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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Bilder holen«, schlug Mike vor. »Dann kannst du endlich aufatmen.«
    »Ein bisschen schlafen wäre wirklich nicht schlecht«, bestätigte Allan. »Warum lässt Robert eigentlich nichts von sich hören?«
    »Ist bestimmt nicht einfach, vom Lager aus anzurufen«, gab Mike zu bedenken, obwohl auch er gern gewusst hätte, was da so los war. Er sah auf seine Uhr. »Ist es auch wirklich okay, wenn wir deine Bilder jetzt holen?«
    »Was sollte dagegensprechen?«
    »Es ist Sonntag, Allan. Ich möchte nur sichergehen, dass du keine Verabredungen vergisst – triffst du sonntags nicht immer deine Jungs?«
    »Margot ist mit ihnen nach London gefahren, irgendeine Show ansehen.«
    Mike nickte zufrieden. Es war beruhigend zu wissen, dass Allan nicht gezwungen sein würde, mit seinen Söhnen Smalltalk zu machen, während er mit ihnen auf der Princes Street shoppen ging oder in einem Restaurant zu Mittag aß.
    »Sonst noch was, das du sonntags regelmäßig tust?«, fragte er. »Du darfst möglichst nicht von deiner gewohnten Routine abweichen.«
    »Wir beide gehen manchmal zusammen einen trinken«, erinnerte ihn Allan.
    »Stimmt … was dagegen, wenn wir das heute Abend ausfallen lassen?«
    »Kein Problem. Aber das Reden hat mir gutgetan. Ich bin froh, dass ich kommen konnte.« Allan schaute sich im Zimmer um. »Wenn ich jetzt bloß wüsste, wo mein Jackett geblieben ist …«
    »Du hast es an«, klärte Mike ihn auf.
     
    * * *
     
    Als Westie, noch verkatert von der vergangenen Nacht, am Bankautomaten nachsah, war das Geld auf seinem Konto. Ohne Abzüge ausgezahlt für erbrachte Leistungen: acht gute und naturgetreue Bildnisse … na ja, eigentlich neun, aber wer zählte schon nach? Was zählte, war lediglich die Tatsache, dass seine Werke die Kunstwelt davon überzeugten, der Raubüberfall sei gescheitert.
    »Megageil«, sagte er laut und starrte noch eine Weile auf den Betrag auf dem Bildschirm. Er ließ sich einen Kontoauszug ausdrucken, hob dann – einfach so, weil er jetzt die Möglichkeit dazu hatte – zweihundert Pfund ab und marschierte damit ins Café, wo Alice vor einem Stapel Zeitungen saß. Sie waren erst im Morgengrauen ins Bett gekommen, und sie wirkte noch ziemlich verschlafen.
    »Fast überall Titelseite«, informierte sie ihn. »Na ja, bei den richtigen Zeitungen jedenfalls. In ein paar Boulevardblättern hat dich irgendeine Schauspielerin mit runderneuerten Titten geschlagen.«
    »Erzähl’s doch gleich dem ganzen Café«, zischte er und reichte ihr den Bankauszug. Vor Freude quietschend, beugte sie sich vor und gab ihm einen Kuss. Als er sich zurücklehnte und seinen Cappuccino zum Mund führte, bemerkte sie die auf einer der Zeitungen fächerförmig ausgebreiteten Banknoten. Sie sprang mit einem weiteren, diesmal lauteren Quietscher auf und fiel ihm um den Hals. Kaffee schlabberte auf eine der Titelseiten, aber das kümmerte sie beide nicht. Tatsächlich achtete auch keiner der übrigen Gäste im Entferntesten darauf – allesamt waren sie vertieft in Sonntagsbeilagen oder Collegelehrbücher oder damit beschäftigt, SMS zu verschicken oder sich über Kopfhörer die aktuellsten Sounds reinzuziehen. Das Café war relativ neu und lag bei den Meadows, neben dem alten Spital, das zu einem teuren Apartment haus umgebaut wurde. Man konnte es von der Kunstakademie aus schnell erreichen, aber weder Alice noch er waren dort Stammgäste. Genau aus dem Grund hatte er es heute ausgesucht – und weil es ganz in der Nähe eine Bank gab.
    Alice hatte sich wieder gesetzt und tupfte jetzt den verschütteten Kaffee mit einer Papierserviette auf. »Weißt du, wie ich mir vorkomme?«, fragte sie. »Wie in einem Tarantino-Film – einem frühen Tarantino: Wir sind das junge Pärchen, das mit der Kohle abgehauen ist!« Worauf sie die Geldscheine einsammelte und zusammengefaltet in die Tasche ihrer Reißverschlussjacke steckte.
    Westie musste grinsen, obwohl er das Geld eigentlich für sich gewollt hatte. Aber schließlich gab es dort, wo es herkam, noch jede Menge mehr davon. Allerdings hatte er eine weitere Ermahnung für Alice parat: »Wir schmeißen damit nicht zu sehr um uns – vergiss nicht, das ist für dein Filmstudium gedacht. Und versprich mir, dass du diese Geschichte nicht zu deinem ersten Drehbuch verwurstest.«
    »Vielleicht zum dritten oder vierten«, beruhigte sie ihn. Sie lachten beide noch, als die Kellnerin – war sie Polin? – den von Alice bestellten Focaccia-Toast brachte. Unmittelbar bevor sie den

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