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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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den Markt.« Mike kam mit zwei Bechern Kaffee zurück und sah, dass Chib schon eifrig herumgeschnüffelt hatte. Mit einem Lächeln deutete der Gangster hinter eines der zwei cremefarbenen Ledersofas.
    »Nicht grad das beste Versteck, Michael. Man könnte glatt meinen, du möchtest erwischt werden.«
    »Ich hatte nicht viel Zeit«, entschuldigte sich Mike. »Als du geklingelt hast, standen sie auf dem Sofa.«
    »Dürfte ich mal eben gucken?« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog Chib die Bilder behutsam hervor. »Vier?«, fragte er.
    »Zwei gehören Allan – ich bewahre sie für ihn auf.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Er hat eine Freundin«, antwortete Mike, den Mund hinter seinem Becher versteckt. »Kennt sich ein bisschen mit Kunst aus, deswegen möchte er nicht, dass sie die sieht.« Er hoffte, dass Chib die Lüge schlucken würde.
    »Und welche sind deine zwei?«
    »Das Porträt und die Landschaft.«
    »Freut mich zu hören – Allans zwei sehen mehr nach Kindergarten aus.« Chib betrachtete den Monboddo und den Cadell genauer. »Hübsch«, entschied er. »Sind die so viel wert wie meins?«
    »Mehr oder weniger – wahrscheinlich eher ein bisschen weniger.«
    »Aber ich hab nur das eine gekriegt, und hier sitzt du auf vier von den hübschen Dingelchen.«
    »Du wolltest nur eins.«
    Chib nickte, während er nach wie vor den Anschein erweckte, die Gemälde zu betrachten. »Das Porträt hat ein bisschen Ähnlichkeit mit der Schnecke vom Auktionshaus.«
    »War mir nicht aufgefallen«, erklärte Mike. Endlich nahm Calloway den angebotenen Becher mit einem gebrummten Dankeschön entgegen.
    »Eindeutige Ähnlichkeit«, sagte er nachdenklich, die Augen auf Beatrice gerichtet, genauer, auf ihr pralles Dekolleté. »Meinst du, sie würde mehr von mir halten, wenn sie wüsste, dass ich einen Utterson besitze?«
    »Du meinst Laura Stanton? Wahrscheinlicher ist, dass sie dich anzeigen würde.«
    »Auch wahr …« Calloway schniefte abschätzig, nahm dann geräuschvoll einen Schluck Kaffee. »Warum ich hier bin – ich hab über diesen Scheißbullen nachgedacht.«
    »Ransome?«
    »Genau – was Neues vom Prof gehört?«
    »Nur eine SMS, dass alles in Ordnung ist.« Wieder versteckte sich Mike hinter dem Becher, den er in der Hand hielt. »Die Medien sagen, die Ermittlungen würde ein gewisser Hendricks leiten …«
    »Gav Hendricks ist ein Leichtgewicht; Ransome müssen wir im Auge behalten.« Chib war einen Schritt auf Mike zugegangen. »Angenommen, er bestellt deinen Freund Allan zur Vernehmung auf die Wache?«
    »Allan ist in Ordnung.«
    »Das will ich ihm auch geraten haben.«
    Mike wollte nicht, dass Calloway ihm noch näher kam, also ging er demonstrativ lässig zum Fenster, nur um – zu spät – zu erkennen, dass er dadurch nervös wirken könnte: Hatte Allan nicht genau das Gleiche getan? Trotzdem starrte er jetzt aus dem Fenster und konnte das Dach von Chibs schwarzem 5er BMW ausmachen. Zwei Männer lehnten am Wagen – der eine rauchte eine Zigarette, der andere checkte sein Handy nach Nachrichten.
    »Du hast deine Jungs dabei«, stellte Mike fest.
    »Reg dich nicht auf – die wissen nicht, dass du hier wohnst.«
    »Warum nicht?«
    Chib zuckte die Schultern. »Ich weiß in letzter Zeit nicht mehr, wem ich trauen kann … und es ist doch immer nett, ein paar Geheimnisse für sich zu behalten, oder?«
    »Kann sein, ja, obwohl dich das nicht davon abgehalten hat, Hate meinen Namen zu verraten.«
    »Lass Hate nur mein Problem sein, Mike.« Chib wedelte tadelnd mit dem Finger. Er fand wohl, dass er den Gemälden genügend Zeit gewidmet hatte, und begann eine neue Runde durch das Zimmer. »Manchen geht’s gar nicht so schlecht, hm? Ich meine, schau dich mal an – du hast Geld auf der Bank, Bilder an den Wänden von deinem Penthouse … und hinter dem Sofa. Du lebst wie die Made im Speck, Mr. Michael Mackenzie.« Calloway lächelte kalt. »Manche von uns müssen sich für ihre Brötchen nach wie vor den Arsch aufreißen. Dieser Kaffee ist übrigens erste Sahne. Noch was davon da?«
    Mike nahm ihm den leeren Becher ab und machte sich auf den Weg in die Küche. Es passte ihm nicht, dass Chib seine Adresse kannte; noch weniger passte es ihm, dass seine Gorillas draußen postiert waren und Chib jetzt wusste, dass er vier Meisterwerke in der Wohnung hatte – nicht zu vergessen die anderen, weniger bedeutenden Sachen an den Wänden. Er hörte einen Piepton aus dem Wohnbereich und nahm an, dass Chib jemanden anrief oder eine

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