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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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durch die Tür streckte, und nickte ihr zu: Bin gleich fertig. »Ich muss Schluss machen, Ransome.«
    »Könnten wir uns später auf einen Drink treffen?«
    »Nicht heute Abend.«
    »Schon verplant, hm? Und, wer ist der Glückliche?«
    »Tschüs, Ransome«, erwiderte Laura und beendete das Gespräch. Sie trat wieder ins Zimmer und entschuldigte sich noch einmal. Der Anwalt stand auf, um ihr den Stuhl zurechtzurücken.
    »Doch wohl hoffentlich nichts Unannehmliches?«, fragte er mit von Alkohol gerötetem Gesicht.
    »Nein«, beruhigte sie ihn. Unannehmliches – wo, zum Teufel, hatte er das Wort her? Na ja, Robert Gissing verwendete es höchstwahrscheinlich auch. Sie musste an das Gespräch mit Ransome denken. War Gissing wirklich der qualifizierteste Mann für die Aufgabe, die Bilder zu begutachten? Sie hatte da ihre Zweifel und erinnerte sich an ihre letzte Begegnung mit ihm – während ihrer Auktion, in der Tür. Mike war zu ihm gegangen, und beide hatten den Raum verlassen, kurz darauf gefolgt von Allan Cruikshank. Es war Allan, der ihr an dem Eröffnungsabend der Monboddo-Retrospektive Mike vorgestellt hatte. Und sie glaubte sich zu erinnern, dass er Mike an dem Abend auch mit Gissing bekannt machte. Sie hatte sich mit Mike unterhalten und seine Gesellschaft genossen. Und seiner Körpersprache nach zu urteilen war es ihm mit ihr ebenso ergangen. Aber dann hatte Allan sich mit dem Professor zu ihm gesellt, und Gissing war es im Handumdrehen gelungen, das Gespräch an sich zu reißen und nicht enden wollend über »die Wichtigkeit von Geschmack und Diskrimination« zu dozieren. Schließlich hatte sich Laura in eine andere Ecke des Raums verzogen und sich mit anderen Leuten unterhalten, aber dennoch von Zeit zu Zeit Mikes Blick auf sich gespürt.
    Du bist erst seit ein paar Monaten aus einer zweijährigen Beziehung raus , hatte sie sich selbst ermahnt. Lass dir jetzt bloß keine Schwachheiten einfallen …
    »Ein Stückchen Brie, Laura?«, fragte jetzt die Gastgeberin, das Käsemesser schnittbereit über dem Servierwagen. »Und vielleicht Quitten oder Trauben dazu?«
    »Danke, nichts«, antwortete Laura, der bewusst war, dass die Augen des Anwalts auf der Rundung ihrer Brust ruhten, während er ihr Wein nachschenkte.
    »Hatten Sie nicht früher einen Monboddo?«, fragte ein anderer weiblicher Gast den Herrn des Hauses.
    »Vor zehn Jahren verkauft«, lautete die Antwort. »Schulgebühren …« Der Gastgeber zuckte die Schultern.
    »Die Räuber haben versucht, einen Monboddo mitzunehmen«, erklärte die Frau der Tischrunde. »Das Porträt der Frau des Künstlers.« Sie wandte sich zu Laura. »Kennen Sie es?«
    Laura nickte. Und ob sie es kannte – und sie erinnerte sich auch, wann und wo sie es zuletzt gesehen hatte.
    Und wer sich damals offenbar am meisten dafür interessiert hatte …
     
    *  * *
     
    An dem Abend aßen Westie und Alice bei ihrem Lieblingschinesen, zogen dann durch ein paar Kneipen und landeten schließlich in einem Nachtklub, wo sie ihre Überdrehtheit zumindest teilweise mit Tanzen loswerden würden. Das abstrakte Gemälde von DeRasse nahm in Westies Atelier jetzt den Ehrenplatz ein – auf einer Staffelei, auf der zuvor eine der Fälschungen gestanden hatte. Westie hatte Alice sogar eine besondere Schnapsidee unterbreitet: Er würde den DeRasse auf der Abschlussausstellung für eine seiner Kopien ausgeben und als Teil seiner Mappe präsentieren.
    »Und Gissing sieht das und jagt dich mit Arschtritten bis nach Island und zurück«, hatte Alice gequietscht und war in sein Lachen eingefallen.
    Und sie hatten getanzt, getanzt, getanzt, in den Sonntag hinein …
    Während Ransome wach im Bett lag, an die Decke starrte und darauf achtete, sich nicht zu sehr zu bewegen, um seine Frau nicht zu stören, obwohl seine Nerven wie Klaviersaiten gespannt waren und sein Herz hämmerte. Das späte Abendessen – stark gewürzter Gemüsekuskus – lag ihm wie ein Stein im Magen.
    Allan war ebenfalls wach. Seine Augen brannten noch immer von den Kontaktlinsen, seine Kopfhaut juckte trotz einer Dusche und einer halben Flasche Shampoo. Er stand im dunklen Wohnzimmer am Fenster und starrte über ein Stück Rasen hinweg zur Polizeiwache Gayfield Square. Ein paar Fernsehteams waren gekommen und gegangen, dazwischen die Reporter, die im Scheinwerferlicht ihren Spruch aufsagten. Immer, wenn ein Streifenwagen vorfuhr, erwartete Allan, jemanden, den er kannte – Westie, Mike oder den Professor – in Handschellen

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