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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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erkundigte sie sich rundheraus.
    »Ach herrje, ist das nicht ein bisschen persönlich?«
    »Tut mir leid. Ich war nur neugierig«, entgegnete sie, biss sich auf die Zunge und errötete, als sei sie vielleicht ein wenig zu weit gegangen.
    Kopfschüttelnd lehnte Jake sich zurück. Allein die Frage an sich sorgte dafür, dass er sich ganz klein vorkam. Dabei war er sicher, dass sie ihn nicht hatte demütigen wollen. Sie hatte nur leider diese Wirkung auf andere. Dass sie es gewohnt war, Befehle zu geben, die auch prompt ausgeführt wurden, erkannte er schon an ihrem scharfen Umgangston, wenn sie mit dem Wachpersonal sprach. Wirklich ein Jammer, dachte Jake. Denn hinter der abweisenden Fassade verbarg sich ein gutes Herz, wenn man sich die Mühe machte, genauer hinzuschauen.
    »Hören Sie, ich wollte nicht unhöflich oder aufdringlich sein, Jake, sondern nur wissen, ob Sie finanziell zurechtkommen.«
    Er hielt inne und wartete ab. Als ihm klar wurde, dass sie nicht lockerlassen würde, beschloss er, ihr reinen Wein einzuschenken. Warum auch nicht? Alles andere über ihn hatte sie sowieso schon vom Gefängnisdirektor erfahren. Was hatte er also zu verlieren?
    »Kein Problem, danke für die Nachfrage«, erwiderte er, hüstelte und sprach absichtlich leise, in der Hoffnung, dass sie das Thema wechseln würde.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Ich habe noch etwas auf der hohen Kante. Zwar nicht viel, aber genug für die paar Wochen, bis ich Arbeit gefunden habe.«
    »Was möchten Sie denn arbeiten?«
    Er seufzte. Gerade darüber hatte er in letzter Zeit viel nachgegrübelt, und die Optionen waren alle nicht sehr vielversprechend.
    »Vielleicht mache ich ja den Taxischein«, sagte er, was sie nicht sehr zu begeistern schien. Doch das galt auch für ihn selbst.
    »Viele Jungs fangen erst mal so an, wenn sie rauskommen«, erklärte er. »Man hat keine Kosten und muss weder den Unterhalt des Autos noch Steuern oder Versicherung bezahlen, weil sich darum der Unternehmer kümmert. Solange man ihm seinen Anteil vom Umsatz gibt, ist er zufrieden.«
    »Oh Jake«, entgegnete sie enttäuscht. »Ist es wirklich das, was Sie mit Ihrem Leben anfangen wollen? Mit Alkopops zugedröhnte Discogänger um vier Uhr früh nach Hause karren, wenn die Clubs zumachen?«
    »Das würde mich nicht stören«, antwortete er, nicht sehr überzeugend. »Offen gestanden kommt es mir auf das Geld an. Ich kriege das schon irgendwie hin.«
    Der Plan hatte nur einen Nachteil, und den kannte er nur zu gut, obwohl er ihn lieber für sich behielt. Wenn er als Taxifahrer jobbte, würde seine alte Bande ihn umgehend finden. Nichts leichter als das. Außerdem war ein Taxifahrer besonders nützlich für sie, weil man ihn zwingen konnte, Kurierfahrten zu erledigen. Und ehe man sich versah, steckte man wieder in Schwierigkeiten, stand vor Gericht und landete im Knast, also genau an dem Ort, um den man in Zukunft einen Bogen zu machen geschworen hatte.
    Eloise schwieg und schien der Idee eindeutig nicht viel abgewinnen zu können. Das erkannte er an ihrem abfälligen Schniefen und auch daran, wie sie ungeduldig mit ihren schmalen Fingerspitzen vor sich auf die Metalltheke klopfte. Wie er inzwischen bemerkt hatte, war sie gut darin, ihr Missfallen auch ohne Worte auszudrücken.
    »Aber Sie sind doch als Englischlehrer qualifiziert«, wandte sie ein. »Sie waren Jahrgangsbester! Warum wollen Sie das wegwerfen und stattdessen mitten in der Nacht stundenlang an einem Taxistand herumsitzen? Weshalb nutzen Sie Ihre Qualifikation nicht? Außerdem studieren Sie Englisch und Psychologie. Dieses Ziel weiterzuverfolgen ist doch sicher besser für Ihre Zukunft, als in einem geborgten Taxi morgens um drei die Nachtclubs abzuklappern. Natürlich ist mir klar, dass Ihre Zukunft Ihre Angelegenheit ist und mich nichts angeht«, fügte sie hinzu, »aber ich habe den Eindruck, dass Sie eine realistische Chance haben, etwas aus sich zu machen, noch mal von vorne anzufangen, ein neues Kapitel aufzuschlagen und nicht mehr zurückzuschauen.«
    Als er diese Worte hörte, beugte er sich vor und musterte sie eindringlich. Denn ihr letzter Satz hatte eine Saite in ihm angeschlagen, ohne dass sie es ahnte. Er überlegte, ob Eloise wusste, was er in diesem Moment hatte hören wollen. Dass die bloße Vorstellung eines Neuanfangs und eines Vorwärtskommens in der Welt wie Musik in seinen Ohren klang. Durchaus möglich.
    Jedenfalls ertappte er sich dabei, dass er ihr nun aufmerksam zuhörte. Bei ihr klang

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