Der Maedchensammler
weiden konnte. Nicht darüber nachdenken. Sie öffnete die nächste Seite. Allmählich ergab sich ein immer deutlicheres Bild von Aldo.
Morgens um 3:42 Uhr schloss sie die letzte Website auf Trevors Liste, lehnte sich zurück und versuchte, ihre wachsende Aufregung zu unterdrücken. Konnte es funktionieren?
Bestenfalls war es riskant. Der Erfolg würde von vielen Faktoren abhängen, nicht zuletzt von Glück.
Aber verdammt, ein bisschen Glück hatten sie doch endlich verdient.
Sie griff nach ihrem Handy.
Die Sonne schien und tauchte Eve und Joe, die am Frühstückstisch saßen, in ein warmes Licht. Eine friedliche, liebevolle Szene. So anders als Aldos düstere Welt, in die Jane in der vergangenen Nacht eingetaucht war.
Sie schaute die beiden an und zögerte. Nein, sie hatte eine Entscheidung getroffen. Sie durfte sich nicht davon abbringen lassen.
»Guten Morgen«, sagte sie und ging auf die beiden zu. »Ich hab dich letzte Nacht gar nicht nach Hause kommen hören, Joe.« Sie trat an den Kühlschrank und nahm den Orangensaft heraus. »Ist es sehr spät geworden?«
»Ja.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Aber du hättest mich eigentlich hören müssen. Ich habe noch Licht in deinem Zimmer gesehen.«
»Ich war beschäftigt.« Sie schenkte sich ein Glas Saft ein.
»Wie weit bist du mit Lucy, Eve?«
»Fertig.« Eve lächelte. »Wie Sie es befohlen haben, Mademoiselle.«
»Ich würde dir nie –« Sie brach ab, als sie Eves wissenden Blick bemerkte. »Ertappt?«
»Ertappt. Worauf willst du hinaus?«
»Ich wollte einfach sicher sein, dass du Zeit hast.«
Sie hob das Glas an die Lippen. »Ich brauche dich.« Sie wandte sich an Joe. »Und dich auch.«
»Es ehrt mich ja, dass ich nicht außen vor gelassen werde«, bemerkte er trocken. »Hast du vor, uns ins Vertrauen zu ziehen, oder willst du uns raten lassen?«
»Ich hätte schon früher mit euch geredet, aber ich musste mir erst sicher sein …« Sie fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Ich war verwirrt. Es gab zu viele Lücken, und die musste ich erst füllen. Sonst hättet ihr mich in der Luft zerrissen, und das wollte ich vermeiden.«
»Wovon zum Teufel redest du?«
»Wir können nicht hier rumsitzen und warten, bis Aldo beschließt, mich zu töten. Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, ihn aus der Deckung zu locken. Aber nachdem ich mit ihm gesprochen habe, ist mir klar geworden, dass man zu ziemlich drastischen Mitteln greifen muss, wenn man ihn dazu bringen will, dass er die Beherrschung verliert. Er wird einfach in aller Ruhe abwarten, und das kann ich nicht ertragen. Wir müssen den Spieß umdrehen und Jagd auf ihn machen.«
»Wir machen Jagd auf ihn«, erwiderte Joe scharf. »Was glaubst du wohl, warum ich neuerdings achtzehn Stunden pro Tag auf dem Revier verbringe? Wir sammeln Informationen, wir sichten und ordnen Beweismaterial. Wir werden ihn schon kriegen.«
»Und das alles macht dich völlig verrückt. Und normalerweise kannst du es nicht ausstehen, unter solchen Bedingungen zu arbeiten«, sagte Jane. »Du willst auch Jagd auf ihn machen.«
»So, wie wir bisher vorgehen, ist es weniger gefährlich.«
»Aldo hat keine Eile. Er glaubt, er hätte Cira gefunden, und er wartet geduldig auf eine günstige Gelegenheit. Das könnte ein Katz-und-Maus-Spiel werden, das sich über Jahre hinzieht. Aber ich bin nicht bereit, ihm Jahre meines Lebens zu opfern. Ich will ein unbeschwertes Leben führen.« Sie wandte sich an Eve. »Ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden, ihn weiter aus der Reserve zu locken. Wenn ihr mir helft.«
»Und die wäre?«
Endlich hörten sie zu. »Wartet einen Augenblick.« Sie ging zur Haustür. »Ich habe Trevor gestern Abend angerufen und ihn gebeten herzukommen.« Sie winkte Trevor zu, der sich draußen mit Bartlett unterhielt. »Wir werden ihn brauchen.«
»Du hast Trevor in deine Pläne eingeweiht, bevor du mit uns darüber gesprochen hast?«, fragte Joe.
Jane schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht fair gewesen. Er weiß nur, dass ich bereit bin.«
»Bereit für was?«, wollte Joe wissen.
»Langsam«, sagte Eve ruhig. »Hör ihr einfach zu, Joe. Sie versucht ja, uns alles zu erklären.«
»Es könnte funktionieren«, sagte Jane. »Ich bin mir ganz sicher.« Sie drehte sich zu Trevor um, der gerade hereinkam.
»Sagen Sie Joe, dass wir nicht hinter seinem Rücken etwas ausgeheckt haben.«
Trevor zuckte die Achseln. »Ich bin gekommen, weil ich die königliche Order erhalten habe. Ich
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