Der Mackenzie Coup
oder?«
»Was ist denn los, Robert?«
»Ich möchte nur wissen, ob wir ein Problem haben.« Chib stand jetzt nah bei Mike und hörte mit. Aftershave und Whisky konnten einen gewissen Schweißgeruch nicht ganz überdecken. »Es gefiel mir nicht, wie er mich angesehen hat«, sagte Gissing. »Rufen Sie mich in fünf Minuten zurück.«
Die Verbindung wurde unterbrochen. Mike starrte auf das leere Display seines Handys.
»Ging das gegen mich?«, fragte Chib.
»Was?«
»›Es gefiel mir nicht, wie er …«‹
»Verdammt, nein! Er hat nur etwas, das wir uns ansehen sollen.«
»Erzähl mir jetzt nicht, dass die Kunstwerke deines Studenten noch nicht ganz trocken waren …«
Mikes Handy trillerte: Ein Foto kam an. Mike hielt das Gerät so, dass Chib ebenfalls auf das Display schauen konnte. Der Professor besaß ein erstklassiges Mobiltelefon – er hatte damit Bilder für eine Fotoausstellung geschossen, die erst kürzlich auf der Kunstakademie stattgefunden hatte. Höchstmögliche Auflösung … Zoomfunktion … Pipapo. Mikes Handy, ebenfalls das neuste Modell, verfügte auch über ein schönes großes Display. Das Foto kam in drei horizontalen Ebenen an und zeigte einen von der Taille aufwärts im Profil aufgenommenen Mann. Er war aus einiger Entfernung, mit größtem Zoom fotografiert worden, wodurch das Bild nicht ganz scharf wirkte. Dennoch stieß Chib einen Pfiff aus.
»Das ist Ransome«, knurrte er. »Vom CID, sitzt mir seit einer halben Ewigkeit im Nacken.«
»Ist das der, von dem du dachtest, dass er dir an dem Tag auf den Fersen war, als wir zum Arthur’s Seat gefahren sind?« Chib Calloway nickte. »Tja, jetzt verrät er ein unerfreuliches Interesse an Professor Gissing.« Mike nagte fast eine Minute lang an seiner Unterlippe, während Chib erklärte, Ransome beschatte ihn in Abständen seit einer ganzen Weile … was der Grund sei, warum er, wenn er irgendwohin fahre, ständig Haken schlage und Ausweichmanöver mache … Inzwischen glaube er zwar, dass der Detective vielleicht den Kampf aufgegeben habe; schon eine Weile her, seitdem Chib ihn zuletzt gesehen hatte … Aber andererseits …
»Ich wusste, dass er mich an dem Tag, wo wir uns im Museum über den Weg gelaufen sind, zu beschatten versuchte.«
»Er könnte uns also dort gesehen haben?«, fragte Mike, ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten. »Das ist schon ziemlich besorgniserregend.« Er starrte noch eine Weile auf Ransomes Foto, rief dann Gissing zurück.
»Houston«, sagte er einleitend, »wir haben in der Tat ein Problem …«
* * *
Der Mann, der sich Hate nannte, hatte ein Notebook auf seine Reise nach Schottland mitgenommen. Tatsächlich ging er nie ohne das Ding auf Reisen, achtete allerdings darauf, nichts auf der Festplatte aufzubewahren, das für die Polizei, welchen Landes auch immer, von Interesse sein könnte. Das – möglicherweise wertlose – Gemälde von Samuel Utterson lag im Kofferraum seines Mietwagens, als er das Notebook einschaltete und nach dem Künstler googelte. Sollte das Internet ihm keine überzeugenden Belege liefern, konnte er immer noch in einen Buchladen oder eine Bibliothek gehen und dort nach weiteren Informationen suchen. Der Mann in der Snookerhalle – Mackenzie, falls das sein richtiger Name war – hatte darauf hingewiesen, das Bild sei gestohlen. Nun, Hates Problem war das nicht, oder? Seine Probleme begannen erst, wenn sich herausstellen sollte, dass das Bild weniger wert war, als Calloway seinen Klienten schuldete. Hate musste sich Gewissheit verschaffen, was bedeuten konnte, jemanden fragen, ja vielleicht sogar das Gemälde zeigen zu müssen … was weitere Probleme aufwarf.
Hate hatte seinen Klienten schon eine Textnachricht geschickt und vom Empfang des Utterson berichtet. Wie er, hatten sie noch nie was von dem Maler gehört. Kein schwerwiegendes Problem – Geld war schließlich Geld. Eine Recherche auf der Regionalseite der BBC ergab, dass ein Lagerhaus, das der National Gallery of Scotland gehörte, tatsächlich an dem Tag ausgeraubt worden war. Allerdings seien später »mehrere Gemälde« wieder aufgefunden worden. Ob noch etwas fehlte, sei nicht bekannt. Hate zupfte sich am Ohrläppchen, während er seine Optionen abwägte. Er konnte das kleine Loch spüren, in dem normalerweise einer seiner Ohrringe steckte. Wenn er dienstfrei hatte, trug er am liebsten Jeans und ein T-Shirt, wusste aber, dass der Anzug die Leute verunsicherte – oder besser gesagt, die Kombination
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