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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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jeweiligen Fahrer warteten. Vor dem einzigen Transporter, einem Imbisswagen, hatte sich eine kleine, gesittete Schlange gebildet. Die Männer rauchten und scherzten und scharrten mit den Füßen. Mike hatte große Lust auf eine Zigarette – erst die zweite des Tages. Allan manövrierte den Audi in die nächste freie Parklücke und stellte den Motor ab. Mike bat ihn, den Zündschlüssel wieder so weit herumzudrehen, dass die Elektrik funktionierte, ließ dann sein Fenster herunter und steckte sich eine Zigarette an. Nachdem er ebenfalls eine bekommen hatte, öffnete auch Allan sein Fenster.
    »Können wir uns ein bisschen die Beine vertreten, oder befürchtest du, die Überwachungskameras könnten uns aufnehmen?«, fragte Mike.
    »Ich weiß nicht genau«, räumte Allan ein. »Kameras gibt’s da schon …« Er deutete in die entsprechende Richtung. »Aber sie sind auf die Tore und das Gelände selbst gerichtet. Ich glaube nicht, dass uns eine davon erfassen würde, aber trotzdem …«
    »Sie sind schon mal hier gewesen?«, fragte Gissing.
    »Mehr als nur einmal, vermutlich«, sagte Mike, bevor er ausstieg. Nach kurzer Überlegung folgte ihm Allan, Gissing blieb jedoch sitzen. Mike beugte sich zu seinem Fenster hinunter.
    »Kommen Sie nicht mit?«
    »Sie vergessen eins, Mike – ich treibe mich hier häufiger herum. Sollte einer der Wachleute zu dem Schluss gelangen, dass er jetzt einen Hamburger oder sonst was zum Essen braucht, könnte er mich wiedererkennen.«
    Mike nickte. Während er an seiner Zigarette zog, tat Allan so, als schenkte er dem Gebäude, an dem sie gerade vorbeischlenderten, keinerlei Beachtung. »Sieht ziemlich nach nichts aus, oder?«, meinte er.
    Jedenfalls waren nirgendwo Schilder angebracht, die den ahnungslosen Passanten auf den multimillionenschweren Inhalt des unscheinbar betongrauen Lagerhauses hingewiesen hätten. Der Wachmann im Torhäuschen las gerade Zeitung und aß einen Schokoriegel. Der Zaun war hoch und gut in Schuss und wies oben eine Bewehrung aus NATO-Draht auf. Andererseits traf das auch auf alle anderen Grundstücke in der näheren Umgebung zu. Ein Warnschild am Zaun sprach von Rund-um-die-Uhr-Überwachung und Hunden. Mike sah Allan an.
    »Wachhunde?«
    »Nur während der Nachtschicht. Da macht ein Typ in einem Transporter die Runde.«
    Mike nickte und konzentrierte sich wieder auf seine Zigarette.
    »Hunger?«, fragte er Allan.
    »Wollen wir dem Pommes-Mann wirklich die Chance geben, dem CID mit unserer Personenbeschreibung unter die Arme zu greifen?«
    Mike zuckte die Achseln. Trotzdem hatte er plötzlich einen tierischen Hunger. Wie himmlisch wäre es gewesen, zum Imbisswagen zu schlendern und mit den Schlangestehern ein paar Takte zu plaudern – die Pistole im Hosenbund und kriminelle Energie im Leib. Es war fast unerträglich unwiderstehlich.
    Und über die Maßen dämlich.
    Ein weiterer Wagen – ein Rover – parkte vier Autos vor dem Audi. Der Mann, der ausstieg, war übergewichtig und trug einen Nadelstreifenanzug, der, gleich seinem Besitzer, schon bessere Tage gesehen hatte. Er schloss ab und wandte sich zum Imbisswagen. Als er an den zwei Rauchern vorbeikam, nickte er zum Gruß, ohne den Schritt zu verlangsamen, blieb dann jedoch stehen und drehte sich um.
    »Hübscher Schlitten, Meister.«
    »Danke«, erwiderte Allan.
    Als der Anzugtyp weiter in Richtung Imbisswagen ging, fiel Allan auf, dass sich die Männer in der Schlange jetzt ebenfalls für sein Auto zu interessieren begannen. Er schnippte seine halb aufgerauchte Zigarette in den Rinnstein. »Gott sei Dank sind wir nicht mit dem Maserati gekommen«, sagte er, worauf er sich wieder ans Lenkrad setzte. Mike wich allerdings nicht von der Stelle und trat seine Zigarette erst aus, als er sie vollständig geraucht hatte. Erst dann nahm er wieder im Fond des Audi Platz.
    »Meinst du, der Frittenwagen steht samstags auch da?«, fragte er.
    »Kaum«, entgegnete Allan und ließ den Motor an. »Am Wochenende arbeiten hier nicht genug Leute, als dass es sich lohnen würde.« Er fuhr los, bog in die nächste Querstraße ein und bremste dann wieder. »Hier postieren wir uns also morgen«, erklärte er.
    »So haben wir das Tor im Blick, der Wachmann uns aber nicht«, bestätigte Gissing.
    »Dadurch sehen wir, wer alles kommt und geht«, fügte Mike hinzu.
    Allan wendete und hielt dann wieder an der ausgewählten Stelle, jetzt aber mit der Schnauze zum Lagerhaus, und vergewisserte sich, dass sein Instinkt ihn nicht getrogen

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