Der Maedchensammler
den Kopf. »Sie haben zu arbeiten. Und er soll auf keinen Fall mitkriegen, dass ich bewacht werde. Es ist viel effektiver, mich nur in Begleitung von Eve zu zeigen, damit er sieht, wie wenig wir uns einschüchtern lassen.«
»Er würde mich nicht sehen.«
»Ich dachte, Sie wollten mich die Risiken eingehen lassen.«
Er zuckte die Achseln. »Das ist gar nicht so leicht, wie ich geglaubt habe. Aber ich arbeite dran.«
»Das möchte ich Ihnen auch geraten haben.« Sie wandte sich zum Gehen. »Sie bleiben hier.«
Ihre Wangen waren gerötet, und sie war strahlend schön.
Und sie wirkte unglaublich selbstsicher.
Aldo kämpfte gegen die Wut an, die in ihm aufstieg, während er beobachtete, wie Jane und Eve lachend den Parkplatz des Restaurants überquerten. Und das Miststück fuchtelte auch noch mit den Armen in der Gegend herum, dass der Ring an ihrer Hand bei jeder Bewegung im Sonnenlicht glitzerte.
In der Mall war es genau dasselbe gewesen. Sie hatte gestrahlt und so fröhlich und lebendig gewirkt, dass er es wie einen Schlag ins Gesicht empfunden hatte.
Sie provozierte ihn nicht nur mit seinem Geschenk, sondern mit ihrer Lebensfreude.
Sie hatte keine Angst. Der Ring bedeutete ihr überhaupt nichts. Er hatte sie einschüchtern wollen, und stattdessen lachte sie ihn aus.
Es gelang ihm kaum noch, seine Wut zu zügeln. Wie konnte sie es wagen? Begriff sie nicht, dass ihre Zeit gekommen war und er das Schwert sein würde, das in ihr schwarzes Herz fuhr?
Nur ruhig bleiben. Sie würde es schon noch lernen. Er würde sich für jede Kränkung rächen. Er würde ihr das dreiste Lächeln aus dem Gesicht herausschneiden.
Schlampe!
Aber er konnte es nicht ertragen, dass sie ihm ihre Verachtung so offen zeigte, dass sie es wagte, ihn zu behandeln, als würde er überhaupt keine Rolle spielen. Er konnte nicht tatenlos zusehen und das alles zulassen. Er musste ihr zeigen, mit wem sie es zu tun hatte.
»Zufrieden?«, fragte Eve, als sie zurück nach Hause fuhren. »Du siehst aus, als wärst du von einem Laster überfahren worden.«
»So fühle ich mich auch.« Jane lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ich hätte nie gedacht, dass fröhlich und ausgelassen zu sein so anstrengend ist. Ich bin fix und fertig.«
»Ich auch«, sagte Eve trocken. »Aber ich bin vor allem davon erschöpft, dass ich dauernd diskret über die Schulter geguckt habe.«
»Sehr diskret.« Jane öffnete die Augen und lächelte. »Ich danke dir dafür. Wenn man dir angesehen hätte, wie besorgt du bist, hätte es gar nichts genützt, dass ich Aldo zeige, wie gleichgültig er mir ist.«
»Das weiß ich.« Sie fuhr auf den Parkplatz vor ihrem Haus.
»Und ich hatte keine Lust, mir den ganzen Stress für nichts anzutun.« Sie schaute Jane an. »Glaubst du, es hat funktioniert?
Glaubst du, er hat uns beobachtet?«
Das hoffte sie inständig. »Ich weiß es nicht. Ein paar Mal hatte ich so ein Gefühl … Vielleicht. Es war jedenfalls einen Versuch wert.«
»Einen«, sagte Eve. »Joe und ich haben uns deinem Wunsch gebeugt, aber falls du vorhast, solche Ausflüge täglich zu unternehmen, werden wir nicht mitspielen.«
Jane nickte und stieg aus. »Täglich bestimmt nicht.«
»Das klingt aber ziemlich vage«, sagte Eve. »Ich hatte eigentlich eher …« Sie unterbrach sich. »Okay, lass uns das ganz vernünftig angehen. Wenn du das öfter machst, wirst du ein bestimmtes Verhaltensmuster an den Tag legen und damit berechenbar sein, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das in deinem Sinne liegt. Das kann tödlich enden.«
Jane lächelte. »Stimmt. Wir werden nicht berechenbar sein.«
Eve entspannte sich. »Ich bin froh, dass du ›wir‹ gesagt hast.
Du wirst uns allmählich ein bisschen zu sehr unabhängig. Es macht uns Angst.«
Jane schüttelte den Kopf. »Ich bin auf dich zugekommen und habe dich gebeten, mich zu begleiten, oder? Ich möchte nicht unabhängig sein, wenn es bedeutet, euch auszuschließen. Ich war als Kind viel zu viel allein. Das ist beschissen.«
Eve lachte. »Ja, das stimmt.« Sie nahm Janes Arm und ging mit ihr die Verandastufen hinauf. »Um bei deiner gewählten Ausdrucksweise zu bleiben: Es ist total beschissen.« Sie schaute auf den See hinaus. »Schöner Sonnenuntergang. Daran kann ich mich nie satt sehen. Es beruhigt die Seele.«
Jane schüttelte den Kopf. »Meine nicht. Um meine Seele zu beruhigen, reicht ein Sonnenuntergang nicht aus. Das kannst du viel besser.«
»Ich?« Eve schaute sie unsicher an. »Du
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