Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
übernehmen. Es machte ihn jetzt noch wütend, wenn er daran dachte, was auf der Lichtung passiert war, als er Jane MacGuire beinahe gehabt hätte.
    Diesmal durfte er sich keinen Fehler erlauben.

    »Wir müssen uns treffen«, sagte Sontag knapp, als Trevor ans Telefon ging. »Und zwar sofort. Das war nicht abgemacht.«
    »Es war überhaupt nichts abgemacht. Sie wurden erpresst.«

    Trevor setzte sich im Bett auf. »Was ist los? Gehen die Journalisten Ihnen auf die Nerven?«
    »Machen Sie, dass Sie herkommen.« Er legte auf.
    Trevor warf einen Blick auf seinen Wecker, während er sich anzog. Viertel vor drei am Morgen. Sontag ließ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen, aber er hatte ziemlich entsetzt geklungen. Da hieß es, schnell handeln, bevor der Typ vollends durchdrehte und alles vermasselte.
    Eine Viertelstunde später traf er bei Sontag ein, der außerhalb von Herkulaneum wohnte.
    »Sie haben behauptet, es könnte überhaupt nichts schief gehen«, fauchte Sontag, als er die Tür aufriss. »Nur ein paar Pressekonferenzen, und dann könnte ich nach Cannes fahren.
    Sie haben behauptet, er wäre aus der Geschichte raus.«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Trevor. »Sie brauchen nur noch eine oder zwei Wochen durchzuhalten, dann können Sie Herkulaneum verlassen.«
    »Ich reise morgen früh ab.«
    »Vergessen Sie’s.« Trevor stürmte an Sontag vorbei ins Haus.
    »Sie haben hier noch einiges zu erledigen.«
    »Nein.« Er nahm einen großen Umschlag vom Couchtisch und warf ihn Trevor zu. »Ich habe hier gar nichts mehr zu tun.« Auf dem Weg zum Schlafzimmer knotete er den Gürtel seines samtenen Morgenmantels auf. »Ich will mit dieser Sache nichts mehr zu tun haben. Er versucht, die Kontrolle zu übernehmen.
    Er wird mich bloßstellen. Ich packe meine Koffer.«

Das kam gar nicht in Frage. Er würde Sontag nicht vom Haken lassen, dachte Trevor. Am liebsten wäre er ihm auf der Stelle nachgegangen, aber er beschloss, ihm ein paar Minuten Zeit zu lassen, um sich zu beruhigen. Er öffnete den Umschlag und entnahm ihm einen Stapel Papiere.
    Als er das oberste Blatt überflog, pfiff er leise durch die Zähne. »O, là, là!«

    »Wir haben ihn«, sagte Trevor, als Jane zwei Stunden später ans Telefon ging. »Und ich wette, er ist bereits hier in Herkulaneum.«
    Sie erstarrte. »Wie bitte?«
    »Sontag hat mich mitten in der Nacht angerufen und mir einen Umschlag entgegengeschleudert, als ich bei ihm ankam. Er enthielt ein komplettes Dossier über Eve Duncan. Die Informationen stammten offenbar aus dem Internet, und die erste Seite enthielt einen Bericht über ihre Rekonstruktion der ägyptischen Mumie.«
    »Kein Brief dabei?«
    »Nein, aber Sontag hat den Umschlag vor seiner Tür gefunden, nachdem jemand mitten in der Nacht angeklopft hatte. Er ist völlig in Panik geraten. Er dachte, der Brief käme von Carpenter, der ihm drohen wollte, den ganzen Schwindel auffliegen zu lassen. Aber er genießt die Aufmerksamkeit, die er derzeit bekommt, und er würde gern noch ein bisschen im Rampenlicht bleiben.«
    »Sie glauben, der Brief stammt von Aldo?«
    »Er könnte jemanden damit beauftragt haben, aber ich schätze, dass Aldo das ewige Warten satt hat und aktiv werden will.
    Gott, ich hätte nie geglaubt, dass wir so viel Glück haben würden. Ich dachte, wir würden wochenlang auf heißen Kohlen sitzen und auf eine Reaktion von Aldo warten müssen, nachdem Sontag seine Entdeckung bekannt gegeben hatte.«
    »Was glauben Sie, was Aldo zu diesem Schritt bewogen hat?«
    »Seit einer Woche liest er immer wieder davon, dass Sontag sich den Kopf darüber zerbricht, welchen Gesichtsrekonstrukteur er mit der Aufgabe betrauen soll, und da ist ihm der Kragen geplatzt. Er hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und versucht nun, das Heft in die Hand zu nehmen.
    Dieser arrogante Scheißkerl. Seit er mit den Morden angefangen hat, ist alles nach seinem Plan gelaufen, und er kann es nicht ertragen, die Kontrolle über sein Spiel zu verlieren.«

    »Aber warum legt er Sontag den Brief mitten in der Nacht vor die Tür?«
    »Warum nicht? Er will gefürchtet werden, und diese Genugtuung ist ihm in letzter Zeit kaum zuteil geworden. Wenn er hinter dem Skelett her ist, wollte er Sontag vielleicht zeigen, wie verwundbar er ist. Er konnte schließlich nicht wissen, dass Sontag mehr um seinen Ruhm als um sein Leben fürchtet.«
    »Aber der Schuss hätte auch nach hinten losgehen können.
    Sontag hätte jemand ganz anderen beauftragen können,

Weitere Kostenlose Bücher