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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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verdammt!
    Und was nun?
    Aber nach einer weiteren endlosen Pause wird mir ein Rettungsseil zugeworfen.
    »Mal ein Vorschlag meinerseits, meine Liebe. Wenn Sie mit zwei Karten für die Liveshow von X Factor in London rüberkommen würden, dann könnte ich … dann könnte ich vielleicht etwas für Sie tun. Natürlich streng vertraulich, verstehen Sie? Das muss unbedingt unter uns bleiben. Falls mir jemand draufkommt, bin ich nämlich meinen Job los.«
    »Natürlich ist es streng vertraulich und, ja, ich besorge Ihnen so viele Karten für X Factor , wie Sie wollen.«
    Wie ich das in Gottes Namen anstellen soll, weiß ich nicht, aber darüber zerbreche ich mir später den Kopf.
    »Also gut. Geben Sie mir Ihre Nummer. Ich rufe Sie an.«
    Ich gehorche, hänge erleichtert auf und gehe in die nächste Besprechung.
    Es wird fünf Uhr, und immer noch keine Antwort. Halb sechs, und weiterhin nichts. Mein Telefon ist zwar auf stumm geschaltet, aber das verhindert trotzdem nicht, dass ich alle fünf Minuten verstohlen einen Blick darauf werfe.
    Warum hat er sich noch nicht bei mir gemeldet? Wie kann so eine einfache Sache derart lange dauern?
    Es ist schon weit nach halb sieben, als der Anruf endlich kommt. Ich bin unten in der Druckerei und begutachte den ersten Entwurf des morgigen Layouts, als mein Handy läutet und die Nummer des Trinity College angezeigt wird.
    »Verzeihung, ich muss rangehen«, teile ich dem Chef vom Dienst mit, sehe mich verzweifelt nach einem ruhigen Eckchen um, wo ich den Anruf ungestört entgegennehmen kann, und entdecke es am Fuße einer zum Glück menschenleeren Treppe.
    »Und?«, zische ich wie in einem Spionagefilm. »Was haben Sie für mich?«
    »Sie werden sich kaputtlachen, meine Liebe. Ich habe mich nicht mehr eingekriegt.«
    »Sagen Sie es mir einfach!«
    »Ja, wie sich herausgestellt hat, hatten Sie recht. Hier im Trinity hat einmal ein William Goldsmith gearbeitet, allerdings nicht lang, nur etwa ein halbes Jahr.«
    Er hat dort gearbeitet?, denke ich, und meine Gedanken überschlagen sich. Als was? Dozent?
    »Ich habe zwar keine Telefonnummer, aber eine Adresse.«
    »Wunderbar, mehr brauche ich nicht.«
    »Aber eines muss ich Ihnen noch sagen, meine Liebe. Falls der Mann Ihnen weisgemacht hat, dass er hier Student war, hat er Ihnen ganz schönen Mist erzählt.«
    »Verzeihung, was soll das heißen?«
    »Der William Goldsmith, den wir in den Akten haben, war beim Reinigungsdienst drüben in den Studentenwohnheimen tätig.«
    »Was?«
    »Er hat hier geputzt.«
    Alles ist gut, alles ist in Ordnung. Kein Weltuntergang. Meinetwegen, dann hat William eben einen unterqualifizierten Job gemacht, um sich seine Brötchen zu verdienen. Was ist daran so schlimm? Schließlich habe ich als Studentin auch gekellnert, ohne dass es mir geschadet hätte. Dann hat er eben nie offiziell am Trinity College studiert. Doch er fühlte sich offenbar zur akademischen Welt hingezogen. Ob er sich die Studiengebühren nicht leisten konnte?
    Plötzlich werde ich von heftigem Mitleid mit William ergriffen und habe deutlich das Bild von Matt Damon in Good Will Hunting vor Augen. Ein kluger Mann mit hohem IQ und ohne das Geld für ein Studium, der sich verzweifelt an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht, um es in der Welt zu etwas zu bringen. Dass mich seine falschen Angaben auf dem Formular des Reilly Institute ein wenig ärgern, schiebe ich beiseite. Immerhin nehmen es viele Leute in diesen Dingen mit der Wahrheit nicht so genau. Und es liegt auf der Hand, dass es auf einem Antragsformular einer Samenbank besser aussieht, sich als Doktorand auszugeben, anstatt dazu zu stehen, dass man Toiletten schrubbt.
    Bis jetzt kann ich ihm noch verzeihen und seine Beweggründe verstehen.
    Bis jetzt.
    Das Glück ist mir hold, denn laut Adresse wohnt er nicht weit von der Redaktion entfernt. Pearce Square 24, gleich hinter dem Trinity College, Wohnung Nummer 2. Also nur zehn Minuten Fußweg von hier. Eine Stunde später sitze ich wieder oben in meinem Büro, gebe den morgigen Leitartikel frei und rede gleichzeitig mit Robbie aus dem Auslandsressort. Allerdings schaffe ich es einfach nicht, mich auf eine dieser beiden Tätigkeiten zu konzentrieren. Oder wie sonst Multitasking zu betreiben.
    Inzwischen ist es kurz nach halb sieben. Ich habe bis zur nächsten Sitzung ein Zeitfenster von genau dreißig Minuten.
    Das würde doch klappen, oder? Ich könnte mich für eine halbe Stunde davonschleichen und zum Pearce Square eilen. Dann wäre

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