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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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den ganzen Park zusammenschreien und Aufmerksamkeit erregen wird, falls ich auch nur den Versuch unternehmen sollte, sie von ihrer neuen Freundin und dem Spiel wegzuholen.
    Am besten lasse ich sie in Ruhe und hoffe, dass er weitergeht … bitte, lieber Gott, mach, dass er nicht in meine Richtung schaut …
    Aber es ist zu spät. Der Weg gabelt sich, und Jake und The Girl from Ipanema steuern natürlich, weil das Leben immer so ist, direkt auf uns zu.
    Alles in Ordnung, denke ich, obwohl ich in Panik gerate. Es ist noch nicht aller Tage Abend. Wenn ich einfach den Kopf senke und mich lautlos verdrücke … sofort … dann wird vielleicht alles gut.
    Helen und Lily wird er nicht erkennen, solange er mich nicht sieht. Möglicherweise überstehe ich das hier ja lebend …
    Ich blicke mich verstohlen nach einem Baum oder einem Gebüsch um, um mich dahinter zu flüchten. Im nächsten Moment richtet Helen sich ruckartig auf. Offenbar spürt sie die nervöse Anspannung, die plötzlich von mir ausgeht.
    »Fehlt dir was, Liebes?«, fragt sie mich besorgt.
    »Ich muss los«, zische ich barsch. »Ich erkläre dir alles später. Keine Zeit. Gib Lily einen Kuss von mir. Ich rufe dich an, sobald ich …«
    »Eloise, bist du das? Ich dachte schon, ich hätte Halluzinationen.«
    Verdammter Mist.
    Zu spät. Er hat mich gesehen. Ein erfreutes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.
    »Oh … äh … Jake! Hallo«, flötete ich gekünstelt fröhlich, stehe auf und klopfe mir ein paar Krümel vom Rock. »Schön, dich zu sehen! Ich wollte … gerade gehen! Jetzt!«
    Offenbar bemerkt er die wachsende Hysterie in meinem Tonfall und hat mich wie immer innerhalb einer Nanosekunde durchschaut.
    »Ist … äh … mit dir alles in Ordnung?«, fragt er und verzieht besorgt das Gesicht.
    »Oh ja, alles bestens! Ich muss nur wirklich los. Sofort … wir unterhalten uns ein andermal. Tschüs!«
    »Fehlt dir auch sicher nichts?«
    Er und The Girl from Ipanema wechseln einen beklommenen Blick und wundern sich offenbar, warum ich so unhöflich bin und unbedingt verschwinden will. Unterdessen bombardiere ich Helen mit telepathischen Botschaften, damit sie ja den Mund hält und unter gar keinen Umständen Lily erwähnt …
    Lily, die tickende Zeitbombe, die nur wenige Meter entfernt friedlich spielt.
    »Äh … tja … das ist Monique«, stellt Jake seine Begleiterin nach einer Weile in seiner typisch lockeren Art vor. Monique setzt ein strahlendes Lächeln auf und sagt mit einer sehr erotischen und kehligen Stimme »allo«.
    »Monique studiert an der Sprachenschule«, fährt Jake lässig fort. »Sie ist aus Katalonien und lernt hier Englisch, richtig, Monique? Sie hat schon große Fortschritte gemacht.«
    »Jedes Tag mein Englisch ein bisschen besser«, haucht sie, während Jake sie spielerisch anstößt. Ich bemerke ihren bewundernden Blick, als sie sein Lächeln erwidert.
    Trotz meiner Panik, und obwohl es sich nur um eine winzige Geste handelt, habe ich das Gefühl, Zeugin einer keimenden Vertrautheit zwischen den beiden zu werden. Was mich überhaupt nicht stören dürfte, aber es dennoch tut.
    Nun schaut Jake auffordernd zwischen Helen und mir hin und her und wartet offenbar darauf, vorgestellt zu werden.
    Verdammte Sch… Das heißt, ich bin jetzt dran. Und es gibt kein Entrinnen.
    »Äh … nun … äh … das ist Jake«, sage ich zu Helen. Mein drängender Blick soll ihr mitteilen, dass sie nicken, lächeln, den Mund halten und vor allem Lily von hier wegschaffen muss.
    »… und das ist Helen«, fahre ich fort. »Meine … äh … Schwester.«
    Helens Augen leuchten auf, als sie ihm und Monique die Hand schüttelt. Als Jake klar wird, wer sie ist, wird sein Lächeln noch breiter.
    »Na, da muss ich mich ja bei dir bedanken«, meint er freundlich. »Wusstest du, dass ich der Glückliche bin, der in deiner wunderschönen Wohnung wohnen darf?«
    Ich sehe sie voller Angst an, doch das ist überflüssig. Helen lässt mich nicht im Stich und plaudert vergnügt darüber, wie sehr sie sich freut, dass er sich so gut eingewöhnt hat. Dann fügt sie hinzu, er solle sie sofort anrufen, falls es Probleme mit dem Absperrhahn am Klo oder dem unter der Spüle geben sollte. Nicht zum ersten Mal spreche ich ein lautloses Dankgebet, weil Helen so leicht Kontakt zu wildfremden Menschen findet, indem sie mit ihnen über bedeutungslose Kleinigkeiten spricht. Während Jake ihr seine Renovierungsarbeiten schildert, sehe ich mich unauffällig nach Lily

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