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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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daraus aussteigen zu sehen. Er verspürte den Drang, irgendjemandem von der Sache zu erzählen – Margot vielleicht oder einem seiner Kinder. Oder einfach den Hörer aufzunehmen, wahllos Knöpfe zu drücken und sich, sobald jemand abnahm, alles von der Seele zu reden.
    Aber stattdessen hielt er am Fenster Wache …
    Robert Gissing hatte eine anstrengende Nacht vor sich, nahm sich aber die Zeit, seine Bilder zu begutachten. Hübsche Ergänzungen seiner kleinen Privatsammlung. Er war von Allan nach Hause gefahren worden und hatte unterwegs nicht viel gesagt. Der Detective, DI Ransome, bereitete ihm Sorgen. Michael hatte ihm aber eingeschärft, Allan nichts von ihm zu sagen, was Gissings Befürchtungen nur bestätigte. Wenn jemand zusammenklappen würde, dann Allan Cruikshank.
    Und das konnte jeden Augenblick passieren – daher die anstrengende Nacht. Nicht dass es Gissing was ausgemacht hätte. Schlafen konnte er später immer noch. Anschließend würde er dafür Zeit genug haben. Er sprach die Worte sogar laut aus. »Zeit genug.« Und lächelte in sich hinein, da er wusste, dass das alles andere als die Wahrheit war …
    21
     
    Edinburgh war sonntagvormittäglich still: das rhythmische Läuten von Kirchenglocken, Einwohner und Auswärtige, die einer wie der andere Zeitungen auf Cafétischen ausbreiteten. Hübscher Tag für einen Ausflug, obwohl nicht viele sich Granton als Ziel ausgesucht hätten. Möwen kreischten kilometerweit entlang der Wasserlinie und stopften sich mit Fastfoodresten der vergangenen Nacht voll. Und einen Steinwurf entfernt schob sich eine weitere Hochhaussiedlung, umgeben von Ödland und Gasometern, gen Himmel.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Ransome, warum die National Gallery von Schottland ihre Überschüsse ausgerechnet hier ausgelagert hatte. Er wusste nicht einmal, wozu solch ein Lager überhaupt nötig war – hätte man die verschiedenen Gemälde und Statuen nicht an bedürftige Provinzsammlungen ausleihen können? Dundee, Aberdeen und Inverness hätten doch mit Sicherheit Platz dafür gefunden. Und hätte sich Kircaldy nicht über ein paar Handzeichnungen oder die Büste irgendeiner historischen Persönlichkeit gefreut? Er konnte Kircaldy durch den Dunst, der nach dem gestrigen Regen wie eine Ahnung auf dem windstillen Firth of Forth lag, fast sehen. Das Tor des Lagerhauses war mit einer neuen Wache besetzt, weil die Polizei dem Kollegen in aller Ruhe Fragen stellen wollte.
    Fragen wie: Wie viel haben die Ihnen gezahlt? »Die« heißt, die Räuber. Ransome wusste, was Hendricks mit Sicherheit dachte: Insiderjob. Die Räuber hatten den Grundriss des Gebäudes gekannt und gewusst, wie viele Wachen da sein und wo diese Wachen postiert sein würden. Sie hatten die Überwachungskameras abgeschaltet und ganz gezielt nur bestimmte Stahlkammern geöffnet. Das alles roch nach einem Insiderjob, und als genau das würden Hendricks und seine Mannschaft den Fall auch behandeln.
    Ransome vermutete, dass er es besser wusste, und genau aus diesem Grund war er an dem Morgen nach Granton rausgefahren und hatte neben einem geschlossenen Imbisswagen geparkt. Wochentags war das Ding aber mit Sicherheit geöffnet, was bedeutete, dass der Besitzer oder seine Kunden etwas hätten sehen können. Jede Bande, die auch nur einen Schuss Pulver wert war, hätte den Schauplatz des Überfalls im Voraus ausgekundschaftet. In den Spätnachrichten waren einige Spekulationen über das Timing des Raubs angestellt worden. Er fiel nicht nur mit dem Tag der offenen Tür zusammen – er fand auch zu einem Zeitpunkt statt, da das Lagerhaus zusätzliche Exponate aus dem National Museum beherbergte, die aufgrund von Renovierungsarbeiten hatten ausgelagert werden müssen. Bloßer Zufall? Der Reporter glaubte das nicht. Während er in die Kamera sprach, hatte er direkt vor dem Torhäuschen gestanden. Ransome ging ebenfalls dorthin. Der uniformierte Wachmann sah sich seinen Dienstausweis sehr genau an und notierte seine Personalien. Dann schlenderte der Polizist, die Hände in den Taschen, zur Laderampe und suchte dabei den Boden nach etwaigen Spuren ab, die das kriminaltechnische Team übersehen haben mochte. Erst dann öffnete er die Tür mit der Aufschrift FÜR UNBEFUGTE VERBOTEN und betrat das Gebäude.
    Die Ermittler sahen sehr beschäftigt aus. Die Kuratoren der verschiedenen Museen nahmen eine vollständige Inventur vor. Auch wenn das nicht sein Fall war, hatte Ransome einen Kumpel auf Hendricks’ Wache angerufen, der

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