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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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die Zeichnung, die Joe vor sie auf den Schreibtisch legte, und pfiff leise durch die Zähne.
    »Verdammt gut, Joe. Und trifft es ihn?«
    »Hundertprozentig.«
    Sie grinste. »Hübscher Bengel. Von so einem Hochstapler würde ich mich zu sonst was überreden lassen. Kein Wunder, dass Jane so beeindruckt war, dass sie sein Gesicht in Erinnerung behalten hat.«
    »Ihr ist gar nicht aufgefallen, dass er so gut aussieht. Sie hat nur gezeichnet, was sie gesehen hat.«
    »Sicher. Herrgott, sie ist siebzehn, Joe. Für Teenager ist Aussehen alles. Und der Typ ist so sexy wie ein Filmstar.« Sie hob die Hand, als Joe den Mund öffnete. »Okay, okay, da steht sie drüber. Sie ist nicht wie meine Tochter Emily oder neunundneunzig Prozent der Mädchen in ihrem Alter.« Sie schnaubte verächtlich und stand auf. »Ich werde das mal eben einscannen lassen und an Scotland Yard schicken.«
    »Danke, Christy.«
    Sie grinste. »Keine Ursache. Ich bin nicht wie Jane. Ich sehe mir gern hübsche Teufel wie den hier an.«
    »Er könnte tatsächlich ein Teufel sein«, sagte Joe. »Du nennst ihn einen Hochstapler, aber wir wissen noch nicht, ob er die Morde begangen hat.«
    »Nein, das wissen wir nicht.« Christys Lächeln verschwand, als sie die Zeichnung noch einmal betrachtete. »Eine Schande.«
    Joe schaute ihr nach, als sie zwischen den Schreibtischen hindurch davonging, dann klappte er die Akte Caroline Halliburton auf. Er war auf das Foto gefasst, aber es versetzte ihm dennoch einen Schock. Die Aufnahme von Eves Rekonstruktion war lebensecht gewesen, aber das hier war die Frau selbst. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie vierundzwanzig gewesen, aber dieses Foto war einige Jahre zuvor aufgenommen worden, und die Ähnlichkeit mit Jane war frappierend.
    Sie jagte ihm eine Heidenangst ein.
    »Joe.«
    Als er aufblickte, stand Christy vor ihm. »Das ging aber schnell. Ich hätte nicht gedacht …«
    »Wir haben eine neue Leiche.« Sie schaltete das Handy ab, mit dem sie telefoniert hatte. »Lake Lanier. Ein paar Taucher haben sie gefunden, die Stelle markiert und die Polizei benachrichtigt.«
    Joe schlug die Akte zu und sprang auf. »Bist du sicher?«
    »Absolut.« Sie schnappte sich ihre Handtasche und eilte in Richtung Tür. »Sie hat kein Gesicht.«

    Das war sie!
    Aldo konnte es nicht fassen. Ein Wunder. Mit wild klopfendem Herzen betrachtete er das Foto.
    Sie blickte in die Welt mit einer Verwegenheit, die jeden herausforderte. Frisch, jung, undurchdringlich.
    Nein, nicht undurchdringlich, Cira. Nicht für mich.
    Er notierte sich den Namen.
    Jane MacGuire.
    Nicht Jane.
    Cira. Cira. Cira.
    Hastig schrieb er sich die Adresse ab.
    Er bemerkte, dass er zitterte. Er zitterte vor Aufregung darüber, dass der ersehnte Augenblick endlich gekommen war.
    Die anderen waren ihr ähnlich gewesen, aber sie war perfekt. Es bestand kein Zweifel daran, dass dies das Gesicht war, das ihn sein Leben lang verfolgt und das er in seinen Albträumen gesehen hatte. Panische Angst überkam ihn, dass irgendjemand sie ihm wegschnappen könnte.
    Nein, das durfte nicht passieren. Er hatte zu weite Wege zurückgelegt, zu viel Zeit in die Suche investiert, zu viele Cira-Doppelgängerinnen eliminiert.
    Aber Jane MacGuire war keine Doppelgängerin. Sie war Cira.
    Und sie musste sterben.

    Dunkelheit.
    Keine Luft.
    Keine Zeit.
    Sie würde es nicht schaffen.
    Doch, sie würde es schaffen. Sie würde nicht in diesem Tunnel sterben. Sollten die anderen Feiglinge ruhig aufgeben. Sie würde kämpfen, bis sie frei war.
    Sie hatte bisher alle Ketten gesprengt, die sie gefangen gehalten hatten, und sie würde sich nicht vom Tod zur Gefangenen machen lassen.
    Bebte die Erde?
    Keine Luft.

    Sie fiel auf die Knie.
    Nein!
    Sie raffte sich auf und lief weiter. Wohin? Es war zu dunkel, um …
    Sie wandte sich nach rechts.
    » Nein, das ist eine Sackgasse. Hier lang. «
    Er stand hinter ihr im Tunnel. Er war groß, wie ein Schatten, aber sie wusste, wer er war. » Geh mir aus dem Weg. Glaubst du etwa, ich würde dir trauen? «
    » Für etwas anderes bleibt dir keine Zeit. « Er streckte ihr eine Hand entgegen. » Komm mit mir. Ich zeige dir den Weg. «
    Nie wieder würde sie seine Hand nehmen. Nie wieder würde sie ihm vertrauen …
    Sie stolperte tiefer in den Tunnel hinein.
    » Komm zurück! «
    » Nein. « Aus ihrer trockenen Kehle kam nur ein leises Krächzen.
    Lauf.
    Beeil dich.
    Bleib am Leben.
    Aber wie sollte sie ohne Luft leben?
    »Verdammt, Jane, wach auf!«
    Jemand schüttelte

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