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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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…«
    »Lily«, entgegne ich liebevoll, »du weißt doch, dass Hauen nicht in Ordnung ist, vor allem nicht bei anderen Kindern.«
    Ein schuldbewusstes Nicken.
    »Es tut mir leid, Mama.«
    »Das weiß ich, Schatz.«
    »Ich mache es nie wieder.«
    »Braves Mädchen.«
    Dann werden wieder trotzig die Ärmchen verschränkt und das Kinn gereckt.
    »Aber in den doofen Kindergarten gehe ich nicht mehr. Nie wieder. Okay?«
    »Das ist absolut in Ordnung. Niemand, auch ich nicht, werden dich zwingen, etwas zu tun, was du nicht willst.«
    Sie überlegt kurz und scheint mit der Antwort zufrieden zu sein. Da sie jetzt nicht mehr in Schwierigkeiten steckt, schenkt sie mir ein Lächeln und kuschelt sich eng an mich.
    Ich lasse sie gewähren. Meine Gedanken überschlagen sich. Denn wie soll ich das andere, viel heiklere Thema aufs Tapet bringen? Ihre Äußerung von heute Vormittag, die Miss Pettifer zitiert hat und die mir nun ständig im Kopf herumgeht?
    Ich habe einen Dad, und eines Tages kommt er, um mich zu holen.
    Wie, zum Teufel, erklärt man so etwas einem kleinen Kind?
    »Lily?«, beginne ich zögernd.
    »Mummy«, erwidert sie benommen und schmiegt den Kopf tief unter meinen Arm.
    »Du weißt doch, dass alle Familien verschieden sind, oder? In manchen Familien gibt es eine Mum und einen Dad, in anderen nur einen Dad, und dann sind da noch Familien wie wir, wo Mummy der Boss ist.«
    Bei diesen Worten merkt sie auf und ist wieder hellwach.
    »Aber ich habe einen Dad. Ich habe einen. Alle Kinder haben einen. Tim sagt, um auf die Welt zu kommen, muss man eine Mummy und einen Daddy haben.«
    Mist. Tief Luft holen. Neuer Versuch. Besserer Versuch.
    »Nun, das stimmt, aber nur in gewisser Weise.«
    »Was heißt in gewisser Weise?«
    »Dass manche Familien einen Daddy haben, der auch dort wohnt, und das ist schön. Doch viele Familien wohnen, so wie wir, ohne Daddy, und das ist auch schön.«
    »Aber wo ist mein Daddy? Ist er weggegangen? Hat ihn jemand gestohlen?«
    Inzwischen mustert sie mich aufmerksam. Ihr sommersprossiges Gesichtchen ist sorgenvoll verzogen.
    »Irgendwo muss er doch sein, Mama!«
    »Natürlich ist er irgendwo, allerdings wissen wir nicht wo, und wir brauchen es auch nicht zu wissen.«
    »Versteckt er sich? Wie beim Spielen? Spielt er Verstecken mit uns, Mama?«
    Verdammt, das habe ich jetzt richtig in den Sand gesetzt.
    »Nein, Schatz, er weiß nicht, dass es uns gibt. Doch das ist nicht wichtig, weil wir ihn nicht brauchen, oder? Wir kommen ohne ihn auch gut klar, richtig?«
    »Aber wo ist er hin, Mama?«, fleht sie und wirkt inzwischen, als sei sie den Tränen nah. »Warum besucht er mich nicht? Liegt es daran, dass ich böse war?«
    Meine knapp dreijährige Tochter sieht mich aus großen Augen an und fordert verzweifelt Antworten, die ihre Mutter ihr nicht geben kann. Bitte, bitte, bitte, ertappe ich mich bei einem Stoßgebet an den lieben Gott, an den ich nicht glaube. Schick mir die richtigen Worte, um diesem Menschenkind, das sich da an mich kuschelt und mir absolut vertraut, die unerklärliche Situation zu erklären. Bitte, nur dieses einzige Mal.
    Noch ein tiefer Atemzug.
    »Gut, Lily, dann drücke ich es einmal so aus. Bevor du
auf die Welt gekommen bist, habe ich mich so auf dich gefreut, dass ich in ein ganz besonderes Krankenhaus gehen musste, um dich zu bekommen. Sie haben dich in meinen Bauch eingepflanzt, und neun Monate später wurdest du geboren. Ganz klein und wunderbar und so brav, dass du fast nie geweint hast.«
    »Also …«, meint sie, runzelt konzentriert die Stirn und zieht ihr Näschen hoch. »Hast du dir meinen Daddy ausgesucht, als du in dem besonderen Krankenhaus warst? Hast du ihn dort getroffen?«
    Nicht zum ersten Mal erschreckt es mich, wie klug dieses Kind ist. Obwohl meine Tochter erst in einigen Monaten drei wird, kann sie so etwas Kompliziertes und schwer zu Erklärendes erfassen. Voller Stolz drücke ich sie an mich. Sie steckt den Daumen in den Mund und schlingt die Ärmchen fest um meine Taille.
    »Nein, Liebes, ich habe deinen Dad nie getroffen. Manchmal müssen Mummys das nicht, verstehst du? Und das ist völlig okay. Mums und Dads müssen einander nicht immer kennen oder befreundet sein, damit Mummys Babys kriegen können.«
    Ein langes Schweigen, als sie versucht, das zu verdauen.
    Und dann kommt es.
    »Aber … ich will ihn sehen, Mama. Ich will, dass er mein Freund ist. Ich will ihn sehen. Ich will, dass er mit mir spielt … und … ich will, dass mein Dad mit

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