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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zu verarbeiten versuchte. »Ein Jammer, das mit Mr. Allison, nicht?«
    Die Frage brachte den Professor aus dem Konzept.
    »Wo er doch eigentlich der Hausex perte war«, bohrte Ransome nach. »Kennen Sie ihn, Sir? Wie ich höre, ist er ziemlich mitgenommen …«
    »Entsetzliche Sache«, pflichtete Gissing ihm bei.
    »Trotzdem, hätte auch schlimmer kommen können, stimmt’s?«
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen da ganz folgen kann.«
    Ransome zuckte die Achseln. »Ich meine lediglich: Es war ein Glück, dass Sie da waren und in die Bresche springen konnten, wenn ich das mal so ausdrücken darf.«
    »Ja, tja …« Da er dem nichts hinzuzufügen hatte, wandte sich Gissing wieder zur Tür.
    »Chib Calloway in letzter Zeit gesehen?«
    Gissing verharrte einen Moment mit dem Rücken zum Detective auf der Stelle und schaute dann über die Schulter zurück. »Verzeihung – wie war noch mal der Name?« Ransome lächelte nur und zwinkerte.
     
    22
     
    Die zwei Gemälde standen noch immer auf einem der Sofas in Mike Mackenzies Penthouse. Bislang hatte Mike heute noch keine Gelegenheit gehabt, sich Lady Monboddo so ausgiebig zu widmen, wie er es gern getan hätte. Er hatte ein bisschen im Internet surfen müssen, um sich ein Bild davon zu machen, wie hoch das Interesse der nationalen und internationalen Medien an dem Coup war. Entweder, so das Resümee, hatte die National Gallery »unwahrscheinliches Glück« gehabt oder die Räuber waren »unwahrscheinlich inkompetent« gewesen.
    »Volltrottel, hätte man zu meiner Zeit gesagt«, hatte Allan Cruikshank gemeint, als er Mikes Wohnung betrat. Dann hatte er in warnendem Ton hinzugefügt, dass Mike sich unbedingt ein Versteck für seine zwei Bilder überlegen solle.
    »Was hast du mit deinen gemacht?«, fragte Mike.
    »Sind in meinem Arbeitszimmer, unter dem Schreibtisch.«
    »Glaubst du, dass die Bullen sie da übersehen, wenn sie dir einen Besuch abstatten?«
    »Was soll ich denn sonst tun? Sie in ein Bankschließfach stecken?«
    Mike zuckte nur die Achseln. Allan sah furchtbar aus. Er lief alle paar Minuten ans Fenster und starrte hinunter auf den Parkplatz, als befürchtete er, jeden Augenblick Blaulichter kommen zu sehen. Sie waren zusammen auf den Balkon getreten, um eine Zigarette zu rauchen, und Mike hatte den Gedanken zu verdrängen versucht, dass sein Freund jeden Augenblick springen könnte. Er war entsprechend erleichtert gewesen, als sie wieder hineingegangen waren. Mike hatte Pfefferminztee gekocht. Allan meinte, er könne sich nicht erinnern, um einen gebeten zu haben. Er hielt den Becher mit beiden Händen fest.
    »Hilft dir relaxen«, sagte Mike.
    »Relaxen?«, wiederholte Allan verächtlich und verdrehte die Augen.
    »Wie viel hast du letzte Nacht geschlafen?«
    »Nicht viel«, gestand Allan. »Sag mal, hast du schon mal was von Edgar Allan Poe gelesen? ›Das verräterische Herz‹?«
    »Wir müssen einfach die Nerven behalten, Allan. Noch so ein paar Tage Aufregung, und dann legt sich alles – du wirst schon sehen.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?« Etwas Tee war auf den Holzfußboden gespritzt, aber Allan schien das nicht bemerkt zu haben.» Wir wissen ja dann immer noch, was wir getan haben!«
    »Warum nicht noch ein bisschen lauter? Das würde die Nachbarn bestimmt brennend interessieren.«
    Allan riss die Augen auf, löste eine Hand vom Becher und hielt sich damit den Mund zu. Mike verzichtete darauf, ihm zu erklären, dass er ein wenig übertrieben hatte – die Wohnung war ziemlich gut schallisoliert. Kurz nach seinem Einzug hatte er die Hi-Fi-Anlage voll aufgedreht, war dann zu seinen Nachbarn eine Etage tiefer gegangen und hatte sie – er Restaurator, sie Innenarchitektin – gefragt, ob irgendetwas zu hören sei.
    »Tut mir leid«, murmelte Allan hinter seinen Fingern. Er setzte sich, doch sein Blick wanderte wieder zu den Gemälden. »Du solltest sie wirklich verstecken«, riet er mit zittriger Stimme.
    »Wenn jemand fragt, sind das Kopien«, beschwichtigte ihn Mike. »Und du könntest es genauso machen – häng sie an die Wand, wo du sie sehen kannst … Vielleicht schaffen es die Coultons eher, dich zu beruhigen, als es einem armen Sterblichen wie mir vergönnt ist.«
    »Sie sind besser als alles, was die First Caly von ihm hat«, erklärte Allan feierlich.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Mike. »Schau, der einzige Zweck der Übung war doch – falls du dich noch daran erinnerst – die Freude, ein, zwei wirkliche Meisterwerke zu besitzen.

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