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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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und verlassenen Fabriken vorbei. Hinter manchen dieser Zäune und Gebäude lugte gelegentlich die graue Nordsee hervor und erinnerte den Besucher daran, dass Edinburgh noch gar nicht richtig begonnen hatte, das Beste aus seiner Küstenlage zu machen.
    Ebenso mochte das Lager daran erinnern, dass die Museen und Galerien der Stadt zwar vielleicht das Beste aus ihren Sammlungen machten, aber durch die Umstände gezwungen wurden, den größten Teil ihrer Schätze zu verstecken.
    »Und genau das passiert«, knurrte Professor Gissing, »wenn eine Kultur anfängt, raffgierig zu werden.«
    Er saß am Lenkrad des gestohlenen Transporters. Seine Verkleidung bestand in einer Sonnenbrille, einer Tweedmütze und einem karierten Hemd.
    »Kein Kord heute, Robert?«, hatte Allan Cruikshank nervös gewitzelt, als sie sich in Gracemount trafen. Allan selbst trug jetzt unter seiner blauen Baseballkappe eine braune Perücke und hatte seinen Geschäftsanzug gegen ausgebeulte Jeans und ein unförmiges Sweatshirt getauscht. Der Rest des Teams saß hinten im Transporter: Mike Mackenzie, Westie plus die vier jungen Schläger Chib Calloways. Die Typen wollten keine andere Verkleidung als eine tief in die Augen gezogene Baseballkappe und einen Pseudo-Burberry-Schal für die untere Hälfte des Gesichts. Mehr als Grunzlaute und gelegentliches Gemurmel hatte bislang noch keiner von sich gegeben. Keine Namen, keine Probleme.
    Was Mike nur recht sein konnte. Er warf wieder einen Blick auf die Uhr. Sie parkten in der Querstraße, von der aus sie das Torhäuschen beobachten konnten. Fünfzehn Minuten waren vergangen, seitdem die – zwölfköpfige, wie Allan gezählt hatte – letzte Gruppe aus dem Lagerhaus herausgekommen war. Vierzig Minuten war sie drin gewesen. Zwanzig Minuten Pause zwischen den einzelnen Führungen, was bedeutete, dass die nächste Gruppe sich in ungefähr fünf Minuten einfinden würde. Auf zwölf namentlich angemeldete Personen begrenzt. Diesmal würden sieben falsche Namen darunter sein. Von den Vordersitzen aus hatten Gissing und Allan einen viel besseren Blick darauf, wer kam und ging. Niemand würde im Traum daran denken, zu Fuß zu kommen – zu weit von jedem öffentlichen Verkehrsmittel. Ein paar vorbestellte Taxis holten gerade betucht aussehende Leute ab, was Mike wieder auf die Frage brachte, wie die Chancen wohl standen, dass jemand auftauchte, der ihn kannte. Der Prof würde im Transporter bleiben, aber Mike und Allan würden im Lager sein. Die meisten Leute, die überhaupt zum Tag der offenen Tür kamen, taten das aus einer unbestimmten Neugier heraus, durch Türen treten zu dürfen, die normalerweise der Öffentlichkeit versperrt waren. Aber hier ging es um das Lager der National Gallery – durchaus möglich, dass es Kunstliebhaber sein würden, die den Rundgang machten … genau die Sorte Leute also, die Mike und Allan von den verschiedenen Ausstellungen und Auktionen, die sie regelmäßig besuchten, her kannten.
    Gissing war eingeschärft worden, ja nicht aus dem Transporter auszusteigen, »außer im dringendsten Notfall«. Doch jetzt wünschte Mike, der Raubüberfall ließe sich durchführen, ohne dass Allan oder er auch nur ein Wort von sich zu geben brauchten. Oder auch Westie – Kunstliebhaber besuchten normalerweise alle Abschlussausstellungen des College of Art, und Stimmen ließen sich ebenso gut wiedererkennen wie Gesichter. Mike lief ein dünnes Rinnsal Schweiß das Rückgrat hinunter. Alle diese Faktoren hatten sie nicht berücksichtigt – wenn Chibs Leute früher instruiert worden wären, hätten sie das Reden übernehmen können. Bislang hatten sie lediglich zugehört, und Mike befürchtete, das Gespräch zwischen Gissing und Allan könnte ihnen schon zu viele Hinweise gegeben haben. Sie hatten über Bauvorhaben in der Stadt und deren Finanzierung gesprochen, und Allan hatte viel zu gut informiert geklungen. Dann hatte Gissing angefangen, über die verschiedenen Kunst- und Antikensammlungen zu quasseln, und dadurch verraten, dass er sich in der Materie ziemlich gut auskannte. Wie schwer würde es den Jungs fallen, zwei und zwei zusammenzuzählen? Sollten sie irgendwann verhaftet werden, würden sie dann – in der Hoffnung auf einen Deal mit der Polizei – alles ausplaudern, was sie wussten? Reichte die Angst vor Chib Calloway wirklich aus, um ihnen auch langfristig den Mund zu stopfen?
    Immerhin ein Gutes: Der Imbisswagen war fürs Wochenende abgesperrt – ein potenzieller Zeuge weniger im

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