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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Während des Raubs waren Wachen und Besucher dort hineingescheucht und gezwungen worden, sich auf den Fußboden zu setzen. Aus dem Grund hatten sie, soweit Ransome wusste, weder etwas gesehen noch gehört. Ihre Bewacher hatten sich nur durch Grunzlaute verständigt. Eines war dem für die Führung der Besuchergruppe zuständigen Kurator allerdings aufgefallen: Die Männer, die sie in Schach gehalten hatten, waren anscheinend deutlich jünger als diejenigen gewesen, die den eigentlichen Raub durchführten. Ransome erinnerte sich an Glenns Worte: vier, fünf Punks mit Billardstöcken … Glenn war davon ausgegangen, dass die Jungs Hate einschüchtern sollten. Vielleicht hatte er sich geirrt. Auch was die Verkleidung betraf, hatten die jüngeren Räuber nicht viel Aufwand getrieben – lediglich in die Stirn gezogene Baseballkappen und Schals über Mund und Nase. Soweit Ransome sah, befand sich niemand im Wachraum, also trat er ein. Die jetzt eingeschalteten Monitore zeigten Innen- und Außenansichten des Lagerhauses. Die Überwachung des Eingangsbereichs schien völlig unzulänglich – die Kamera war auf die Schranke gerichtet. Man konnte gerade noch die Hälfte des Torhäuschens erkennen, aber nichts vom Bürgersteig jenseits des Zauns. Ransome wusste, dass Hendricks dem Museumsdirektor deswegen schon Vorwürfe gemacht hatte. Er setzte sich an den Schreibtisch und spähte durch das Fenster in die eigentliche Lagerhalle. Von dort aus waren die fraglichen Stahlkammern jedenfalls nicht zu sehen. Das Lagerhaus und dessen Inhalt stellten eine leichte Beute dar – kaum zu glauben, dass nicht schon eher jemand auf die Idee gekommen war, den Laden auszuräumen …
    Es klopfte an die offene Tür. Ransome drehte sich abrupt um, darauf gefasst, sich seiner Nemesis gegenüberzusehen, doch es war jemand anders – jemand, den er vom Sehen kannte: Professor Robert Gissing.
    »Oh«, sagte der Professor, sichtlich verdattert. »Ich suche eigentlich DI Hendricks …«
    Ransome war schon aufgestanden und machte einen Schritt auf ihn zu. »Er ist nicht hier«, behauptete er auf gut Glück und streckte die Hand aus. »Ich bin ein Kollege von ihm, DI Ransome.«
    »Ja, ich habe Sie auf dem Marine Drive gesehen.«
    »Ach wirklich?«
    »Wie steht’s mit Alasdair Noone?« Gissing starrte hinunter auf seine Schuhe.
    »Er muss hier irgendwo sein.«
    »Danke«, sagte er, die Augen weiterhin auf den Boden gerichtet. »Ich müsste ein paar Worte mit ihm reden.«
    Aber Ransome hatte nicht vor, ihn so schnell vom Haken zu lassen. »Professor?«
    Gissing zögerte. »Ja?«, fragte er und hob endlich den Blick.
    Ransome stand jetzt ganz dicht vor ihm. Gissing war gut drei Fingerbreit größer als er, aber das nutzte ihm nichts. »Ich wäre nur neugierig, Ihre Einschätzung der Sache zu hören, Sir. Verpatzter Raubüberfall – wenigstens ein Insider dabei. Sehen Sie das so?«
    Gissing verschränkte die Arme – wieder in der Defensive, schürzte dann die Lippen und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich würde sagen, dass es durchaus unrealistischere Szenarien gibt – ich habe sie heute in den Zeitungen gelesen. Aber es ist nicht meine Aufgabe, Spekulationen anzustellen, Inspector.«
    »Das ist richtig, Sir. Ihre Aufgabe war, die Gemälde zu identifizieren – aber das haben Sie ja schon gestern getan. Was führt Sie also heute Morgen hierher?«
    Gissing straffte die Schultern. »Alasdair Noone hielt meine Anwesenheit für erforderlich. Er scheint zu glauben, dass ich imstande sei, etwaige Lücken in den Beständen der schottischen Gemälde aus dem 19. und 20. Jahrhundert festzustellen.«
    »Weil es das war, was die Räuber mitgenommen haben?«
    »In der Tat.«
    »Ziemlich spezialisierter Markt, oder was meinen Sie, Sir?«
    »Kaum – es gibt dafür Sammler von Kanada bis Schanghai.«
    »Aber es ist Ihr Spezialgebiet?«
    »Kann man so sagen, ja.«
    »Tja, dann sollte ich Sie nicht weiter aufhalten – die Inventur ist schon in vollem Gange.«
    Erst jetzt schien Gissing die emsige Aktivität im Lagerhaus zu bemerken.
    »Wäre aber in ein paar Wochen sowieso fällig gewesen, richtig?«, fügte Ransome hinzu. »Der Raubüberfall hat die Sache bloß ein bisschen beschleunigt.«
    »Hören Sie, Inspector, mir ist nicht ganz klar, wie Ihnen das alles bei Ihrem Fall weiterhelfen sollte.«
    »Oh, das ist nicht mein Fall, Professor Gissing – ich bin nur neugierig, sonst nichts.« Ransome schwieg kurz und beobachtete Gissing dabei, wie er die Information

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