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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gesagt.
    Nachdem du in sein Leben getreten warst, war ich ihm nur noch ein Klotz am Bein. Aber jetzt werde ich meine Rache bekommen. Also genieß dein Triumphgefühl, solange du noch kannst. Verkriech dich in dem Haus zusammen mit all den Leuten, die du dir hörig gemacht hast. Du wirst da drin verrotten, du Miststück.« Er legte auf.
    Sie war so erstarrt, dass sie nicht einmal das Handy abschalten konnte. Sie fühlte sich wie erschlagen. Dieser Mann war so voller Wut, Verbitterung und Hass. Dieses Gift machte jeden Gedanken und jede Regung zunichte.
    Sie musste sich zusammenreißen. Dass sie sich schwach und hilflos fühlte, war genau, was Aldo wollte. Sie musste über das nachdenken, was er gesagt hatte, vielleicht konnte sie ja in all diesem Dreck irgendetwas Positives entdecken. Sie zwang sich, das Telefon auszuschalten, und lehnte sich auf der Schaukel zurück.
    Etwas Positives?
    Großer Gott.

    »Post!«, rief Trevor, als er eine Stunde später die Stufen heraufkam. »Nichts für Sie, aber ein Brief von … Was zum Teufel ist denn mit Ihnen los?«

    »Nichts, es geht mir gut.« Es ging ihr nicht gut, aber schon besser. Es wunderte sie nicht, dass Trevor sofort gemerkt hatte, wie erschüttert sie war. Wahrscheinlich stand es ihr mitten ins Gesicht geschrieben. Deswegen war sie nicht ins Haus gegangen, wo sie Eve hätte unter die Augen treten müssen.
    Zögernd fügte sie hinzu: »Es war ein anstrengender Tag.«
    »Es war Ihre Entscheidung, Aldo mit dem verdammten Ring aus der Reserve zu locken.« Er musterte sie. »Aber mit einer solchen Reaktion hatte ich nicht gerechnet.«
    »Ich auch nicht.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Und ich sollte mich nicht beschweren, denn eigentlich glaube ich, dass mein kleiner Ausflug ein voller Erfolg war. Ich habe ihn herausgefordert in der Hoffnung, ihn zu einer Reaktion zu provozieren, und das ist mir jedenfalls gelungen.«
    »Wie bitte?«
    »Aldo hat mich angerufen.« Sie betrachtete das Handy, das sie immer noch in der Hand hielt. »Vor etwa einer Stunde.«
    »Verflucht. Was hat er denn gesagt?«
    »Er war wütend. Es gefiel ihm nicht, dass sein Geschenk mir scheinbar keine Angst eingejagt hat. Es war … abstoßend.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Er hat irgendwas davon gefaselt, dass ich Ciras Seele hätte und wie sehr er …
    Mein Gott, er hasst mein Gesicht. Er hat offenbar beschlossen, die Welt von meinem Gesicht zu befreien. Sie hatten Recht, er hat die Frauen alle stellvertretend für Cira ermordet.«
    »Aber die anderen hat er nicht angerufen, um mit ihnen zu plaudern«, sagte Trevor grimmig. »Und er hat ihnen auch keine hübschen Geschenke geschickt.«
    »Keine der anderen Frauen hat ihn so wütend gemacht wie ich.
    Ich zerbreche mir die ganze Zeit den Kopf darüber, ob ich aus dem, was er gesagt hat, irgendwas Konstruktives ziehen kann, aber es ist schwer. Auf jeden Fall wird er mich wieder anrufen.
    Er glaubt, er hat ein Recht dazu, sich das zu gönnen. Er hat gesagt, er könne noch lange warten, bis er mich tötet, er meinte, er hätte keine Eile. Er will mich fertig machen, mir Angst einjagen.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Also, ich jedenfalls habe es sehr eilig. Lange halte ich das nicht mehr aus.«
    »Wir haben immerhin einen Fortschritt erzielt. Er hat Sie angerufen.«
    »Das reicht nicht. Er hat jedes Wort ernst gemeint, das er gesagt hat. Er wird die Situation auskosten, bis er genug davon hat.« Ihre Lippen wurden schmal. »Er war … ekelhaft. So etwas Widerwärtiges habe ich noch nie erlebt. Er … hat mir Angst gemacht. Und das darf nicht wieder passieren.«
    »Wir können Quinn sagen, er soll versuchen, den Anruf zurückzuverfolgen.«
    Sie nickte. »Daran hab ich auch schon gedacht. Aber er hätte bestimmt nicht angerufen, wenn er sich nicht ganz sicher gefühlt hätte.«
    »Wir werden es trotzdem versuchen.«
    »Klar.« Sie richtete sich auf. »Wir tun alles, was wir können.
    Ich werde später mit Joe und Eve reden.«
    »Nicht jetzt gleich?«
    »Ich möchte nicht, dass sie mich so sehen – nicht jetzt.«
    Das Gespräch mit Trevor hatte sie ein bisschen beruhigt, aber sie musste sich von der Angst und dem Widerwillen befreien, die Aldo in ihr ausgelöst hatte, die Erinnerung an den Anruf für eine Weile wegschieben. Ihr Blick fiel auf den Umschlag, den Trevor in der Hand hielt. »Sie sagten, Sie haben einen Brief für mich?«
    Er antwortete nicht gleich, dann lächelte er schwach.
    »Ja, von Harvard. Haben Sie sich

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