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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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böser Vorahnung abzuschütteln, das sie bei der Vorstellung befiel, in wenigen Tagen nach Herkulaneum zu reisen. Alles lief genau so, wie sie es geplant hatten, ja sogar noch besser. Sie müsste eigentlich glücklich sein.
    Nein, sie war alles andere als glücklich, spürte aber einen ersten Anflug von Erregung und gespannter Erwartung. Sie stand auf und ging ins Haus. »Eve, Trevor hat angerufen. Pack deine Koffer. Wir fliegen nach Herkulaneum.«

    Die zweistöckige, mit Stuck verzierte Villa auf der Via Spagnola, die Trevor gemietet hatte, war geräumig und freundlich. Sie war von einem verschnörkelten, gusseisernen Zaun umgeben, und vor den Fenstern im ersten Stock hingen Blumenkästen mit üppig blühenden Geranien.
    Trevor schloss die Haustür auf und ging hinein. »Ich warte hier am Eingang mit Eve und Jane, Quinn, während Sie das Haus überprüfen. Ich würde das selbst übernehmen, aber ich schätze, dass Sie das als Ihre Aufgabe betrachten.«
    »Ganz recht.« Joe machte sich auf den Weg. »Aber ich gehe davon aus, dass alles in Ordnung ist. Ich habe das Anwesen von zwei Sicherheitsleuten bewachen lassen, seit Sie mir gestern die Adresse durchgegeben haben. Bin gleich wieder da.«
    »Ich hätte es wissen müssen«, murmelte Trevor.
    »Ja«, sagte Eve, während sie sich in der mit Marmor ausgekleideten Eingangshalle umsah. »Schön. Wie viele Zimmer?«
    »Vier Schlafzimmer, zwei Bäder, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Bibliothek. Die Küche ist ganz modern eingerichtet, was bei so alten Häusern nicht immer der Fall ist.«
    »Wie alt ist es denn?«, wollte Jane wissen.
    »Es wurde um 1850 erbaut. Es gehört Sontag, und ich habe ihn überredet, es mir zu leihen, nachdem ich festgestellt hatte, dass es für uns genau das Richtige ist.«
    »Haben Sie ihm die Pistole auf die Brust gesetzt?«
    »Das brauchte ich gar nicht. Der hat längst eingesehen, dass ich ihn in der Hand habe, und er tut alles, was ich ihm sage. Das heißt, seit dieser mitternächtliche Besucher ihn verschreckt hat, ist er ein bisschen störrisch geworden.«
    »Alles klar«, sagte Joe, der gerade die Treppe herunterkam.
    »Eve und ich nehmen das Zimmer am Ende des Flurs. Du nimmst das Zimmer in der Mitte, Jane. Trevor kann das Zimmer auf der anderen Seite nehmen, dann klemmst du zwischen uns wie in einem Doppelwhopper.«
    »Doppelwhopper?«, bemerkte Trevor. »Interessante Vorstellung, Jane. Aber wenn man bedenkt, wie stachelig Sie sind, nicht sehr appetitlich.«
    »Zügeln Sie sich, Trevor«, raunzte Joe. »Das war ziemlich daneben.«
    »Ich weiß. Ist mir einfach so rausgerutscht.« Er ging in Richtung Küche. »Um es wieder gutzumachen, koche ich eine Kanne Kaffee und mache uns was zu essen, während Sie Ihre Koffer auspacken und sich ein bisschen frisch machen.«
    »Sontag scheint ja sehr kooperativ zu sein«, sagte Jane, als Eve und Joe auf ihre Zimmer gegangen waren. »Ist er denn nicht mehr vergrätzt?«
    »Doch. Am liebsten würde er den Schwanz einziehen und sich aus dem Staub machen. Doch letztlich geht es darum, wer das Sagen hat. Versuchen Sie, sich ein bisschen auszuruhen. Sie haben einen langen Flug hinter sich.« Er verschwand durch die Bogentür am Ende des Flurs.
    Jane war nicht danach, auf ihr Zimmer zu gehen und sich auszuruhen. Sie war nicht müde. Sie war aufgeregt und kribbelig und überwältigt von all den neuen Eindrücken in Italien, den fremden Geräuschen und Gerüchen. Sie blieb noch einen Moment lang zögernd stehen, dann ging sie widerstrebend die Treppe hinauf.
    »Wollen Sie mir Gesellschaft leisten?« Trevor war noch einmal zurückgekommen und stand lächelnd in der Tür. »Ich dachte mir schon, dass Sie keine Lust haben würden, sich brav ins Bettchen zu legen. Kommen Sie, helfen Sie mir ein bisschen in der Küche.«
    Sie ging die Treppe wieder hinunter, doch auf der letzten Stufe blieb sie stehen. »Sie brauchen sich gar nicht so gönnerhaft zu geben. Eine Kanne Kaffee können Sie auch allein aufsetzen.«
    »Gönnerhaft, Quatsch. Ich fühle mich einfach einsam.«

    Er trat mit ausgestreckter Hand auf sie zu. »Na los, kommen Sie schon.«
    Komm mit mir. Vertrau mir.
    Nein, sie hatte keine Lust, sich verrückt zu machen, bloß weil sie in Herkulaneum war. Ihr Verhältnis zu Trevor hatte nichts gemein mit Ciras Verhältnis zu Antonio. Verdammt, sie hatten überhaupt kein Verhältnis, sie hatten nur ein gemeinsames Ziel.
    Es war bestimmt in Ordnung, wenn sie jetzt mit ihm ging. Sie war ein bisschen durcheinander,

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