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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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suche einen Ihrer Lehrer, einen gewissen Jake Keane. Ist er da?«
    »Jake Keane. Ja … das sagt mir etwas. Ich glaube, er arbeitet nur Teilzeit.«
    »Könnten Sie mal bitte nachschauen, ob er da ist. Ich müsste kurz mit ihm reden, falls das geht«, bat sie höflich. »Ich weiß, dass er vermutlich gerade einen Kurs gibt, aber es ist eine Art Notfall«, fügte sie hinzu, um die Angelegenheit zu beschleunigen.
    »Einen Moment, ich sehe nach«, erwiderte die Frau. Helen hörte das Klicken einer Computertastatur. »Nein, tut mir leid, noch nicht. Er kommt erst um vier. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein, schon gut, danke«, antwortete Helen. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Also um vier. Wenn bis dahin nicht ein Wunder geschah, wusste sie wenigstens, wo er in nur einer halben Stunde sein würde.
    Denn eines stand fest: Sie musste mit Jake sprechen. Und zwar am besten persönlich, am Telefon würde es nämlich zu leicht für ihn sein zu behaupten, dass er jetzt Schluss machen müsse. Alles würde gut werden.
    In null Komma nichts hatte sie Lily zum Spazierengehen fertig macht. Gerade schob sie den Buggy aus der Tür und stellte sich der täglichen Herausforderung, ihn vorsichtig sechs holperige Steinstufen herunterzuwuchten, als plötzlich aus dem Nichts ein kleiner, gedrungener Mann mit einer Kamera um den Hals erschien und selbstbewusst den Gartenweg hinaufmarschierte.
    Er schritt so zielstrebig aus, als sei er mit einer bestimmten Absicht hier.
    »Moment, ich helfe Ihnen«, sagte er, griff nach dem Fußende des Buggys und hievte ihn hinunter in die Einfahrt.
    »Danke«, sagte Helen automatisch. »Äh … kann ich etwas für Sie tun?«
    »Ich suche Eloise Elliot. Ist sie zu Hause? Ich brauche nur ein Foto.«
    Sofort schrillte in Helens Kopf eine Alarmglocke los. Wozu wollte dieser Mensch ein Foto von Eloise? Dazu hätte er doch nur bei der Post anzurufen brauchen. Weshalb machte er sich dann die Mühe, hierherzukommen?
    Im nächsten Moment läutete ihr Telefon.
    »Verzeihung«, stammelte Helen und kramte in ihrer viel zu großen und vollgestopften Tasche danach.
    Es war Eloise. Sie klang … nun, seltsam. Überhaupt nicht wie sie selbst.
    »Helen, bist du zu Hause?«, fragte sie drängend.
    »Nein … eigentlich nicht. Lily und ich wollten gerade …«
    »Geh zurück ins Haus und bleib da«, erwiderte Eloise scheinbar ganz ruhig. Allerdings kannte Helen sie gut genug, um den panischen Unterton ausmachen zu können.
    »Eloise, ist etwas passiert? Du hörst dich an, als hätte es eine Katastrophe gegeben.«
    »Tu einfach, was ich sage. Du musst mir vertrauen. Mach unter gar keinen Umständen die Tür auf, und lass Lily nicht in den Vorgarten. Geh wieder rein, schließ ab und bleib da, bis ich nach Hause komme. Bitte, Helen. Frag jetzt nicht, ich erkläre dir später alles.«
    »Äh, es ist schon jemand hier, der ein Foto von dir will …«
    »Oh mein Gott …«, drang Eloises zitternde Stimme aus dem Hörer. Also war der Zug abgefahren. Der Albtraum hatte begonnen.
    Leider viel früher, als sie gedacht hatte.
    »Keine Sorge. Wir gehen rein und bleiben drinnen«, antwortete Helen so beruhigend sie konnte.
    »Sofort, Helen. Beeil dich. Und geh nicht ans Telefon oder an die Tür, bis ich alles geregelt habe.«
    »Liebes, was ist los? Hast du etwas?«, fragte Helen. Sie war kurz abgelenkt, und der Bruchteil einer Sekunde, den sie den Blick abwendete, genügte. Die Digitalkamera wurde erst auf ihr Gesicht gerichtet, dann auf das von Lily …
    »Lassen Sie das!«, schrie sie den Fotografen an und versuchte, Lilys Gesicht zu verdecken. »Ich will nicht, dass Sie mich fotografieren …«
    »Helen?«, erkundigte sich Eloise in heller Angst. »Macht jemand Fotos von dir und von Lily?«
    »Nur ein Schnappschuss, meine Liebe«, sagte der Fotograf, der ahnte, dass jede Minute die Höllenhunde auf ihn gehetzt werden würden. »Das ist doch Eloises Tochter, oder?«
    Zwei Minuten später hatte Helen unter Aufbietung all ihrer Kräfte den Buggy wieder die Treppe hinaufgezerrt, bedachte den Fotografen mit einem möglichst finsteren Blick und ließ den Türriegel mit einem lauten Krachen einrasten, damit der Mistkerl es auch hörte.
    »Eloise, bist du noch dran?«, keuchte sie ins Telefon. »Erzähl mir endlich, was los ist. Dieser Typ hat Lily und mich einfach fotografiert, obwohl ich es ihm verboten habe … was will er denn mit einem Foto von uns? Was, um Himmels willen, ist geschehen?«
    »Okay, du musst jetzt ganz

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