Der Magier von Fairhaven
es zu Ende.«
Cerryl schloss die Augen, um die schmerzhaften Doppelbilder auszublenden, und konzentrierte sich darauf, das heraufdrängende Chaos zu verbreitern, bis es die Bewaffneten umfing, von denen einige sich bereits zurückzogen, während andere gerade versuchten, über die Steinmauern vor dem Haus zu klettern.
Unwillkürlich verkrampften sich seine Arme und Schenkel. Draußen dampfte jetzt der ganze Boden, dass die Luft sich anfühlte wie in einer heißen, schwulen Sommernacht, hin und wieder aufgewühlt von kurzen, eiskalten Böen.
Leyladin zupfte sanft an Cerryls Arm. »Es ist niemand mehr da draußen, aber an der Vordertür …«
Die Heilerin dicht an seiner Seite, ging Cerryl mit schweren, aber raschen Schritten zur Vordertür und hielt etwas Chaos-Energie bereit.
Ein in Leder gekleideter Angreifer sprang über die Fliesen der Eingangshalle herbei und hatte Cerryl fast erreicht, ehe eine Lanze aus goldenem Licht seine Brust durchbohrte. Cerryl und Leyladin fuhren zurück, als der Bewaffnete stürzte. Das Kettenhemd klirrte laut auf dem harten Boden.
Sie sahen sich um.
»Es ist niemand mehr da«, flüsterte sie.
Wegen der Doppelbilder und der Kopfschmerzen blinzelnd, suchte Cerryl den Vorraum und den Eingangsbereich mit Augen und Sinnen ab, aber auch er konnte niemanden entdecken. Sie gingen vorsichtig zur offenen Vordertür und der Lampe, die ihren schwachen Lichtschein auf den dampfenden Boden warf.
»Zwei sind zum Platz gelaufen«, sagte Leyladin.
»Wir müssen sie laufen lassen«, erklärte er heiser.
Leyladin bückte sich und betrachtete einen Toten in der grünen Livree ihres Hauses, der in der Eingangshalle lag. »Gleddis … er hat mich früher immer auf den Schultern getragen.«
Auf der Steintreppe lagen ein Vorschlaghammer und ein schwerer Meißel, ein paar Holzsplitter waren aus dem Türrahmen geschlagen worden. »Es tut mir Leid.«
»Herrin? Ser?« Soaris kam zu ihnen getappt, er hatte sich eilig eine Hose übers Nachthemd gezogen, war aber immer noch barfuss. »Alles in Ordnung?«
»Ja«, antwortete sie wortkarg. »Sie haben Gleddis getötet.«
Soaris betrachtete den gefallenen Wächter, starrte in die inzwischen wieder stille Nacht und das Schneegestöber hinaus. Im Licht der Lampe über der Tür musste er blinzeln. »Er hat Euch gerettet und es Ser Cerryl ermöglicht, die anderen zu töten.«
Und von meinen eigenen Bewaffneten war keiner hier, um mich zu schützen. »Manchmal ist so etwas ein schwacher Trost.« Cerryls Stimme klang belegt.
»Er wäre nicht gestorben, wenn er nicht den Wunsch gehabt hätte, seine Pflicht zu tun.« Soaris betrachtete den Toten. Draußen kam ein Wind auf, während die Erde wieder trocknete und sich abkühlte. Weiße Ascheflocken gesellten sich zu den dicken Schneeflocken und vermischten sich mit ihnen zu einem klebrigen Brei.
Cerryl bemühte sich, trotz seiner Kopfschmerzen und der Doppelbilder klar zu denken. »Soaris …«
»Ser?«
»Wie ich sehe, haben unsere Besucher ein paar Waffen und Metallgegenstände zurückgelassen. Wenn es dir nichts ausmacht …«
»Ich kann sie gern einsammeln, Ser. Vielleicht kann Ser Layel sie sogar mit gutem Gewinn verkaufen.«
»Es sollte jetzt keine Schwierigkeiten mehr geben.« Cerryl rieb sich die Stirn.
»Ich hoffe doch nicht, Ser.«
»Vielen Dank, Soaris«, sagte Leyladin leise.
Cerryl ging langsam durch die Eingangshalle. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Nach ein paar mühsamen Schritten hatte er das Wohnzimmer erreicht und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen.
Seine Augen brannten vor Schmerzen, und wenn er sie öffnete, sah er immer noch Doppelbilder.
»Das wird schon wieder«, erklärte Leyladin.
»Nicht … ohne deine Hilfe.«
Als sie seine Schultern und den Nacken durchknetete, ließ das Zittern allmählich nach. Die Doppelbilder blieben jedoch, wenn auch die Schmerzen nicht mehr so schlimm waren wie unmittelbar nach dem Einsatz des konzentrierten Chaos. Aber der Kopf tat weh, mehr denn je, oder vielleicht so schlimm wie schon öfter, aber er legte keinen Wert darauf, seine Erinnerungen gründlicher zu erforschen.
Soaris kam wieder durch die Vorhalle, dieses Mal mit Stiefeln und Jacke bekleidet.
»Anya. Es war Anya.« Leyladins Stimme war leise, aber entschieden. »Ich habe doch gleich gesagt, dass sie etwas im Schilde führt. Sie ist eine der wenigen, die wissen, dass du bei Unwettern nicht viel Chaos-Energie aufbieten kannst.«
Wegen der Kopfschmerzen
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