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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ermordet eine Frau nach der anderen, und wir kommen ihm kein bisschen näher.«
    »Bei der Leiche in Richmond hat man auch nichts gefunden?«
    »Asche.«
    »Dann ist er es«, flüsterte Eve. »Vielleicht irrt sich Trevor.
    Vielleicht hat er Jane vergessen.«
    »Aber vielleicht irrt er sich auch nicht. Meine Chefin hat schon davon gesprochen, den Schutz für Jane zu reduzieren, weil sie nicht mehr in so großer Gefahr zu sein scheint.«
    »Du kannst nicht beides haben.«
    »Das weiß ich, verdammt.« Er überlegte. »Sag Jane, sie soll den Hörer auf dem Nebenapparat abnehmen.«
    Eve gab Jane, die im Wohnzimmer auf dem Sofa saß, ein Zeichen. Sie nickte und nahm den Hörer ab. »Ich glaube nicht, dass Trevor lügt, Joe. Ich hätte dir nichts von seinem Angebot erzählt, wenn ich ihm nicht geglaubt hätte.«
    »Er hat bereits bewiesen, dass er ein Experte im Täuschen ist.«
    »Ich fand, es wäre einen Versuch wert. Jetzt hör endlich auf, mich so anzuknurren, und sag mir, was du vorhast.«
    »Ich lasse mich nicht auf Deals mit Ganoven ein.«
    »Das hab ich ihm auch gesagt. Aber er meinte, um Aldo zu kriegen, würdest du vielleicht eine Ausnahme machen. Natürlich ist er davon ausgegangen, dass ich versuchen würde, dich zu überzeugen.« Sie seufzte. »Eigentlich hatte ich das vor. Aber dann habe ich beschlossen, dir die Entscheidung zu überlassen.«
    »Wie großzügig.«
    »Aber falls es dir etwas bedeutet, ich glaube, dass wir nur über Trevor an Aldo herankommen können. Und ich nehme an, dass du das auch glaubst.«
    Joe schwieg eine Weile. »Und was würdest du tun, wenn ich das Angebot ablehne? Wenn Trevor dich riefe, würdest du zu ihm rennen?«
    »Ich würde nicht rennen. Aber ich würde darüber nachdenken.«
    »Und dann würdest du gehen.«
    Sie antwortete nicht gleich. »Aldo hat Toby wehgetan, Joe. Er hat ihn verletzt. Und es war meine Schuld.«
    »Herr im Himmel.«
    »Tut mir leid, wenn dich das ärgert, aber ich werde dich nicht wieder anlügen.«
    »Ja, es ärgert mich. Ich bin wütend und frustriert, und am liebsten würde ich irgendjemanden verprügeln.«
    »Was wirst du tun, Joe?«, fragte Eve leise.
    »Das werde ich dir sagen, wenn es so weit ist.« Er legte auf.
    Jane verzog das Gesicht, als sie den Hörer auf die Gabel legte.
    »Was glaubst du, wie hoch die Chancen stehen, dass er sich auf Trevors Angebot einlässt?«
    »Woher soll ich das wissen? Es ist seine Entscheidung, aber du hast alles in deiner Macht Stehende getan, um sie zu beeinflussen.«
    Janes Augen weiteten sich. »Was meinst du damit? Du hast doch gehört, was ich gesagt habe. Ich habe es ganz ihm überlassen.«
    »Angeblich. Aber du hast sehr deutlich gemacht, dass du dich in Gefahr begeben würdest. Und du hast auf alle richtigen Knöpfe gedrückt.« Ihre Blicke begegneten sich. »Du hast ihn mit einem Geschick manipuliert, das einem Henry Kissinger zur Ehre gereichen würde. Ich bin ziemlich überrascht.«
    »Ich würde Joe nie manipulieren«, entgegnete Jane gekränkt.
    »Das müsstest du eigentlich wissen, Eve.«
    »Vielleicht nicht absichtlich. Aber als ich dein Gesicht beobachtet habe, während du mit ihm gesprochen hast, war es fast, als würde ich eine Fremde vor mir sehen.«
    Sie hob müde die Schultern. »Oder vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein. Was du gesagt hast, war alles richtig.
    Vielleicht sehe ich Dinge, die gar nicht da sind.«
    Sie stand auf. »Ich gehe ins Bett. Falls Joe noch mal anruft, lasse ich dich wissen, wozu er sich entschieden hat.«
    »Danke.« Jane sah sie immer noch bekümmert an. »Das würde ich Joe nie antun. Ich kann es selbst nicht ausstehen, manipuliert zu werden. Ich bin einfach nur ehrlich zu ihm gewesen.«
    »Dann vergiss, was ich gesagt habe. Ich bin im Moment so erschöpft und gestresst, dass ich wahrscheinlich schon grüne Männchen sehe. Gute Nacht.« Eve ging in ihr Schlafzimmer.

    Es war, als würde ich eine Fremde vor mir sehen.
    Ein kalter Schauer lief Jane über den Rücken, als sie auf die Veranda hinausging. Das, was sie zu Joe am Telefon gesagt hatte, die Worte, die sie gewählt hatte, waren ihr ganz selbstverständlich über die Lippen gekommen. Sie hatte geredet wie ein Roboter.
    Und doch hatte sie in jedem Augenblick gewusst, dass es die richtigen Worte waren, die ihn auf den von ihr gewünschten Weg führen würden. Es war, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Es war ihr vollkommen normal erschienen, und es war ihr erst aufgefallen, als Eve sie

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