Der Magier von Fairhaven
dunkelgrünen Wollmantel über dem Grün der Heiler trug, stürmte herein. »Du bist da! Wie hast du das gemacht? Niemand weiß, dass du hier bist.« Die dunkelgrünen Augen sprachen von Liebe und Verwunderung zugleich.
Cerryl lächelte. Auf einmal war er überhaupt nicht mehr müde. »Ein bisschen Magie. Ich habe es dir gezeigt, erinnerst du dich nicht?« Ihm war nicht danach, noch einmal haargenau zu erklären, dass ein Blendschirm die Chaos-Magier nicht auf ihn aufmerksam machte und dafür sorgte, dass man ihn im Spähglas übersah.
»Das ist lange her … und du versetzt mich immer noch in Erstaunen.«
»Jedenfalls bin ich hier, und ich bin froh, dass niemand es weiß. Sehr froh.« Und aus mehr als einem Grund.
Sie nahm ihn in die Arme. »Es tut gut, dich zu drücken.«
»Es tut gut, gedrückt zu werden und dich im Arm zu halten.«
Nach ein paar Augenblicken löste sie sich wieder von ihm. »Wie geht es Vater?«
»Ihm geht es gut. Er hat sich eingerichtet und verdient fleißig seine Goldstücke und murmelt die ganze Zeit, dass er eigentlich zu alt dafür sei und dass es ihm in Spidlaria viel zu kalt sei. Als Nächstes überlegt er sich dann gleich darauf, einen neuen Geschäftszweig zu eröffnen und einen Verwalter einzusetzen. Er glaubt, er könnte Holz in Spidlar verkaufen.«
Leyladin lachte. »Das sieht ihm ähnlich.«
»Ich glaube, er ist in Sicherheit. Er ist Kaufmann und sie haben dort lieber einen Kaufmann aus Fairhaven als Bewaffnete, Lanzenreiter und Magier.«
»Fairhaven … glaubst du denn, hier ist es noch sicher?«
»Für deine Schwestern … gewiss. Für deinen Vater, für dich und für mich?« Cerryl schüttelte langsam den Kopf, zog sie wieder an sich und hielt sie fest.
Nach einer Weile löste sie sich von ihm. »Wie willst du Sterol besiegen? Sogar Kinowin sagt, dass du gegen ihn kämpfen musst.«
»Ich werde mich morgen mit Anya treffen und direkt in seine Gemächer gehen.«
»Es ist gefährlich, ihr zu vertrauen.«
»Ich werde ihr jetzt noch nicht sagen, dass ich da bin. Du schickst einen Boten und bittest sie, sich mit dir am Brunnen zu treffen, aber ich werde an deiner Stelle hingehen.« Cerryl zuckte mit den Achseln. »Ich kann Sterol besiegen, das ist nicht das Problem. Ich will aber nicht, dass dies vorzeitig jemand erfährt. Wenn sich herumspricht, dass meine Kraft groß genug ist, werden sie sich gegen mich wenden, weil ich so jung und unerfahren bin.«
»Unerfahren bist du nun wirklich nicht.«
»Das glauben sie aber und ich will nicht gegen alle älteren Mitglieder der Gilde gleichzeitig kämpfen müssen. Anya braucht irgendjemanden, der für sie die Gilde leitet. Ich bin ihr so recht wie irgendein anderer.«
»Du spielst ein gefährliches Spiel, mein Lieber. Anya zu vertrauen … das ist, als würdest du mit einer Schlange spielen.«
»Was du nicht sagst.« Er rieb sich die Augen. »Was hat Sterol inzwischen getrieben?«
»Kinowin und Anya haben mich vor ihm gewarnt. Kinowin meinte sogar, ich solle mich von dem Weißen Turm ganz fern halten. Ich bin froh, dass du wieder da bist.«
»Hat er … Sterol …«
»Nein … nein, nichts dergleichen.«
Noch nicht. Cerryl schluckte.
»Sterol wird von Anya kontrolliert.« Leyladin lächelte traurig. »Er merkt es nicht einmal. Sie sagt etwas, und er tut das Gegenteil von dem, was sie sagt, und merkt nicht, dass er damit genau das tut, was sie will.«
»Das ist das Problem mit ihr. Soll man sich ihr widersetzen oder sie unterstützen? Woher weißt du überhaupt, was sie beabsichtigt?« Cerryl sah nach draußen, wo es rasch dunkel wurde, und unterdrückte ein Gähnen.
»Hast du schon gegessen?«
»Ja, aber ich habe nicht genug bekommen.«
»Nein, du kannst ja nie genug bekommen.« Ihre Augen flackerten amüsiert. »Du hast ganz sicher großen Hunger.«
Cerryl musste grinsen.
LXXXVIII
C erryl wartete neben dem Eingang des Ratssaals im Schatten der Säulen. Von dort aus konnte er den Innenhof überblicken, ohne vom Brunnen aus bemerkt zu werden. Als zusätzlichen Schutz hatte er einen leichten Blendschirm aufgezogen.
Schwere dunkle Wolken hingen über der Stadt, und da in den Hallen keine Lampen angezündet worden waren, wirkten die Gebäude düster und bedrohlich.
Eine sehr angemessene Kulisse. Cerryl blickte einen Flur hinunter, aber er konnte bisher noch niemanden sehen, der sich dem Brunnen näherte.
Zwei rot uniformierte Boten, ein Mann und eine Frau, eilten vorbei.
»Redark … kann sich nie
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