Der Magier von Fairhaven
laufen.«
Er spürte zahlreiche Augenpaare auf sich ruhen, als er mit Lyasa und den Lanzenreitern quer über den Platz zu seinem Hauptquartier zurückkehrte.
»… weißer Bastard …«
»… nicht in die Quere kommen …«
»… auf seine Art sogar gerecht …«
»… gerecht nennen, wenn er fünf Kommissionäre umgebracht hat … nur er selbst und kein anderer gewesen …«
»Certis … wie konnte er so sicher sein?«
»Lügen, alles nur Lügen …«
»… nichts davon … keine Ahnung …«
Cerryl räusperte sich und sah Lyasa fragend an. »Meinst du, ich bin zu nachsichtig gewesen?«
»Könnte sein.«
»Nein, ich bitte um Verzeihung, Ser«, schaltete sich Suzdyal ein. »Die Schützen zu töten war in Ordnung, aber wenn Ihr einen Mann auf dem Platz getötet hättet, dann hättet Ihr die Leute nur gegen Euch aufgebracht.«
Cerryl hoffte, dass diese Einschätzung zutraf, aber er wusste auch, wie oft seine Hoffnungen schon enttäuscht worden waren. Unter anderem brauchte er einen guten Händler, der etwas von seiner Arbeit verstand – jemanden wie Layel. Er schürzte die Lippen. Layel hätte in Spidlaria nicht viel Konkurrenz gehabt.
»Du hast so einen seltsamen Gesichtsausdruck«, meinte Lyasa.
»Ich denke darüber nach, einen Händler herzubringen und ihm Reylerks Unternehmen zu übergeben.«
»Layel?«
»Warum nicht?«
»Du bist ein brandgefährlicher Magier«, sagte Lyasa und schaffte es beinahe, ein ernstes Gesicht zu machen.
»Fällt dir sonst noch jemand ein?«
»Niemand, dem du trauen könntest.« Lyasa hielt inne und überlegte einen Augenblick. »Wenn er einwilligt, wird deine rothaarige Freundin nicht sehr erbaut sein.«
»Weil sie Muneats Nichte ist?«
»Sie steht einigen Kaufleuten sehr nahe. Einem ganz besonders.«
»Und jedem anderen Mann, der etwas zu bieten hat«, fügte Cerryl trocken hinzu.
Die schwarzhaarige Magierin lachte.
Cerryl dachte eine Weile nach. Ihm wurde klar, dass Lyasa mehr wusste, als sie verraten hatte. »Wem steht sie denn besonders nahe?«
Lyasa zog die Augenbrauen hoch. »Das ist nur Klatsch …«
»Ich verstehe.«
»Es ist der Vater des Gatten ihrer Schwester.«
Cerryl nickte. Schon wieder Jiolt.
Nachdem er im Hof ihres Hauptquartiers abgestiegen war, eilte Cerryl ins Arbeitszimmer und begann sofort zu schreiben. Er brauchte einen guten Händler – und zwar einen, dem er vertrauen konnte. Ob Layel es genauso sehen würde? Und würde er den Eindruck gewinnen, dass sich dieses Unternehmen für ihn lohnen könnte?
Wer weiß? Cerryl konnte ihm nur die Gelegenheit bieten.
Als er fertig war, ließ er Hiser von einem der Wächter in sein Arbeitszimmer holen.
Der blonde Hauptmann trat ein und grüßte mit knappem Nicken. »Ja, Ser? Wie ich hörte, hattet Ihr heute Schwierigkeiten. Es tut mir Leid, dass ich nicht zur Stelle war.«
Cerryl schüttelte den Kopf. »Unteroffizier Suzdyal hat sich gut geschlagen und Ihr könnt nicht überall sein.«
Hiser war sichtlich erleichtert.
»Ich habe aber eine kleine Aufgabe, die ich Euch persönlich anvertrauen möchte.« Cerryl gab ihm die versiegelte Schriftrolle. »Dies hier muss an den Kommissionär Layel in Fairhaven geschickt werden. Ich wünsche nicht, dass Kalesin damit belästigt wird.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass wir dies mit unserem eigenen Kurier schicken«, meinte Hiser grinsend. »Ich kann dafür sorgen, dass er diese Schriftrolle als letzte unmittelbar vor seinem Aufbruch bekommt.« »Das wäre gut. Ich hoffe, der Kommissionär Layel kann uns helfen, die Dinge in Spidlaria wieder zu ordnen. Es wäre aber besser, wenn niemand von meinen Plänen erfährt.« Cerryl zuckte mit den Achseln. »Vielleicht willigt er auch gar nicht ein und das könnte uns Schwierigkeiten bereiten. Oder er willigt ein und wir bekommen wieder andere Schwierigkeiten.«
»Ich verstehe, Ser.« Hiser dachte kurz nach. »Ich freue mich, dass es Suzdyal war. Prytyr hätte seine Sache auch gut gemacht. Die anderen … ein paar kenne ich nicht so gut, wie ich sie kennen sollte.«
»Ihr werdet sie schon noch kennen lernen«, beruhigte Cerryl ihn. »Ich bin froh, dass ich so gute Hilfe hatte. Und auch Euch möchte ich danken.«
Hiser nickte noch einmal und ging hinaus.
Cerryl betrachtete die Stapel mit Papieren und Schriftrollen, dann stand er auf und streckte sich. Er hatte Hunger und die Papiere würden ihm nicht davonlaufen.
LXXVII
C erryl schloss die Tür seines Arbeitszimmers und brach zu einem seiner
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