Der Maedchensammler
dort um einen Studienplatz beworben?«
Erleichtert stellte sie fest, dass er sie abzulenken versuchte.
»Ja, ich habe mich um eine vorzeitige Aufnahme beworben.«
Sie nahm den Brief entgegen, ohne ihn zu öffnen. »Vielleicht haben sie mich ja angenommen.«
Sie legte den Umschlag auf der Schaukel ab. »Das wäre schön.«
»Ihre Begeisterung hält sich ja in Grenzen.«
»Ich weiß noch nicht, ob ich auf eine Elite-Uni gehen will.
Aber Joe hat in Harvard studiert, und ihm hat es dort gefallen.
Wo ist meine Liste?«
Er zog einen Zettel aus der Brusttasche. »Das ist alles, woran ich mich erinnere, und womöglich besucht er diese Seiten inzwischen gar nicht mehr.«
»Oder vielleicht doch.« Sie überflog die Liste. »Zwei davon sind italienische Websites. Eine ist von einer englischen Zeitung
…«
»Er hat zwei Jahre lang in Oxford studiert. Er wollte die Verbindung zur Sprache behalten.«
»Und hier ist eine aus Florenz. La Nazione. Ist das auch eine Zeitung?«
Trevor nickte. »Er ist in Florenz aufgewachsen. Die meisten Menschen halten in irgendeiner Form Kontakt zu ihrer Heimatstadt. Er hat auch noch regelmäßig die Homepage einer anderen italienischen Zeitung aufgesucht, die vom Corriere della Sera in Rom.«
Sie zeigte auf einen anderen Eintrag. »Und die hier?«
» Archaeology Journal? Das ist eine wöchentlich erscheinende Fachzeitschrift und praktisch die Bibel der modernen Archäologie.«
»Aber er war doch Schauspieler. Sein Vater war Archäologe.
Diese Seite wird er dann wohl nicht mehr besuchen.«
»Das glaube ich nicht. Auf dieser Seite gibt es häufig Artikel über Pompeji und Herkulaneum. Die interessieren ihn garantiert.«
Jane ging die Liste weiter durch. »Hier ist noch eine aus Rom.
Noch eine Zeitung?«
Trevor lächelte. »Nein, das ist eine der beliebtesten Porno-Websites in Italien. Sehr krass, ziemlich abartig. Die sucht er garantiert hin und wieder auf.«
»Auf welche Weise abartig?«
»Es hat mich neugierig gemacht, als ich mitbekam, dass er diese Seite häufig aufrief, und da habe ich mal nachgesehen. Die haben sich auf Sadomasochismus und auf Nekrophilie spezialisiert.«
»Sex mit Toten?« Sie schüttelte sich. »Widerlich.«
»Auf jeden Fall hat es mich in der Annahme bestärkt, dass Aldo nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse ist.«
»Sie sagten, nach den ersten Morden hat er keins seiner Opfer mehr vergewaltigt.«
»Das bedeutet aber nicht, dass er nicht an Sex interessiert ist.
Vielleicht hat er die anderen nicht für würdig befunden, sich an ihnen zu vergreifen. Oder vielleicht fährt er inzwischen nur noch auf das Töten selbst ab.«
Sie schluckte. »Diese Frauen, die er vergewaltigt hat – hat er das getan, bevor oder nachdem er sie ermordet hatte?«
»Nachher.«
»Pervers.«
»Absolut. Wollen Sie sonst noch was wissen?«
»Dann sage ich Ihnen Bescheid«, erwiderte sie abwesend, während sie sich weiter auf die Liste konzentrierte.
»Den Rest kriege ich vielleicht auch so raus. Ich kann ein Web-Portal aufrufen und eine Rohübersetzung bekommen.«
»Ich bin also in Gnaden entlassen?«
»Vorerst.«
»Und werde ich erfahren, was zum Teufel Sie mit diesen Informationen vorhaben?«
Sie blickte auf. »Aber ja. Ich werde Sie brauchen.«
»Das ehrt mich.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich schätze, dass Sie das nicht vielen Menschen gegenüber zugeben.«
»Da liegen Sie richtig.«
»Und wann etwa wird das sein?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss nachdenken und ein bisschen recherchieren.«
»Und Sie müssen sich von Aldos verbaler Attacke erholen.«
»Ich habe mich schon etwas erholt.« Das stimmte Gott sei Dank. Die Ablenkung hatte die Bedrohlichkeit von Aldos Gift etwas gemindert. »Es war dumm von mir, mich so aufzuregen, denn eigentlich kann ich seinen Anruf als Sieg verbuchen.
Außerdem hat er mir über seine Einstellung und seine Absichten mehr Klarheit verschafft.«
»Ich vermute, er hat auch zur Klärung Ihrer Einstellung beigetragen und Sie in Ihrer Entschlossenheit bestärkt, so schnell wie möglich zu handeln.«
»Darin brauchte ich nicht besonders bestärkt zu werden.«
»Nein, Sie sind schon mit Vollgas unterwegs.« Er hob die Brauen. »Bin gespannt, wohin Sie sich wenden werden.«
»Ich auch«, erwiderte sie trocken. »Ich hoffe bloß, dass ich nicht in einer Sackgasse lande.«
»Selbst dann kann man umkehren und einen Ausweg finden.«
Hitze. Nacht ohne Luft.
Flucht. Fallende Felsbrocken. Schmerz.
»Ich will nicht
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