der Umgebung von Edinburgh zur Genüge, aber bislang hatte Ransome auch da nur Nieten gezogen. Dann hatte er beschlossen, das Pferd sozusagen von hinten aufzuzäumen. Zu Interpol Kontakt aufzunehmen hatte ihm einen gewissen Kick beschert – er schämte sich, es einzugestehen, aber es war trotzdem so. Detaillierte Personenbeschreibung … mögliche Zugehörigkeit zu den Hell’s Angels … Skandinavier. Was brauchten sie sonst noch?
    Tja, ein Name wär für den Anfang nicht schlecht, hatte einer der Interpolbeamten per E-Mail gewitzelt. Zuletzt hatte er einen Kumpel beim Scottish Criminal Records Office kontaktiert, obwohl er bezweifelte, dass Hate in Großbritannien über ein Strafregister verfügte.
    »Ich teile deine Skepsis«, hatte der Kumpel gesagt, »aber ich kann ja ein paar Datenbanken durchsuchen.«
    Ransome war auch in den Shining Star gegangen und hatte das Personal nach Chib Calloway und Michael Mackenzie befragt. Mackenzie kannten sie kaum, und über Calloway wollten sie nichts sagen.
    »Macht uns nie den geringsten Ärger«, meinte die Geschäftsführerin.
    »Wird er schon noch«, warnte Ransome sie. Er war so stolz auf den Spruch gewesen, dass er ihn, wieder auf der Wache, Ben Brewster gegenüber wiederholte. Ben hatte halbherzig gelacht, dabei aber einen Blick auf den Papierkram geworfen, der sich auf dem Schreibtisch seines Kollegen häufte.
    »Das erledige ich schon noch«, hatte Ransome gereizt gesagt.
    Aber Calloway nahm neuerdings zu viele Stunden seines Tages in Anspruch – und ein paar von der Nacht ebenfalls. In seinen Träumen jagte er den Gangster zu Fuß durch die Straßen einer sich in alle Richtungen ausdehnenden Großstadt. Der Verfolgte schien sich dort besser als er auszukennen und führte ihn in einer veritablen Polonaise durch Hotels, Bürogebäude und Fabriken. An irgendeinem Punkt war Ransome gerade dabei gewesen, eine gut aussehende Frau anzubaggern, als ihm klar wurde, dass Calloway sich in einem Schrank versteckt hielt und seinen Flirtversuchen lauschte.
    O Gott, er brauchte unbedingt einen Drink. Er hatte

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