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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ich halte dich nicht für verrückt. Nur für stur und eigensinnig. Jetzt beeil dich und mach ein paar Fotos.«

12
    »Du machst einen Fehler, Jane«, sagte Joe kühl. »Du lässt dich auf sein Spiel ein.«
    »Nein, ich lasse mich auf sein Spiel ein, wenn ich diesen Ring hergebe.« Sie hielt seinem Blick stand. »Und das weißt du ganz genau. Du willst bloß nicht, dass ich ein Risiko eingehe. Aber dieser Ring ist vielleicht eine Chance. Wenn es nicht um mich ginge, würdest du es zugeben.« Sie hielt ihm ihre Hand hin.
    »Glaubst du etwa, es macht mir Spaß, ihn zu tragen. Es kotzt mich an. Aber es ist das Richtige.« Sie warf den Stapel Fotos vor ihn auf den Couchtisch. »Hier sind genug Fotos, um nach dem Verkäufer zu suchen. Trevor meinte, Aldo könnte den Ring schon vor Jahren in Italien erworben haben.«
    »Wir werden sehen.« Seine Mundwinkel zuckten. »Soweit wir wissen, hat er bisher keinem seiner Opfer ein Schmuckstück geschenkt. Wenn er ihn so lange mit sich herumgetragen hat, dann lässt das darauf schließen, dass du für ihn etwas ganz Besonderes bist.«
    Sie verzog das Gesicht. »Wenn ich etwas Besonderes bin, dann nur, weil ich kein Opfer bin. Und ich werde mich auch nicht dazu machen lassen.«
    »Das hoffen wir«, bemerkte Eve.
    »Denk positiv.« Jane ging zu ihrem Zimmer. »Ich lege mich schlafen. Wenn ich noch länger hier bleibe, versucht ihr bloß, mir das mit dem Ring auszureden, aber das werde ich nicht zulassen. Es würde mich nur unter Druck setzen und traurig machen. Gute Nacht, Joe.«
    »Indem du wegläufst, kannst du mich nicht daran hindern …«
    Er fluchte leise vor sich hin, als sie ihre Zimmertür hinter sich schloss. »Red du ihr das aus, Eve. Auf dich hört sie immer noch.«

    »Ich hab’s versucht«, sagte Eve ruhig. »Im Moment hört sie auf niemanden. Sie glaubt, das Richtige zu tun, und sie lässt sich nicht davon abbringen.«
    »Sie ist noch ein Kind, verdammt.«
    »Ach ja? Ich glaube, darüber haben wir schon vor Wochen diskutiert. Da hast du mir gesagt, sie sei nie wirklich ein Kind gewesen und das sei in Ordnung so.«
    »Da wussten wir auch noch nicht, dass Aldo hier aufkreuzen würde. Jetzt ist es nicht mehr in Ordnung.«
    »Zu spät«, entgegnete Eve mit einem traurigen Lächeln.
    »Bevor das passiert ist, hätten wir vielleicht die Chance gehabt, ein bisschen Fröhlichkeit in ihr Leben zu bringen, aber das ist jetzt vorbei. Sie hat sich verändert.«
    »Sie ist bloß noch eigensinniger geworden.«
    Eve schüttelte den Kopf. »Sie ist reifer, gefestigter als zuvor.
    Ich konnte regelrecht zusehen, wie es passiert ist. Sie erinnert mich an meine Rekonstruktionen. Ich arbeite und arbeite, und die ganze Zeit weiß ich, dass unter meinen Fingern alles schon da und nur noch nicht bereit ist, sich zu zeigen. Und dann, plötzlich ist das Gesicht fertig.«
    Joe schaute sie stirnrunzelnd an. »Es ist, als ob man ein kunstvolles Tongefäß in einen Brennofen stellt«, versuchte sie es noch einmal. »Wenn man es reinschiebt, ist es noch ganz weich und formbar. Aber wenn man es rausnimmt, ist es hart und hat seine endgültige Form angenommen. Das hat Aldo bei ihr bewirkt.« Ihre Lippen spannten sich. »Möge er in der Hölle schmoren dafür.«
    »Den Antrag unterstütze ich.« Joe betrachtete die Fotos.
    »Vielleicht ist er noch nicht nah genug, um mitzubekommen, dass sie den Ring trägt.«
    Eve hob die Brauen.
    »Okay, Wunschdenken.« Er nahm die Fotos. »Ich werde sie ins Department schicken und dann versuchen, etwas über das Päckchen in Erfahrung zu bringen, das in Carmel bei Mail Boxes Unlimited aufgegeben wurde.«
    »Sie hat Recht, nicht wahr? Sosehr es uns gegen den Strich geht, es könnte eine Chance sein.«
    Er nickte grimmig. »Ja, verdammt, sie hat Recht.«

    Im Lampenlicht glänzte der blassgrüne Vesuvianit wie eine scharfe Messerklinge. Aldo hatte was übrig für Messer, dachte Jane.
    Nicht hinsehen. Nicht darüber nachdenken, was Aldo mit seinen Messern machte.
    Sie schaltete das Licht aus und schob ihre Hand unter die Decke. Es half nicht. Sie sah das Schimmern und Glänzen immer noch vor ihrem geistigen Auge.
    Dann musste sie es eben akzeptieren. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, und jetzt musste sie damit leben. Sie zog die Hand wieder unter der Decke hervor. Aldo hatte diesen Ring in der Hand gehabt. Er hatte ihn berührt und den schimmernden Stein betrachtet und daran gedacht, wie sehr er sie aus der Fassung bringen würde. Sie konnte sich sein hämisches

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