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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Ihnen nur ein einziger Fehler unterlaufen. Sie sagten doch, diese Tunnel unter der Villa seien ein großes Geheimnis, aber fürchten Sie nicht, dass die Studenten reden werden?«
    »Nicht, wenn sie ihre Jobs bei Sontag behalten wollen. Sollten sie auch nur ein Wort darüber ausplaudern, kriegen sie ihre Papiere, und das wissen sie. Ich habe Ihnen ja erzählt, dass er kein besonders liebenswürdiger Charakter ist. In diesem Fall kommt uns das zugute.«
    Er wandte sich an Jane. »Es geht los. Das ist Ihre letzte Chance auszusteigen.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Warum konnte sie ihren Blick nicht von dem Sarg abwenden? Es war doch bloß ein Schwindel. Es gab keinen Grund, beunruhigt zu sein.
    »Was ist da eigentlich drin?«
    »Ein Skelett.«
    Sie fuhr zu Trevor herum. »Das soll wohl ein Witz sein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie genau Aldo uns beobachtet, und ich wollte kein Risiko eingehen.«
    »Wo haben Sie das Skelett denn her?«
    »Ich habe es mir von einem kleinen Museum außerhalb von Neapel ausgeliehen. Es hat mich meine ganze Überredungskunst gekostet, und ich musste ihnen in Eves Namen einige Versprechungen machen, um es zu bekommen.« Er drehte sich zu Eve um. »Das Skelett der Frau gehört zu einer der Toten, die man im Hafen gefunden hat.«
    »Ich soll also tatsächlich ein Gesicht rekonstruieren?«
    Er nickte. »Alles muss absolut echt wirken. Sie haben mir mal gesagt, dass Sie es vermeiden, sich vor Beginn Ihrer Arbeit Fotos anzusehen, weil Sie fürchten, dass Ihre Hände und Ihr Gedächtnis Sie zu sehr beeinflussen könnten. Diesmal möchte ich, dass genau das passiert. Denken Sie an Cira. Oder an Jane.
    Ich habe einen Sockel aufstellen lassen und Ihnen das nötige Material besorgt. Einverstanden?«
    »Kommt drauf an, was für Versprechungen Sie in meinem Namen gemacht haben.«
    »Ich habe dem Museumsleiter versprochen, dass Sie, wenn das alles vorbei ist, das Cira-Gesicht entfernen und eine echte Rekonstruktion anfertigen werden. Das Museum ist bettelarm, und Ihr Name wäre eine großartige Referenz. Das Angebot erschien mir nicht übertrieben. Werden Sie es machen?«
    Eve nickte langsam, den Blick auf den Sarg geheftet.
    »Was wissen Sie über die Frau?«
    »Sie war jung, vielleicht sechzehn, siebzehn. Ihr Schienbein war gebrochen. Bei der Untersuchung ihrer Knochen wurden Zeichen von Mangelernährung festgestellt, was darauf schließen lässt, dass sie aus armen Verhältnissen stammt. Man hat ihr den Namen Giulia gegeben.«
    Er lächelte. »Das ist alles, was ich weiß. Und auch, was die wissen.« Er schaute zu Joe und Sontag hinüber, die gerade die Studenten aus der Bibliothek schickten. »Am besten, ich gehe mal da rüber und passe auf, dass Sontag keinen Mist baut. Den darf man nicht aus den Augen lassen.«
    »Na, dann walten Sie mal Ihres Amtes.« Eve ging zu dem Sarg hinüber. »Wo werde ich arbeiten?«

    Eve wirkte ganz abwesend, und Joe spürte, dass sie bereits in Gedanken mit dem Projekt beschäftigt war, das vor ihr lag.
    »Kannst du noch bis nach dem Abendessen warten?«, fragte er.
    »In Sontags Arbeitszimmer«, sagte Trevor. »Ich bringe den Schädel und bereite alles vor, wenn ich mit Sontag geredet habe.«
    »Ich möchte sie mir jetzt gleich ansehen.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an. Der Sarg ist nicht versiegelt.«
    Trevor trat auf Joe und Sontag zu.
    Jane folgte Eve zu dem Sarg. »Warum hast du es so eilig? Sie ist doch keine von den Verlorenen, Eve.«
    »Wenn ich sie rekonstruiere, wird sie eine sein. Und nicht nur das, ich werde mir die Freiheit nehmen, ihr dein Gesicht zu geben, und ich möchte sie kennenlernen.« Sie hob den Sargdeckel an.
    Zärtlich berührte Eve den Schädel. »Hallo, Giulia«, sagte sie leise. »Wir werden einander sehr gut kennenlernen. Ich empfinde Respekt und Bewunderung für dich, und ich bin gespannt zu erfahren, wer du bist.«
    Eine Weile betrachtete sie schweigend das Skelett, dann schloss sie den Sarg wieder. »Das reicht fürs Erste.« Sie wandte sich ab. »Ich könnte nicht an ihr arbeiten, ohne mich zuerst vorzustellen.«
    Jane nickte. »Das weiß ich. Das machst du ja auch immer bei den Verlorenen. Glaubst du, sie können dich hören?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber das gibt mir ein besseres Gefühl bei dem Eingriff.« Sie ging auf die Treppe zu.
    »Zumindest wird die Arbeit an Giulia mich beschäftigen. Seit dem Tag, als du uns diesen Plan aufs Auge gedrückt hast,

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