Der Maedchensammler
Lächeln direkt vorstellen.
Nun, jetzt gehört er mir. Und er bedeutet mir nicht mehr, als was ich will, dass er mir bedeutet. Du kannst mich mal, Aldo.
Sie schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Sie würde nicht von Cira träumen und auch nicht von Aldo. Sie würde sie aus ihren Gedanken verscheuchen, sich ausruhen und neue Kraft sammeln.
Nein, besser nicht schlafen. Sie musste nachdenken. Sich an alles erinnern, was sie über Aldo wusste, und eine Möglichkeit finden, ihn zur Strecke zu bringen. Sie hatte es satt, sich zu verstecken und ihn in dem Glauben zu lassen, er könnte sie terrorisieren. Es musste etwas geschehen. Sie musste endlich handeln.
Tut mir leid, Eve …
Am nächsten Morgen stand Bartlett wie üblich vor dem Haus.
Er lächelte freundlich, als Jane an ihm vorbeiging. »Guten Morgen. Ich habe gehört, gestern Abend hat es Ärger mit der Post gegeben.«
»Ein bisschen. Wo ist Trevor?«
»Er überprüft zusammen mit Matt Singer noch einmal die Sicherheitsvorkehrungen. Er müsste gleich hier sein. Sie können ihn über sein Handy erreichen, falls es dringend ist.«
Sie schüttelte den Kopf »Ich möchte von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden.«
»Verstehe. Nun, ich leiste Ihnen gern Gesellschaft, während Sie auf ihn warten.« Seine Miene wurde ernst, als sein Blick auf ihre Hand fiel. »Trevor hat Recht. Sie sollten den Ring wirklich nicht tragen.«
»Trevor hat nicht versucht, mich daran zu hindern.«
»Ich weiß. Er sagte, er habe die Entscheidung Ihnen überlassen. Nicht, dass es mich gewundert hätte. Aber ich war enttäuscht.«
»Warum?«
»Ich mag ihn. Aber ich würde ihn noch mehr mögen, wenn er zugeben würde, dass er gar nicht so hartherzig ist, wie er sich gibt.«
»Ich glaube nicht, dass das gespielt ist.«
»Das liegt daran, dass er ein extrem guter Schauspieler ist.«
»So wie damals, als er sich als Scotland-Yard-Mann ausgegeben hat, der den Mord an Ihrer Frau untersuchte? Sie hat er offenbar nicht hinters Licht geführt.«
Bartlett lächelte. »Aber beinahe. Als ich ihm zu Claridge’s gefolgt bin, wurde mir dann klar, dass er kein Polizist sein konnte. Polizisten können sich normalerweise keine Luxushotels leisten.«
»Aber Schmuggler und Hochstapler schon?«
»Genau. Und nachdem ich Trevor näher kennengelernt hatte, begriff ich, dass ich mit ihm die besten Aussichten habe, Ellens Mörder zu schnappen. Diesem Ziel widmet er sich mit Hingabe.« Dann fügte er ernst hinzu: »Und Hingabe ist wichtig.«
»Ehrlichkeit auch. Wie oft hat er Sie schon belogen?«
»Nur dieses eine Mal. Er ist auf seine Weise ehrlich.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Entweder einer ist ehrlich oder er ist es nicht.«
»Schwarz oder weiß? Ich fürchte, Trevor ist eher im grauen Bereich anzusiedeln. Aber das ist immerhin besser als schwarz, oder? Ein Mann mit seinen Fähigkeiten könnte leicht ein ausgefuchster Verbrecher sein. Die Versuchung muss groß sein für ihn.«
»Er hat mir gesagt, wie sehr er auf Geld aus ist.«
Bartlett nickte. »Das behauptet er jedenfalls.«
»Sie glauben ihm nicht?«
»Oh, ich glaube ihm, dass er was für Geld übrig hat. Er ist arm aufgewachsen und musste sich durchs Leben kämpfen. Aber wenn man so talentiert ist wie Trevor, kann man sein Geld auf leichtere Weise verdienen. Er bräuchte nicht auf einem Hochseil zu balancieren. Ich glaube, er hat schon als Kind Geschmack daran gefunden, und mit den Jahren ist er süchtig geworden.«
»Ist er deswegen hinter Aldo her? Nicht wegen des Goldes, sondern wegen des Jagdfiebers?«
»Nein, ich glaube, er hat persönlichere Gründe. Hat er Ihnen erzählt, dass Pietro Tatligno mit ihm zusammen in Kolumbien als Söldner gekämpft hat?«
Sie sah ihn überrascht an. »Nein, er hat mir nur erzählt, dass er Altertumsforscher war.«
»Und zwar ein ganz hervorragender. Aber er musste sich erst die Hörner abstoßen, bevor er das Söldnerleben aufgegeben und wieder an die Uni gegangen ist. Offenbar haben er und Trevor sich sehr eng miteinander angefreundet, und Trevor hat ihn mit Manza zusammengebracht.«
»Sie meinen, er ist hinter Aldo her, weil er sich schuldig fühlt?«
»Trevor würde es leugnen. Er sagt, Schuldgefühle sind unproduktiv.« Er lächelte. »Womöglich erzählt er Ihnen sogar, er wäre hinter Aldo her, weil der ihn betrogen hat.«
»Er hat gesagt, Pietro hätte es nicht verdient zu sterben.«
»Ah, vielleicht ist er ja drauf und dran, mit der Wahrheit
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