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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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lieߟ die Hand auf der Klinke. Ihr fülliger Körper versperrte ihm den Weg. Was befürchtete sie? Dass er sie berauben wollte? »Dieses Haus hat eine Klingel, junger Mann. Ich bin es nicht gewöhnt, dass meine Besucher sich mit den Fäusten Einlass verschaffen.«
    »Es geht um Leben und Tod«, sagte Mike und fragte sich im selben Augenblick, ob er zu viele Western geguckt hatte. »Ich meine, es ist eine Notsituation«, fügte er hinzu.
    »Ist Ilka noch nicht wieder aufgetaucht?« Lara Engler wirkte besorgt. Aber ihre Vorsicht gab sie nicht auf. Mit der rechten Hand hielt sie die Türklinke fest, mit der linken stützte sie sich an der Wand ab.
    Mike schüttelte den Kopf.
    »Das tut mir Leid.« Sie nickte, wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
    Mike hatte sich nicht überlegt, wie er vorgehen wollte. Es kam einfach so über ihn. Er drückte die Tür auf und stieߟ Lara Engler zur Seite. Sie verlor den Halt und wäre beinahe gestürzt. Im letzten Moment fing sie sich wieder.
    »Augenblick mal! Sie können nicht einfach gewaltsam in mein Haus eindringen!«
    Mike streckte ihr die Hände entgegen. »Keine Waffe, sehen Sie? Ich habe nicht vor, Ihnen etwas anzutun. Ich möchte nur mit Ihnen reden.«
    Sie zögerte, dann schloss sie die Tür. »Fünf Minuten.« Sie ging voran in den Therapieraum und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz. »Bitte.« Sie wies auf den blauen Sessel, auf dem wahrscheinlich auch Ilka immer gesessen hatte.
    Mike setzte sich. Für ein paar Sekunden fühlte er sich Ilka ganz nah. Ein trügerisches Gefühl.
    »Also?« Sie zeigte keinerlei Unsicherheit mehr. Als hätte die veränderte Konstellation eine Metamorphose in ihr bewirkt. An diesem Schreibtisch waren die Rollen klar verteilt.
    »Worüber hat Ilka mit Ihnen gesprochen, bevor sie weggelaufen ist?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Ich habe es schon mal erklärt: Als Psychotherapeutin bin ich an meine Schweigepflicht gebunden.«
    »Aber Ilka ist irgendwas zugestoߟen. Sie sind vielleicht die Einzige, die ihr helfen kann.«
    »Verstehen Sie denn nicht?« Lara Engler stand auf, verlieߟ den Platz ihrer ܜberlegenheit und wanderte im Zimmer umher. »Die Schweigepflicht gilt in jeder vorstellbaren Situation. Ich darf sie nicht verletzen.«
    »Selbst dann nicht, wenn Sie ein Leben retten könnten?«
    »Selbst dann nicht. Es tut mir Leid.«
    »Hören Sie auf, mir zu sagen, dass es Ihnen Leid tut!« Mike stand ebenfalls auf. Er blieb beim Schreibtisch stehen. »Davon hat Ilka nichts.«
    Lara Engler rieb sich die Arme, als sei ihr kalt. Vielleicht sollte er es doch noch einmal versuchen.
    »Sie vergeuden Ihre Zeit«, kam sie ihm zuvor. »Und meine. Bitte! Gehen Sie jetzt!«
    »Ilka hat mir nie von den Sitzungen erzählt.« Mike ignorierte ihre Aufforderung. Er dachte gar nicht daran aufzugeben. »Können ihre Probleme mit ihrem Verschwinden zu tun haben?«
    »Gehen Sie!«
    Er lehnte sich gegen die Schreibtischkante. »Nicht, bevor Sie mir geantwortet haben.«
    Ihre anfängliche Reserviertheit hatte sich nach und nach in Empörung verwandelt. Ihre Wangen glühten. Mit ein paar langen Schritten war sie beim Telefon.
    »Ich rufe jetzt die Polizei.«
    Da stand sie und verschanzte sich hinter den Gesetzen ihres Berufs. Es war ihr vollkommen gleichgültig, was mit Ilka passierte. Mike stieߟ sich vom Schreibtisch ab. Sie würde ihm nichts verraten. Er könnte die halbe Nacht hier verbringen, ohne ihr auch nur einen Hinweis zu entlocken.
    »Gut, dass Sie vernünftig sind.« Wahrscheinlich glaubte sie, sie hätte gewonnen.
    Mike spürte eine verzweifelte Wut. Er beugte sich vor, riss ihr das Telefon aus der Hand und schleuderte es mit aller Kraft gegen die Wand. Es zerschellte mit einem lauten Knall, fiel zu Boden und zerbrach in mehrere Teile, die in alle Richtungen spritzten.
    Lara Engler wich zurück. Mike schoss auf sie zu, packte sie an den Schultern und schüttelte sie. Die Angst in ihren Augen machte ihn nur noch wütender. »Wenn Ilka etwas zustöߟt«, zischte er, »dann bring ich dich um, das schwöre ich dir.«
    Er lieߟ sie los und sah, wie sie taumelte und an der Wand Halt suchte. Sie war ganz grau im Gesicht. Mit riesigen Augen starrte sie ihn an.
    Langsam drehte er sich um und verlieߟ das Haus.
    Drauߟen steckte er die Hände in die Taschen seiner Jacke und machte sich auf den Heimweg. Er wusste nicht weiter. Nur eins wusste er genau: Es war ihm ernst gewesen mit seinem Schwur.
     
    Ruben hielt ihre Hand an seine

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