Der Magier von Fairhaven
Schiffsausrüster habe ich ebenfalls am Leben gelassen.« Cerryl zuckte mit den Achseln. »Nach einer Weile verstehen sogar die Dümmsten, was ich damit bezwecke.« Nur du verstehst es leider nicht, Kalesin.
»Aber im Hafen sind keine Schiffe«, erwiderte Kalesin beinahe überheblich.
»Es dauert eine Weile, bis es sich herumgesprochen hat.« Cerryl lächelte nachsichtig. »Gestern ist ein Küstensegler gekommen und wir haben ein paar Goldstücke eingenommen. Das ist mehr, als in der ganzen letzten Zeit hereingekommen ist.« Er stand auf und blickte durchs offene Fenster hinaus. Es war ein kühler Tag im Frühherbst. »Ich muss einen Inspektionsritt machen.«
»Das tut Ihr öfter, aber Ihr lasst die Truppen nicht so scharf exerzieren wie Eliasar.«
»Das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wie man es macht. Ich würde nur meine und ihre Zeit verschwenden.« Cerryl winkte Kalesin, das Arbeitszimmer vor ihm zu verlassen. »Deshalb überlasse ich Hiser und Teras das Training. Sie wissen, was sie zu tun haben.«
»Aber Ihr seid doch hier der Waffen-Magier«, meinte Kalesin, als sie draußen im Flur standen.
»Das ist wahr.« Cerryl runzelte die Stirn. »Doch wenn ich meine Aufgabe hier erfolgreich erledige, wird niemand fragen, wie oft ich meine Lanzenreiter habe exerzieren lassen. Habe ich keinen Erfolg, dann wird man mich gewiss nicht loben, wenn ich die Lanzenreiter habe exerzieren lassen.« Er nickte Kalesin zu. »Morgen erwarte ich Euren Bericht über die Sägemühlen. Danach könnt Ihr in Angriff nehmen, was wir in Zusammenhang mit den Erzeugern von Wolle besprochen haben.«
»Ja, Ser.«
Cerryl ging rasch in den Hof hinaus und ließ Kalesin im Flur stehen.
LXXX
C erryl zügelte das Pferd vor einem lang gestreckten einstöckigen Gebäude und stieg ab. Zwei Lanzenreiter aus dem Zug, der ihn begleitete, folgten seinem Beispiel. Der Waffen-Magier war nicht begeistert davon, dass er ständig von einer Eskorte begleitet wurde, aber Lyasa, Hiser, Teras und Suzdyal hatten Recht mit ihrer Einschätzung, dass sie besser vorsichtig sein sollten. Das wird sich hoffentlich, bald ändern.
Im unablässig strömenden, kalten Regen trat er unter das Vordach, das die grob aus dicken Brettern gezimmerte Tür schützte. Cerryl klopfte an und wartete, dass die Tür geöffnet würde.
Der stämmige, bärtige Kommissionär wich erschrocken in den großen Raum mit den Vorratskrügen zurück. »Ser Magier … ich habe nichts getan … ich habe nichts Falsches getan …« Seine Stimme war dünner und schriller, als Cerryl sie in Erinnerung hatte.
Neben dem zweiten Vorratskrug stand ein junger Mann, ebenfalls bärtig, der Cerryl mit großen Augen anstarrte.
»Ich weiß«, gab Cerryl leise zurück, ohne sich ins Gebäude zu drängen. »Im Gegensatz zu vielen anderen Kommissionären und Händlern, denen ich in Spidlar begegnet bin. Und in Certis«, fügte er hinzu. »Ihr seid ein ehrlicher Mann.«
»Ich vertreibe Lehm und Färbemittel für die Färber. und dabei muss man ehrlich sein«, erklärte Aliaskar.
»Darf ich hereinkommen?«
»Natürlich.« Aliaskar wich noch einmal zwei Schritte zurück.
Die beiden Lanzenreiter folgten Cerryl nach drinnen, blieben aber zurückhaltend an der Tür stehen.
Der Magier tupfte sich die feuchte Stirn ab. Im Gebäude roch es nach Erde und Lehm. Wieder wandte er sich an den Kommissionär. »Ihr habt bemerkt, dass die Lanzenreiter Euch und die anderen Kaufleute, die sich um ihre Geschäfte kümmern, nicht belästigt haben?«
»So sagen es die Leute«, erwiderte Aliaskar vorsichtig.
»Hat man Euch belästigt?«
»Nein, Ser Magier.«
»Solange ich hier bin und solange Ihr die Gebühren zahlt, die Ihr schuldig seid, wird niemand Euch oder sonst jemanden belästigen, der Eurem Beispiel folgt.«
»Schöne Worte sind das …«
»Aber Ihr habt Eure Zweifel. Die hätte ich sicher auch, wenn ich dort stehen würde, wo Ihr jetzt steht«, gab Cerryl zu. »Ihr könnt Euch entscheiden, mir zu glauben oder nicht. Der Handel ist es, der Candar beisammen hält, und der Handel ist auf Meere, Flüsse und Straßen angewiesen. Ohne gute Straßen nimmt der Handel ab und wird teurer. Es erfordert mehr Zeit, Orte ohne Häfen zu erreichen.«
»Das stimmt wohl.«
»Fairhaven hat die Straßen gebaut, die von vielen Menschen befahren werden, aber etliche wohlhabende Händler in Certis, Spidlar und Gallos haben sich geweigert, für die Benutzung der Weißen Hauptstraßen zu bezahlen.«
»Ich habe gehört,
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