Der Magier von Fairhaven
dem sanften Hang hinter der Klippe an und war offenbar darauf aus, ihn zu erwischen.
Du hast zu lange gezögert. Wieder sammelte Cerryl das Chaos um sich, formte es zu einem schmalen Strahl oder einer Feuerlanze, und zielte auf die beiden ersten Reiter.
Zu Asche verbrannt, gingen die beiden Reiter zu Boden, nur ein dünner Rauchfaden stieg in die Luft. Cerryl ließ eine Feuerkugel los, die hinter den Bogenschützen direkt vor den Lanzenreitern einschlug.
Fettiger schwarzer Rauch wallte um die vorderen Reihen der blau uniformierten Lanzenreiter und stieg in der schwülen, stillen Luft träge zum Himmel empor.
Ein Pfeil zischte an der Schulter des Magiers vorbei. Cerryl fuhr herum und sah zwei weitere Bogenschützen, die rechts von ihm gerade die nächsten Pfeile in die Bogen einlegten. Sie standen weniger als dreißig Ellen entfernt auf der Wiese, fast auf gleicher Höhe wie er selbst auf der Klippe.
Mit einem Gefühl im Kopf, das klammen, steifen Händen an einem kalten Morgen nicht unähnlich war, versuchte er noch einmal, Chaos um sich zu sammeln und gegen die beiden Bogenschützen zu schleudern.
So klein die Feuerkugel auch war, er hatte gut gezielt und den ersten Bogenschützen zu Asche verbrannt. Der zweite zog eilig sein Pferd herum und floh den grasbewachsenen Hang hinunter, während er mit einer Hand das nervöse Pferd lenkte und mit der zweiten versuchte, die Flammen an seinen Kleidern auszuschlagen.
Cerryl blinzelte in der Nachmittagssonne und ignorierte den Gestank von verbranntem Fleisch. Er konzentrierte sich auf die blau uniformierten Lanzenreiter, die fast eine halbe Meile entfernt auf dem Weg angehalten hatten. Anscheinend waren sie gerade dabei, kehrt zu machen.
Cerryl holte tief Luft und ließ eine große Feuerkugel entstehen.
Zischend und träge flog die Kugel in hohem Bogen über den grasbewachsenen Hang und senkte sich herab. Das Chaos-Feuer brach über die zweite Reihe der Spidlarer herein.
Cerryl schwankte im Sattel, vor seinen Augen tanzten Lichtfunken und sein Schädel pochte. Als er wieder sehen konnte, bemerkte er, dass Hiser gekommen war und neben ihm wartete.
»Sie haben kehrt gemacht, Ser. Ihr habt noch einmal einen halben Zug getötet.«
Also noch etwa vier Züge. Cerryl nickte langsam. »Schickt einen Späher aus, der die andere Seite des Weges beobachten soll. Wir müssen sicher sein, dass sie tatsächlich umkehren.«
»Ja, Ser.« Hiser ritt zu seinen Leuten zurück.
Der Magier mit den grauen Augen tastete mühsam nach seiner Wasserflasche. Seine Finger zitterten so stark, dass er all seine Konzentration aufbieten musste, um den Stöpsel abzuziehen. Er trank langsam und das Wasser schien das Zittern und das Zucken der Blitze vor den Augen etwas zu lindern, konnte aber nicht die Kopfschmerzen oder die Müdigkeit beheben.
Der Nachmittag neigte sich allmählich dem Ende zu und die Sonne stand schon niedrig über den Hügeln im Westen, als Hiser zurückkehrte.
Cerryl schaute auf, betrachtete die Sonne und die langen Schatten der Büsche und Bäume. War der Tag wirklich schon fast vorbei?
»Sie sind weg«, verkündete Hiser. »Einer der Späher sagte, sie kehren auf der Hauptstraße nach Kleth zurück.«
»Für den Augenblick«, sagte Cerryl. Für den Augenblick. Er holte tief Luft. Eines wurde immer klarer. Das Chaos-Feuer eignete sich viel besser für einen Hinterhalt oder zur Verteidigung statt für direkte Angriffe, bei denen er nicht darauf bauen konnte, dass die Feinde dicht gedrängt zusammenstanden.
Aber der ständige Gebrauch der Chaos-Energie in kleinem Maßstab schien viel anstrengender zu sein als gewaltige Ausbrüche in größerem Abstand.
Darüber, warum er sich in dieser Wildnis herumtrieb und mit viel zu wenigen Weißen Lanzenreitern eine Übermacht von Spidlarern bekämpfen musste und warum er viel zu oft für seinen Geschmack seine ganze Chaos-Energie aufbieten musste, wollte er lieber gar nicht erst nachdenken.
Ganz zu schweigen von der Trennung von Leyladin, die sich unangenehm in die Länge zog.
XVIII
I m orangefarbenen Licht nach der Morgendämmerung starrte Cerryl das Glas an, das auf dem rohen Tisch lag, und rieb sich die Augen. In den letzten drei Achttagen hatte er nicht viel Schlaf bekommen, denn sie hatten ständig spidlarische Einheiten aufspüren und verfolgen und von den Nachschubwegen verscheuchen müssen. Jetzt gerade war wieder einmal eine Wagenkolonne aus Certis durch die Osthörner in Richtung Elparta unterwegs.
Trotz der
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