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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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aus Anzug und ihm darin verunsicherte die Leute. Hate konnte es nicht erwarten, wieder nach Haus zu kommen. Edinburgh gefiel ihm nicht. Es war nichts als Oberfläche, eine Art großformatiger Straßenschwindel – hielt den Besuchern etwas vor die Nase, während es ihnen unbemerkt Geld aus der Tasche zog. Andererseits kosteten wenigstens die Kunst- und sonstigen Museen keinen Eintritt. Hate hatte ein paar davon besucht und sich Gemälde angeschaut, hatte gehofft, das würde etwas bringen und ihm helfen, eine Fälschung als solche zu erkennen. Das einzige Resultat war jedoch gewesen, dass Museumswärter ihm von Saal zu Saal gefolgt waren, als glaubten sie nicht so ganz, was sie da sahen. Vielleicht rechneten sie auch damit, dass er mit einem Rasiermesser oder einem Stilett auf einen ihrer wertvollen Ölschinken losgehen könnte. Als Calloway Hate gegenüber von der Möglichkeit einer solchen Sicherheit gesprochen hatte, hatte er nicht verraten, wo das Bild herkäme. Hatte keinen bestimmten Maler genannt. Hate erinnerte sich an keinen Utterson in den Museen, die er besucht hatte, aber jetzt wusste er durch das Internet, dass Kunstsammler den Mann durchaus schätzten. Sotheby’s, Christie’s, Bonham’s – sie alle hatten in den letzten Jahren Bilder von ihm verkauft. Der höchste auf einer Auktion erzielte Preis war dreihunderttausend Pfund gewesen: Dieser Mackenzie hatte also möglicherweise nicht übertrieben. Aus einer Laune heraus googelte Hate jetzt auch nach ihm.
    Und bekam fast so viele Hits wie für Samuel Utterson.
    Und einer davon führte Hate auf die Website einer Zeitschrift und zu Fotos von Mackenzies Penthousewohnung. An den Wänden schienen ein paar hübsche Bilder zu hängen. Und es handelte sich um denselben Typ, gar kein Zweifel – da war auch ein kleines Foto von ihm –, »a man of wealth and taste«, wie Hates Lieblingssong »Sympathy for the Devil« es formuliert hätte. Hate zupfte sich wieder am Ohrläppchen. Er musste seine Meinung über Charles »Chib« Calloway revidieren. Der Typ mochte ein Prolet, ein Rüpel, ein hässlicher, unangenehmer Mistkerl sein, aber bei der Auswahl seiner Geschäftsfreunde bewies er durchaus Klasse …
     
    * * *
     
    Laura war auf einer Dinnerparty in der Heriot Row. Der Gastgeber hatte gerade zwei Gemälde auf Lauras Auktion verkauft, aber keinem von beiden war es gelungen, die Obergrenze des Schätzpreises zu erzielen. Laura hatte deshalb befürchtet, die Ohren vollgelabert zu bekommen, aber glücklicherweise gab es für alle Anwesenden kein anderes Thema als den Raubüberfall: dessen Dreistigkeit, dessen Dämlichkeit – und wie doch noch alles gut gegangen war. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, Mike Mackenzie als ihren »Begleiter« einzuladen, sich dann aber doch nicht getraut. Die Folge war, dass die Gastgeber sie neben einen Rechtsanwalt gesetzt hatten, dessen Scheidung, wie sich herausstellte, noch immer eine frische und schmerzende Wunde darstellte, die sich nur durch reichliche Gaben von Alkohol betäuben ließ. Das Trillern ihres Handys hatte sie gegen Ende des Desserts erlöst. Sie hatte sich dafür entschuldigt, nicht daran gedacht zu haben, das Ding auszuschalten, es dann aus ihrer Umhängetasche gefischt, auf das Display gestarrt und der Tischgesellschaft mitgeteilt, sie müsse den Anruf annehmen. Sie war schnell in den Flur hinausgegangen und hatte tief durchgeatmet, bevor sie sich das Handy ans Ohr hielt.
    »Was kann ich für dich tun, Ransome?«
    »Ich stör dich hoffentlich nicht bei irgendetwas?«
    »Wie es sich trifft, doch – Dinnerparty.«
    »Und mich trifft es schmerzlich, dass ich es nicht auf die Gästeliste geschafft habe …«
    »Ich bin nicht die Gastgeberin.«
    »Ich hätte als Anstandswauwau dienen können …«
    Sie stieß extra für ihn einen Seufzer aus. »Ist es etwas Wichtiges, Ransome?«
    »Wollte nur die Expertin ein bisschen ausfragen. Geht um das Lagerhaus in Granton. Ich vermute mal, du hast schon davon gehört …«
    Laura hob eine Augenbraue. »Du arbeitest an dem Fall?« Sie musste beiseitetreten, als eine der für den Abend von einer Agentur angemieteten Kellnerinnen in Schwarz und mit Schürzchen einen Käsewagen in Richtung Esszimmer rollte.
    »Ich bin nicht allein«, erklärte Ransome. »Dein Freund Gissing greift mir ein wenig unter die Arme.«
    »›Freund‹ dürfte eher übertrieben sein …«
    »Aber eine Kapazität ist er doch …?«
    »Hängt von der Epoche ab.« Laura sah, wie die Gastgeberin den Kopf

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