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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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der auf dem rohen Tisch lag. Das Glas zeigte ihm keine blau gekleideten Reiter, keine Bewaffneten. Im Umkreis eines Tagesritts zwischen Axalt und dem Dorf, in dem er mit seiner kleinen Abteilung Lanzenreiter stationiert war, gab es in keinem einzigen Ort, den er überprüft hatte, Hinweise auf feindliche Truppen. Aber dies bedeutete noch lange nicht, dass er und seine Lanzenreiter vor Überfällen völlig sicher waren. Es bedeutete nur, dass sich in der Nähe keine großen Trupps von Bewaffneten herumtrieben.
    Sie sind wohl damit beschäftigt, Jesleks Vorstoß zu behindern. Cerryl wischte sich die Stirn ab und trank einen Schluck Wasser aus seiner Flasche. Die Arbeit mit dem Spähglas hatte ihm die Schweißperlen auf die Stirn getrieben.
    Er konzentrierte sich wieder und dachte an den Schmied im fernen Diev, der eine große Ordnungs-Energie ausstrahlte, obwohl so viele Meilen zwischen ihnen lagen.
    Der rothaarige junge Mann stand neben dem Schmiedeofen und zog Draht. Cerryl konnte die Ordnung im Draht sogar durchs Glas spüren. Wie Leyladin schaute auch Dorrin auf, als das Bild im Glas vor Cerryl deutlicher wurde. Doch im Gegensatz zu der Heilerin machte der Schmied ein finsteres Gesicht und kümmerte sich weiter um seine Arbeit.
    »Geordneter Eisendraht«, murmelte der Magier mit den grauen Augen. Er schüttelte den Kopf. Was immer Dorrin dort tat, es würde den Weißen Streitkräften auf ihrem Vorstoß nach Elparta große Schwierigkeiten bereiten. Auch wenn Cerryl die Einzelheiten noch nicht durchschaut hatte, so trog ihn sein Gefühl sicher nicht. Weiß Jeslek Bescheid? Oder ist es ihm gleichgültig?
    Cerryl stand auf und packte den Spiegel wieder in die Schutzhülle.

 
XVI
     
    W ie jeden Morgen holte Cerryl, während draußen die Kochfeuer entfacht wurden, das Spähglas aus der Schutzhülle und legte es auf den rohen Tisch. Der bereits warme Wind wehte durch die offene Tür, dass Cerryls weiße Hose flatterte, und trug den Geruch von frischem Holz herbei.
    Er rieb sich die Nase und rückte die Bank zurecht, damit er bequem sitzen konnte, während er die Bilder heraufbeschwor und auf die Landkarten übertrug. Inzwischen hatte er die meisten Seitenwege und Pfade, die zwischen Axalt und Elparta von der Hauptstraße abzweigten, eingezeichnet. Es waren erheblich mehr, als er je vermutet hätte.
    Stirnrunzelnd starrte er das leere Glas an und beschloss, Leyladin erst zu suchen, wenn er ein paar Dörfer in der Nähe überprüft und an der Karte gearbeitet hatte. Auf diese Weise würde er zum Abschluss wenigstens ein freundliches Gesicht sehen.
    Er fand noch einen weiteren Weg, der sich durch die Hügel schlängelte und beinahe bis zu der Hauptstraße führte, auf der Jeslek – fast vierzig Meilen entfernt im Südosten von Elparta und nahe den Hügeln, die Gallos von Spidlar trennten – seine Streitmacht zusammenzog. Nachdem Cerryl den Weg auf die Karte übertragen hatte, suchte er die Vorratswagen, die aus Certis kamen. Sie hatten irgendwo in den Osthörnern in der Nähe des zerstörten Axalt eine Rast eingelegt. Als Letztes nahm er sich die benachbarten Dörfer vor.
    Die beiden ersten Versuche zeigten ihm verlassene Orte, aber beim dritten bemerkte er, noch bevor sich die Schleier völlig verzogen hatten, vier oder sogar fünf Züge Berittener, die blaue Hemden oder Westen trugen. Sie sattelten gerade die Pferde und bereiteten sich auf einen Ausritt vor.
    Den genauen Standort konnte Cerryl nicht bestimmen, doch anscheinend befanden sie sich auf einer Straße, die zur Kreuzung direkt hinter dem Dorf führte, wo er sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, und waren also weniger als eine halbe Tagesreise entfernt.
    Der Magier mit den braunen Haaren zwang sich, auch noch die anderen Orte abzusuchen, ehe er sich wieder das Bild der Berittenen vornahm. Nach einer Weile stand er langsam auf und wischte sich die feuchte Stirn ab. Soweit er es sehen konnte, waren keine großen Ballungen von Ordnung oder Chaos in der Nähe der Bewaffneten zu spüren, und das Glas trog ihn sicher nicht.
    Du hoffst nur, dass du richtig liegst. Aber mehr als eine Hoffnung ist es nicht. Er schluckte und verließ die Hütte, sah sich im Weiler um und betrachtete die paar Gebäude, die jetzt, kurz nach der Morgendämmerung, in orangefarbenes Licht getaucht waren. An den Kochfeuern sammelten sich die Lanzenreiter, um ihre Rationen in Empfang zu nehmen.
    »Ser?«, meldete sich der junge Lanzenreiter, der als Bote diente.
    »Oh, ja … ich muss

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