Der Magier von Fairhaven
Das ist wirklich kaum zu glauben.«
»Nein«, widersprach Kinowin leise. »Es waren zweiundvierzig Bewaffnete, die certische Klingen hatten.«
»Das erscheint mir kaum beruhigender als die erste Möglichkeit.« Senglat presste die Lippen aufeinander, leckte nervös darüber.
Cerryl nickte. »Bleibt bitte hier.« Er nickte zum freien. Platz hin. »Zieht den Stuhl etwas herum.«
Der Oberhauptmann hätte beinahe die Stirn gerunzelt, aber er gehorchte wortlos und ließ sich vorsichtig neben Leyladin nieder.
»Wir werden als Nächstes mit einigen Kaufleuten sprechen«, erklärte Cerryl.
Der erste Kaufmann, der das Quartier des Erzmagiers betrat, war ein drahtiger Mann, der abgesehen von einem breiten grünen Ledergürtel ganz in Grau gekleidet war. Chorast verneigte sich. »Es ist mir eine Ehre, von Euch gerufen zu werden.«
»Das will ich hoffen«, sagte Cerryl. »Habt Ihr in der letzten Zeit neue Bewaffnete in Dienst genommen?«
Der kleine, drahtige Mann blinzelte und legte den Kopf schief. »Aber nein, geehrter Erzmagier, warum sollte ich das im Winter tun, wenn ich weniger zu vertreiben habe und die Lager leer sind? Nein, ich habe keine neuen Leute eingestellt.«
»Sind einige Eurer Leute in der letzten Zeit verschwunden?«
Wieder blinzelte Chorast verwundert. »Nein, Ser.«
»Habt Ihr von Kaufleuten gehört, die Bewaffnete gesucht haben?«
»Seit mehr als einer Jahreszeit nicht mehr. Ich habe gehört, dass Loboll im letzten Herbst einige Wächter gesucht hat, um Lieferungen nach Suthya zu begleiten.«
Cerryl hätte beinahe zufrieden genickt. Der Händler war verwirrt, aber die Antworten hatten der Wahrheit entsprochen. »Wie läuft der Handel in Fairhaven für Euch?«
»Es heißt, dass Ihr mehr als viele andere Erzmagier die Wahrheit sucht, Euer Hoheit, und wenn dies zutrifft, dann …« Chorast hielt inne und lächelte.
Cerryl lachte. »Gut gesagt, Chorast. Ihr meint, es ist schwierig und es könnte noch schwieriger werden, aber Ihr wollt es den Erzmagier nicht unbedingt wissen lassen.«
»Es hat schon schlimmere Zeiten gegeben.«
»Aber nicht sehr oft. Warum bleibt Ihr trotzdem hier?«
»Fairhaven ist meine Heimat, Hoheit. Und … nun ja, Ihr habt Euch um Layel gekümmert, und es heißt, Ihr sorgt dafür, dass die Sondersteuer in den Häfen erhoben wird. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass so etwas wirklich funktioniert.« Der Kaufmann lächelte flüchtig, aber der Ausdruck verflog sofort wieder. Er sah Cerryl arglos an.
»Ich bemühe mich, den Handel zu erleichtern und in ganz Candar gerechte Bedingungen zu schaffen.«
»Ist es denn wahr, dass Ihr auch in Spidlar Gebühren ’eintreibt, Ser?«
»Nicht sehr viel«, räumte Cerryl ein. »Die Gebühren sind halb so hoch wie hier. Aber ich möchte so weit kommen, dass eines Tages alle Händler und Kaufleute in ganz Candar die gleichen Steuern zahlen.«
»Wenn Ihr das schafft, Ser … ich bin zwar ein Lump, aber trotzdem ehrlich für einen Händler … wenn Ihr das schafft, dann werden die ehrlichen Händler nie wieder einen anderen Erzmagier haben wollen.«
Cerryl nickte. »Ihr habt mir gesagt, was ich erfahren wollte. Wenn Euch noch etwas einfällt, das allen Kaufleuten helfen könnte, dann zögert nicht, zu mir zu kommen und es mir mitzuteilen.« Er lächelte. »Oder schickt mir eine Schriftrolle, wenn Ihr glaubt, Eure Urteilsfähigkeit könnte unter zu großer Nähe zum Erzmagier leiden.«
Chorast verneigte sich lächelnd. »Mit Eurer Erlaubnis, Hoheit?«
»Ihr könnt gehen, ehrbarer Lump.« Cerryl grinste, als der Mann die Tür hinter sich schloss.
»Er hat die Wahrheit gesagt«, erklärte Kinowin.
»Ich weiß.« Cerryl sah Leyladin und dann Senglat an. Der Oberhauptmann schüttelte den Kopf. Leyladin lächelte leicht.
Der nächste Händler war Muneat. Trotz der dunkelblauen Jacke und der Hose und der silbern abgesetzten blauen Stiefel wirkte er viel kleiner, als Cerryl ihn in Erinnerung hatte. Aber vergiss nicht, dass du damals ein ängstlicher Schreiberlehrling warst.
»Euer Hoheit … ich komme auf Euren Befehl.« Der Kaufmann zwirbelte nervös seinen silbernen Schnurrbart, als er sich wieder aufgerichtet hatte. »Ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal ein Erzmagier einen Kaufmann zu sich gerufen hat …«
»Und dann auch noch so kurzfristig.« Cerryl lächelte schief. »Ich muss mich entschuldigen. Wir leben in schwierigen Zeiten und das gilt für Kaufleute ebenso wie für die Gilde.«
»Ich muss gestehen, dass
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