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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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um.
    Bis jetzt ist alles in Ordnung, denke ich. Es könnte klappen. Sie spielt etwa zwei Meter hinter uns fröhlich mit ihrer kleinen Freundin, ohne sich um uns zu kümmern, irgendetwas wahrzunehmen oder wie sonst alle zwei Sekunden meine Aufmerksamkeit zu fordern.
    Das ist gut. Das ist spitze. Es heißt nämlich, dass ich heil aus der Sache rauskommen könnte. Vielleicht werde ich rückblickend betrachtet, nun, nicht gerade darüber lachen, aber wenigstens wieder richtig durchatmen können.
    Im nächsten Moment bemerke ich, dass der Smalltalk versiegt ist und alle mich ansehen, weshalb ich dem nächsten peinlichen Schweigen vorbeuge, indem ich anfange, meine Tasche zu packen.
    »Tja, tut mir leid, Leute«, verkünde ich mit einem schrillen Auflachen. »Aber ich muss jetzt wirklich …«
    »Zurück in die Redaktion, richtig geraten?« Jake grinst, und ich überreagiere, indem ich loslache wie eine Idiotin.
    »Kein Problem«, sagt er und mustert mich so forschend, dass ich mich frage, wie er meine Verlegenheit wohl deuten mag. »Monique und ich haben gleich Unterricht. Also sollten wir jetzt auch gehen.«
    »Klar! Viel Spaß. Lasst euch von mir nicht aufhalten!«
    Von Monique kein Wort. Nur ein knappes Nicken und ein zähnefletschendes Lächeln.
    »So, schön, euch getroffen zu haben. Tschüs!«, rufe ich fröhlich, die Tasche in der Hand und sprungbereit.
    »Ich rufe dich an, Eloise.« Jake lächelt mir freundlich zu. »Was hältst du davon, dieses Wochenende etwas zusammen zu unternehmen? Wir könnten etwas trinken oder einen Happen essen gehen.«
    »Äh … tja … weißt du …«
    Ich kann im Moment nicht klar denken, ihm antworten oder sonst etwas Sinnvolles tun.
    »Keine Sorge.« Er grinst lässig. »Ich melde mich.«
    Dann wendet er sich an Helen und sagt ihr, wie sehr es ihn gefreut hat, sie endlich kennenzulernen. »Habe schon viel von dir gehört.«
    »Ich auch von dir«, erwidert Helen lächelnd und wirft mir einen diskreten Wenn-du-wüsstest-Blick zu.
    Fast sind sie weg. Beinahe habe ich es überstanden, als aus dem nichts … die Katastrophe naht.
    Lily hat mich mit umgehängter Tasche gesehen und sofort daraus geschlossen, dass ich verschwinden will. Und nun läuft sie auf mich zu, so schnell ihre pummeligen Beinchen sie tragen.
    »Geh nicht weg … bitte!!!«, kreischt sie. Ich bücke mich und versuche, einem Kleinkind die panische Botschaft zu übermitteln, dass es mich bloß nicht Mama nennen soll. Bitte nicht jetzt, nur dieses eine Mal, nur so lange, bis sie endlich weg sind.
    »Ich habe eine neue Freundin!« Sie grinst mich an. »Und du musst Hallo zu ihr sagen! Sie heißt Hannah.«
    »Dann also tschüs«, meine ich zu Jake und zum Girl from Ipanema und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass sie sich endlich verabschieden.
    Aber das Glück ist mir nicht hold.
    Im nächsten Moment kniet Jake sich hin, um mit Lily auf Augenhöhe zu sprechen.
    »Na, hallo, junge Dame«, begrüßt er sie grinsend, während sie ihn gebannt anstarrt. »Wie heißt du denn?«
    Und plötzlich scheint die Luft still zu stehen.
    Ich kann nur völlig hilflos und wie gelähmt zusehen.
    »Lily, aber in Wirklichkeit heiße ich Lilibet Emily«, erklärt sie ihm feierlich und betrachtet ihn fasziniert.
    Mein Gott, die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist so stark, dass es mir den Atem verschlägt.
    Augen, Haut, Haarfarbe, Körperbau … alles gleich … es ist erstaunlich.
    Nach Helens völlig entgeisterter Miene zu schließen hat sie es ebenso bemerkt.
    Jake ist es doch sicher auch aufgefallen … es kann ihm nicht entgangen sein, dass Lily ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist …
    Ich stehe da wie angewurzelt.
    Helen bemerkt meine Erstarrung und scheint zu ahnen, dass ich wie gelähmt und ganz und gar nicht einsatzfähig bin. Also rettet sie mich in aller Seelenruhe, indem sie Lily auf den Arm und die Sache in die Hand nimmt.
    »Komm, Schätzchen, magst du noch ein Eis? Vielleicht möchte deine Freundin Hannah ja auch eines. Ich glaube, ich habe gerade den Eiscremewagen gehört. Wollen wir ihn suchen gehen?«
    »Ja! Danke!«, jubelt Lily und strahlt übers ganze rosige Gesichtchen. »Ich will Schokoeis mit rosafarbenen Streuseln.«
    »Dann lass uns gehen«, meint Helen, als Lily strampelt, damit sie losziehen und ihre Freundin holen kann.
    »So ein hübsches Kind, eine richtige kleine Prinzessin«, sagt Jake mit innigem Ausdruck und blickt ihr nach, als sie davonrennt.
    »Deine Tochter?«, wendet er sich an Helen.
    Mein

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